Uelzener Innenstadt im Winter Drei Handelsstädte am Rande der winterlich gestimmten Lüneburger Heide - Teil 2


Reges Wintertreiben in den breiten Straßen der Uelzener Innenstadt

Erst seit 2016 darf sich Uelzen offiziell Hansestadt nennen. Die Geschichte der Hanse im Zusammenhang mit der Stadt beginnt jedoch weitaus früher, deren Gründung auf das 13. Jahrhundert zurückgeht. Archäologische Funde weisen darauf hin, dass beim Bau andere Hansestädte wie Lübeck oder Stockholm als Vorbild gedient haben. Auffällig ist der bis heute erhalten gebliebene Straßenverlauf im Stadtgrundriss, wozu die Form bestimmter mittelalterlicher Parzellenzuschnitte und die Standorte des Rathauses und der St. Marien-Kirche zählen.

Breite Straßen in der Ortschaftsmitte deuten auf regen Handel und ebensolches Marktgeschehen hin. Einen großen Marktplatz sucht man jedoch vergeblich im Ort. Eine Eigenart von Uelzen ist, Märkte finden entlang der breiten Straßen statt. Äußerlich ähnelt das dem Aufbau einer Shopping Mall, die nach amerikanischem Vorbild wie sogenannte Saloonstädte angeordnet sind. Wie wissenschaftliche Untersuchungen belegen, verträgt die mittelalterliche Bauweise oder was davon übrig geblieben ist den Ansturm einer Shopping Mall gar nicht. Soll hier nur ein Vergleich sein.

CEKA Kaufhaus, Gebäude mit Flachdach ursprünglich erbaut im Bauhausstil

Wie mir der Stadtarchäologe der Stadt Uelzen, Dr. Fred Mahler, am 11. Dezember erläuterte, verfügt die Uelzener Innenstadt sogar über ein historisches Gebäude, das im Bauhausstil erbaut wurde. Das Gebäude wurde 2010 kernsaniert und die Fassade erneuert, aber der Bau darunter ist Original. Ein Baumeister der dahinter stand, war nicht gleich zu ermitteln.

Erwähnenswert ist der Grad der Zerrstörung, den die Stadt Uelzen während des Zweiten Weltkriegs getroffen hat. Dabei wurden große Teile der Altstadt zerstört, die in den 1950er Jahren parzellengetreu wieder aufgebaut wurden, was aber nicht mehr der mittelalterlichen Altstadt in Backsteingotik standhält. Wie in den Hansestädten üblich finden sich auch in Uelzen zahlreiche Speicherhäuser, die hier oftmals auch in Fachwerkbauweise ausgeführt wurden.

Der mittelalterliche Grundriss der Hansestadt Uelzen war in drei Richtungen ausgelegt, nach Norden, nach Süden und nach Osten. Laut dem Hamburger Schiffsrecht aus dem Jahre 1270 wird Uelzen in Zusammenhang mit einem Entladetarif am Alsterhafen benannt. Transportiert wurde Buchenasche, die dazu diente, Wolle zu bearbeiten. Den Handel beherrschten jedoch Tuche und Leinwand, darunter war auch Segeltuch sowie Getreide. Geografisch lassen sich im heutigen Estland, in England, Flandern und Norwegen (Bergen) Schwerpunkte des Uelzener Fernhandels ausmachen.

Seitlich des Flusses Ilmenau liegt Uelzen im historischen Stadtplan mit breiter Marktstraße

Der gotische Kernbau des Alten Rathauses in Uelzen wurde schon 1347 errichtet und in den Jahren 1789/90 spätbarock umgebaut. Später wurden Treppengiebel und gotisches Backsteinportal entfernt, es erfolgte eine Neugestaltung der Fassade im klassizistischen Stil. Während eingehender Untersuchungen im Inneren des Gebäudes stellte sich jedoch heraus, welches Gebäude hinter Fassade steckt. Im Inneren des Alten Rathauses konnten tragende Holzbalken auf das Jahr 1324 zurückdatiert werden.

Hinter Verputz konnte das in typischer Backsteingotik erstellte Spitzbogenportal wiederhergestellt werden, was mit abwechselnd glasierten und normal gestaffelten Klinkersteinen im Eingangsbereich zu erkennen sind.

 

 


Teile der historischen Stadtmauer hier mit zugemauertem Torbogen auf dem früher noch ein Häuschen stand. Dort fanden oftmals verdiente Mitarbeiter der Stadt eine dauerhafte Bleibe, um dort zu wohnen.
Hinter klassizistischer Fassade wiederhergestelltes Spitzbogenportal norddeutscher Backsteingotik mit Stufen und abwechselnd glasierte und normale Backsteine am Alten Rathaus in Uelzen

…nicht zu vergessen die Bunten Steine die überall in Uelzen verteilt sind und die alle paar Jahre von der Künstlerin selbst farblich erneuert werden. Der Weg der Steine in Uelzen führt vom Hundertwasserbahnhof in die Innenstadt. 21 große Steinbrocken wurden von der deutsch-schwedischen Künstlerin Dagmar Glemme bearbeitet und zum Teil mit phantastischen und mystischen Motiven bemalt.

Foto (c) Kulturexpress

Siehe auch: Drei Handelsstädte am Rande der winterlich gestimmten Lüneburger Heide  Prolog
Siehe auch: Durchreise Hundertwasser Bahnhof Hansestadt Uelzen Teil 1
Siehe auch: Uelzener Innenstadt im Winter   Teil 2
Siehe auch: Mit Libeskind-Bau gelangt Weltarchitektur nach Lüneburg     Teil 3
Siehe auch: Im Zeichen der Nachhaltigkeit – Das neue Zentralgebäude der Leuphana-Universität      Teil 4
Siehe auch:  Stadtrundgang Lüneburg   Teil 5

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