67. IAA Nutzfahrzeuge IAA zeigt die gesamte Nutzfahrzeugbranche im Aufbruch


67. IAA Nutzfahrzeuge geht an den Start: Mehr Aussteller, mehr Fläche, mehr Weltpremieren – Im Mittelpunkt stehen Digitalisierung, Vernetzung, Automatisierung und Elektromobilität – Nutzfahrzeugmärkte geben IAA Rückenwind – Kritik an unrealistischen CO2-Minderungszielen für schwere Lkw

Nutzfahrzeugmärkte in guter Verfassung

Die internationalen Nutzfahrzeugmärkte (über 6 t) präsentieren sich für diese IAA in guter Verfassung, sie haben im bisherigen Jahresverlauf (Januar-Juli) zugelegt. Das gilt für Westeuropa (+2 Prozent), China (+8 Prozent) und insbesondere für die USA (+18 Prozent).
Sogar Brasilien, das Sorgenkind der vergangenen Jahre, gibt wieder Anlass zu Optimismus: Hier stiegen die Verkäufe bis Juli um mehr als 50 Prozent – allerdings sind wir von früheren Höchstständen immer noch weit entfernt. Der indische Nutzfahrzeugmarkt wuchs ebenfalls kräftig (+45 Prozent).

Doch können wir auch beim Nutzfahrzeug die weltweit zu beobachtenden politischen Risiken nicht ausblenden. Gerade in den international eng verflochtenen Transport- und Lieferketten nutzen Trends zu mehr Protektionismus, Zöllen und Handelshemmnissen letztlich niemandem. Deshalb treten wir weltweit für freien und fairen Handel ein. Transport und Logistik brauchen offene Märkte.
Auch der Markt für leichte Nutzfahrzeuge (bis 6 t) ist gut unterwegs: Wir gehen davon aus, dass der Absatz in Westeuropa im Gesamtjahr 2018 um 2 Prozent auf knapp 2 Mio. Fahrzeuge steigen wird.

Zusammengefasst: Die Märkte geben dieser IAA Rückenwind. Hinzu kommt, dass in Deutschland und Europa durch den Online-Handel das Transportergeschäft brummt. Auch das spüren die Hersteller und Zulieferer positiv.

Driving tomorrow – die Zukunft der Mobilität auf der IAA

Diese IAA steht unter dem Motto „Driving tomorrow“. Damit wird ausgedrückt, dass die Branche sich den großen Herausforderungen der Zukunft stellt: Digitalisierung, Vernetzung, automatisiertes Fahren sowie Elektromobilität und weitere alternative Antriebe. Überdies beschäftigt sich diese Industrie mit zentralen Fragen der urbanen Logistik und Mobilität.

Auf dieser IAA wird deutlich: Die Unternehmen – Hersteller von schweren Lkw und Transportern, von Trailern, von Bussen und Spezialfahrzeugen sowie die große Zahl der Zulieferer – bereiten sich intensiv auf diese Transformation vor, die auf der Antriebsseite und bei der Digitalisierung stattfindet.

Digitalisierung und E-Mobilität gehören zusammen, sie sind zwei Seiten einer Medaille. Denn Digitalisierung, Vernetzung und Automatisierung beziehen sich ja nicht nur auf die Car2X-Kommunikation, sondern sie sind auch integraler Bestandteil jeder Neuentwicklung im Antriebsstrang.

Digitalisierung macht Transport und Logistik noch sicherer und effizienter

Die Verkehrssicherheit kann durch Digitalisierung, Vernetzung – und künftig noch stärker durch das automatisierte Fahren – erheblich verbessert und gesteigert werden. So bringen Sensoren und Kameras dem Nutzfahrzeug schon in naher Zukunft Sehen und Hören bei: Hochauflösende Monitore ersetzen zusammen mit Kameras die Außenspiegel und schaffen die toten Winkel rundum ab. Das sorgt für mehr Sicherheit, besonders im urbanen Umfeld und beim Abbiegen.

An diesen Innovationen sowie an vielen anderen Neuheiten sind die Zulieferer maßgeblich beteiligt. Ihr Anteil an der Wertschöpfung eines Fahrzeugs liegt bei über 70 Prozent. Deshalb bildet die IAA – wie keine andere Messe – die Wertschöpfungskette so umfassend ab.
Zudem bieten die neuen Technologien enorme Vorteile bei Flexibilität und Effizienz. Ein Beispiel dafür, welches Potenzial in der Vernetzung und Automatisierung steckt, ist Platooning: Damit kann der Transport über weite Strecken noch effizienter und CO2-sparsamer bewältigt werden. Durch das Fahren im Platoon lassen sich bis zu 10 Prozent Kraftstoff und CO2-Emissionen einsparen. Dass Platooning technisch funktioniert, haben wir inzwischen bewiesen, es wird bereits im Logistikalltag getestet. Der Einsatz von gemischten Platoons, also mit Trucks verschiedener Hersteller, ist mittel- bis langfristig ein wichtiges Entwicklungsziel.

