MELANCHOLIA (Dänemark 2011)


Concorde Filmverleih               Spieldauer:  130 Min.                Kinostart: 6. Okt. 2011

  Science-Fiction Drama, Regie: Lars von Trier

Justine (Kirsten Dunst) und Michael (Alexander Skarsgård) feiern ihre Hochzeit mit einem rauschenden Fest auf dem Landsitz von Schwester (Charlotte Gainsbourg) und Schwager (Kiefer Sutherland) der Braut. Währenddessen nähert sich der riesige Planet MELANCHOLIA immer weiter bedrohlich der Erde

 

Concorde Filmverleih                            Spieldauer:  130 Minuten                       Kinostart: 6. Oktober 2011

Science-Fiction Drama, Regie: Lars von Trier

Justine (Kirsten Dunst) und Michael (Alexander Skarsgård) feiern ihre Hochzeit mit einem rauschenden Fest auf dem Landsitz von Schwester (Charlotte Gainsbourg) und Schwager (Kiefer Sutherland) der Braut. Währenddessen nähert sich der riesige Planet MELANCHOLIA immer weiter bedrohlich der Erde.

Der Film erzählt eine Geschichte über das Ende der Welt. Langsam aber sicher kommt die Bedrohung näher und überwältigt die Menschheit. Ein echtes “Fin de Siecle” liefert Lars von Trier mit seinem Film MELANCHOLIA. Ist es Dekadenz im Endstadium oder der Aufbruch in eine neue Welt, die gleichsam durch das Ende des Films erwacht?

Dass ein riesiger Planet namens Melancholia sich unaufhaltsam durch das Weltall bewegt und immer weiter auf die Erde zusteuert, ahnen die Hochzeitsgäste von Justine (KIRSTEN DUNST) und Michael (ALEXANDER SKARSGÅRD) noch nicht. Doch das prachtvolle Fest, das nach der Trauung auf dem herrschaftlichen Landsitz der Brautschwester Claire (CHARLOTTE GAINSBOURG) und ihres reichen Ehemannes John (KIEFER SUTHERLAND) stattfindet, steht dennoch unter keinem guten Stern.

Die Besucher der Hochzeitsgesellschaft auf dem Anwesen mit Schloss am Ufer eines Sees, nehmen die Erscheinung am Himmel zuerst punktuell wahr, indem ein neuer Himmelskörper am Firmament auftaucht und den Nachthimmel jetzt doppelt beleuchtet. Die Tatsache scheint keine Panik bei den Gästen auszulösen, sondern regt zur Unterhaltung an. Taucht die Menschen aber dann in eine melancholische Stimmung veknüpft mit merkwürdig übernatürlichen Erscheinungen, die sich unmittelbar am Menschen bemerkbar machen in Form von Lichtströmungen, was die Endzeit einläuten soll. Sehr luziferisch was dem Regisseur hierzu eingefallen ist, aber effektiv was die Auswirkungen einer Endzeit angeht. 

 Zum Trailer:   MELANCHOLIA            

Im Gespräch mit dem Regisseur
Sehnsucht nach dem Ende aller Dinge

Der Journalist Nils Thorsen, Autor des 2010 erschienenen Buches „Geniet – Lars von Triers liv, film of fobier“, sprach mit von Trier im März 2011, während der Regisseur letzte Hand an MELANCHOLIA anlegte.

Um die Sache gleich aus dem Weg zu räumen: am Ende von Lars von Triers neuem Film MELANCHOLIA sind alle tot. Nicht nur die Gäste der großen Hochzeitsgesellschaft, die in der ersten Filmhälfte in einem ach so romantischen, von einem Golfplatz umgebenen Anwesen zusammenfindet. Und auch nicht nur alles Leben auf Erden. Denn in der Welt, die der dänische Filmemacher dieses Mal heraufbeschwört, sind wir im Universum vollkommen allein. Was also endet in der kosmischen Umarmung unseres Planeten mit dem zehn Mal größeren Planeten Melancholia, ist das Leben als solches – und damit auch jegliche Erinnerung daran.

Ein endgültigeres Ende gibt es nicht. Oder wie es von Trier mit dem ihm eigenen schwarzen Humor beschreibt: „In gewisser Weise hat dieser Film also ein Happy End.“ Es ist kein Zufall, dass wir unser Gespräch mit dem Ende beginnen. Und das ausgerechnet an einem sonnigen Frühlingstag, an dem alles in sattem Grün wieder von vorne zu beginnen scheint, und ich den Regisseur in seiner Mischung aus Büro und Wohnzimmer am Rande der Filmstadt in Avedore bei Kopenhagen besuche.

Der Keim des Films
Es sind zwei Schwestern, die wir bis zum bitteren Ende begleiten. Justine wird von Kirsten Dunst gespielt. Sie ist eine Melancholikerin vor Gottes Gnade, die sich schwer damit tut, ihren Platz in der Welt zu finden und all deren leere Rituale anzunehmen. Doch je näher das Ende der Welt rückt, desto mehr fühlt sie sich zuhause. Ihre sensible große Schwester Claire dagegen, gespielt von Charlotte Gainsbourg, fühlt sich wohl in der Welt und tut sich entsprechend schwer damit, vom Leben Abschied zu nehmen.

„Ich denke, dass Justine sehr mir selbst entspricht. Sie basiert zu weiten Teilen auf meiner Person und meinen eigenen Erfahrungen mit Prophezeiungen vom Jüngsten Tag und Depression. Claire dagegen sehe ich eher als… ganz normalen Menschen“, lacht Lars von Trier, der sein ganzes Leben lang von Ängsten geplagt wurde und als Kind jedes Mal dachte, der Dritte Weltkrieg würde ausbrechen, wenn er ein Flugzeug hörte.

Die Idee zum Film hatte ihren Ursprung eigentlich in einer Unterhaltung und einem Briefwechsel mit der Schauspielerin Penélope Cruz, die gerne einen Film mit von Trier drehen wollte. Sie erzählte ihm von ihrer Faszination für das Theaterstück „Die Zofen“ des französischen Autors Jean Genet, in dem zwei Zofen ihre Herrin umbringen.

„Ich musste sie erst einmal enttäuschen, weil ich grundsätzlich keine Stoffe verfilme, die nicht ausschließlich von mir stammen. Aber ich versuchte, etwas gezielt für sie zu schreiben.  Dieser Film basiert im Grunde auf den beiden Zofen, die ich in zwei Schwestern verwandelt habe. Außerdem kann Penélope reiten, was ich mir auch gleich zunutzen machte.“ Für den Filmtitel selbst diente seine eigene Depression als Inspiration. Später, vermutlich in einer Fernsehdokumentation, erfuhr er, dass Saturn der Planet der Melancholie ist und stieß bei einer Internetsuche obendrein auf eine Webseite über kosmische Kollisionen.

 

 

Welche Ästhetik hatten Sie für den Film überhaupt im Sinn? „Ich wollte einen Zusammenprall des Romantischen, Prachtvollen und Stilisierten mit einer gewissen Form von Realität. Die Kamera beispielsweise wird größtenteils mit der Hand geführt. Aber das Problem war, dass wir als Kulisse ein großartiges Schloss in Schweden hatten. Wenn dazu dann noch eine Hochzeit mit lauter Gästen in eleganten Kleidern und Smokings kommt, lässt es sich irgendwie kaum verhindern, dass die Sache irgendwie… schön wird“, lächelt von Trier.

„Nun, es ist einfach verdammt schwer, wenigstens ein kleines bisschen Hässlichkeit einzuschmuggeln. Deswegen tendiert der Film wohl ganz leicht Richtung Künstlichkeit und Plastik. Hier und da zumindest. Schreiben Sie das bitte, ja?“

„Wenn Sie mich fragen, sehnt sie sich nach Schiffbrüchen und einem plötzlichen Tod, um mit den Worten des dänischen Dichters Tom Kristensen zu sprechen. Und genau das bekommt sie schließlich auch. Denn letztlich gelingt es ihr, den Planeten hinter der Sonne hervorzuziehen und sich ihm völlig zu ergeben.“

Zunächst einmal erzählt er, dass er sich zuletzt Bücher wie Thomas Manns „Die Buddenbrooks“ oder „Der Idiot“ und „Die Brüder Karamasow“ von Dostojewski vorgenommen hat. „Dabei fällt einem schon auf, wie seltsam es ist, dass Filme immer so unfassbar dumm sein müssen“, bricht es aus ihm heraus. „Warum muss immer jeder Satz etwas bedeuten? Oh, diese Fixierung auf den Plot! Wenn Bücher einen roten Faden haben, dann streifen sie den immer nur ganz kurz…“.

„Filme kleben dagegen sklavisch an ihrem Plot. Sogar die von Tarkowski haben nie auch nur annähernd die Tiefe eines guten Romans. Dabei könnte es sehr unterhaltsam sein, mal all die Qualitäten wirklich guter Romane auf die Leinwand zu übertragen. Selbst wenn die Protagonisten dann reden wie die Wasserfälle, was ich bei Dostojewski so liebe.“

 

 

 

 

 

 

 

„Ich habe Peter Aalbaek die Wahl zwischen zwei Titeln als nächstem Film gegeben: ‚Shit in the Bedsore’ (Scheiße im Druckgeschwür) oder ‚The Nymphomaniac’ (Die Nymphomanin). Und er scheint zu glauben, dass ein Film mit dem Titel ‚Die Nymphomanin’ sich besser vermarkten lasse.“ Das wird also tatsächlich Ihr nächster Film? „Ich recherchiere zumindest gerade zum Thema Nymphomanie. Und zu Marquis de Sade. Ich habe herausgefunden, dass rund 40 Prozent aller Nymphomaninnen sich auch selbst verletzen. Gleichzeitig ist es politisch heutzutage inkorrekt, über Nymphomanie zu sprechen, denn schon der Gedanke hinter diesem Phänomen erweckt den Anschein, dass da jemand überhaupt keinerlei Verständnis von weiblicher Sexualität hat. Aber so wie ich das sehe, fehlt vielen dieser Frauen die Möglichkeit der Befriedigung, weswegen sie Sex genauso einsetzen wie als wenn sie sich selbst verletzen, nämlich als etwas, über das sie Kontrolle haben. Ich denke, dass sie eine Angst oder einen Schmerz mit sich herumtragen, den sie durch ihr Verhalten verbergen.“

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