Und: Nutzfahrzeuge sind prädestiniert für das automatisierte Fahren. Sie haben eine Jahreslaufleistung von 100.000 bis 150.000 km im Fernverkehr, meist auf der Autobahn. Zum Vergleich: Die durchschnittliche Jahreslaufleistung bei Pkw beträgt lediglich etwa 14.000 Kilometer, ein Großteil davon entfällt auf die Fahrt zur Arbeit.

Elektromobilität geht auf der IAA in Serie

Hier in Hannover können wir sehen: Die Industrialisierung der Elektromobilität kommt nicht nur beim Pkw voran, sondern findet insbesondere auch im Nutzfahrzeugbereich statt: Transporter mit Elektroantrieb haben hier vielfach Premiere. Die IAA-Besucher werden bei E-Transportern einen Quantensprung erleben. Damit können die täglichen Aufgaben, die vor allem von KEP-Diensten, Handwerkern und Lieferanten in Städten zu leisten sind, optimal erfüllt werden. Der Zustellverkehr, für den besonders die „letzte Meile“ entscheidend ist, erhält damit ein Produktangebot, das auch den neuen Logistikanforderungen genügt und zudem lokal emissionsfrei ist. Denn im Zuge des rasant steigenden Onlinehandels wachsen in ähnlichem Umfang der Warenverkehr und damit der Bedarf für Transporter in urbanen Räumen.

Die lokal emissionsfreie Antriebsart finden wir auch mehr und mehr in Stadtbussen, das Angebot legt kräftig zu. E-Busse entlasten die Städte, sie leisten einen wichtigen Beitrag zur weiteren Verbesserung der Luftqualität.

Selbst beim schweren Lkw (bis 26 t) ist Elektromobilität auf dem Vormarsch, besonders im Verteilerverkehr. Allerdings ist hier die Herausforderung der Elektrifizierung auf Grund von Gewicht und Reichweite deutlich größer. Als alternative Antriebe bieten sich zudem Hybrid oder Erdgas an. Der reinelektrische Betrieb wird aber auch hier kommen, mit der Serienproduktion ist in einigen Jahren zu rechnen.
Über 35 Modelle mit alternativen Antrieben stehen auf dem IAA-Messegelände für Probefahrten zur Verfügung. Die Zahl der Fahrzeuge mit herkömmlichem Antrieb, die auf der IAA für Probefahrten im allgemeinen Straßenverkehr angeboten werden, ist ähnlich hoch.

So wichtig die Elektromobilität ist – im schweren Fernverkehr (Lkw bis 40 t) bleibt der saubere und effiziente Euro-VI-Diesel bis auf weiteres sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch der Platzhirsch. Dabei gibt es noch Potenziale zur weiteren Effizienzsteigerung, etwa durch aerodynamische Optimierung, durch Trailer mit Heck- oder Seitenflossen. Erdgas (LNG oder CNG) kann als Kraftstoff im Fernverkehr eine wichtigere Rolle spielen. Mit CO2-freundlichem Power-to-Gas kann der Gasantrieb immer stärker dekarbonisiert werden. Ähnliches gilt für andere synthetische Kraftstoffe (E-Fuels), die CO2-mindernd im Bestand wirken, nicht nur bei Neufahrzeugen. Langfristig bieten sich zudem große Chancen für den elektrischen Antrieb durch die Brennstoffzelle.

EU-Regulierungsentwurf: CO2-Ziele für schwere Nutzfahrzeuge nicht realistisch

all das zeigt: Diese Industrie ist hoch innovativ – und sie steht mitten im beinharten Wettbewerb. Aber sie benötigt auch die entsprechenden Rahmenbedingungen, damit sie weiterhin erfolgreich sein kann.
Eine massive CO2-Reduktion bei schweren Nutzfahrzeugen, die für die gesamte EU gilt und innerhalb weniger Jahre durchgeführt werden soll, ist alles andere als einfach umzusetzen.

Die Produktzyklen eines Lkw sind länger als beim Pkw, zudem muss sich jede Investition eines Transportunternehmens rechnen. Eine Bestandserneuerung geht nicht über Nacht. Noch ein Unterschied zum Pkw-Segment: Im Transporterbereich wird die E-Mobilität schneller kommen; beim Fernverkehr wird es aber wesentlich länger dauern, bis der Elektroantrieb den Diesel in großem Umfang ersetzen kann.
Auch deshalb sehen wir die geplante CO2-Regulierung für schwere Nutzfahrzeuge, die die EU-Kommission vorgelegt hat, mit großer Besorgnis.
Damit kein Missverständnis aufkommt: Die Nutzfahrzeugindustrie nimmt die Herausforderungen des Klimaschutzes an. Sie hat sich stets für mehr Transparenz und eine realistische Regulierung für schwere Lkw ausgesprochen.

Aber: Der Regulierungsentwurf berücksichtigt in wesentlichen Punkten nicht die Bedingungen des Nutzfahrzeugmarktes, und er spiegelt die Entwicklungszeiten nicht angemessen wider.

Die definierten CO2-Minderungsziele – minus 30 Prozent bis 2030, minus 15 Prozent bis 2025 – sind nicht realistisch.
Beim Nutzfahrzeug sind seit jeher die wesentlichen Erfolgsfaktoren Kosteneffizienz, sparsamste Motoren und niedrigster Verbrauch pro Tonnenkilometer.

Gerade schwere Lkw in Europa sind bereits Weltmeister im Spritsparen – und das bislang ohne jegliche gesetzliche Vorgaben. Das sollte Brüssel bei seinen Regulierungsplänen berücksichtigen. Wir haben heute in Europa noch keine zertifizierten Verbrauchswerte für schwere Lkw. Da können extreme Minderungsziele, die auch noch in kürzester Frist erreicht werden sollen, Industrie und Transportbranche leicht überfordern.

Schon ein Minderungsziel von 7 Prozent bis 2025 wäre mit weiteren großen technologischen Anstrengungen der Industrie verbunden – über „business as usual“ hinaus. Aber das können wir uns immerhin vorstellen. Bis 2030 wäre aus Sicht der Nutzfahrzeugindustrie ein Minderungsziel von 16 Prozent immer noch extrem anspruchsvoll, aber realistisch.

Wir werden intensiv darauf hinarbeiten, dass die technische und ökonomische Vernunft bei dieser wichtigen Weichenstellung für schwere Nutzfahrzeuge hinreichend berücksichtigt wird.

Mehr Aussteller, mehr Fläche, mehr Weltpremieren

hier auf der IAA wird für alle sichtbar, welche Innovationskraft in dieser Schlüsselbranche steckt.
Ja, es ist richtig: Elektromobilität und Digitalisierung waren bereits auf der IAA 2016 zentrale Themen. Aber es gibt einen entscheidenden Unterschied: Damals wurden vor allem Konzeptfahrzeuge und Studien präsentiert. Jetzt stehen hier in Hannover die neuen E-Fahrzeuge in großer Zahl, die nun in die Serienproduktion gehen.

Anders ausgedrückt: Aus Ankündigungen wird Realität. Deshalb passt auch das Motto der IAA „Driving tomorrow“ wie maßgeschneidert. Das ist die Botschaft, die wir aussenden: Transport, Mobilität und Logistik ändern sich rasant in der digitalen Welt. Sie werden noch effizienter, sicherer, flexibler, schneller und liefern zudem ihren Beitrag für Klima und Umwelt, insbesondere im urbanen Raum. Für den einzelnen Bürger und Verbraucher bringt das erhebliche Vorteile.

Die Nutzfahrzeugindustrie will diese Veränderungen aktiv mitgestalten, sie sieht darin vor allem Chancen. Aus Nutzfahrzeugherstellern werden Mobilitäts- und Logistikdienstleister, die überall rund um die Uhr für ihre Kunden da sind.
Kurz gesagt: Die IAA zeigt die gesamte Nutzfahrzeugbranche im Aufbruch!

Diese Aufbruchsstimmung lässt sich mit Zahlen belegen: Gegenüber der bereits sehr guten IAA 2016 haben wir in allen relevanten Kenngrößen zugelegt:

Die Zahl der Aussteller ist auf 2.174 gestiegen, sie kommen aus 48 Ländern.

Die Ausstellungsfläche umfasst 282.000 Quadratmeter, das ist ein neuer IAA-Rekordwert.

Die Zahl der Weltpremieren hat sich um fast ein Drittel auf 435 erhöht – ebenfalls ein neuer Bestwert.

Der deutliche Anstieg der Weltpremieren spiegelt die hohe Innovationskraft der Branche wider: Denn besonders zugenommen haben die Neuheiten im Bereich Digitalisierung, Vernetzung, automatisiertes Fahren und Elektromobilität. Im Bereich Services und Dienstleistungen hat sich die Premierenanzahl sogar verdreifacht. Dies nur als erste Information, das Neuheitenverzeichnis wird morgen ab 12.00 Uhr verfügbar sein, da halten wir uns an die mit den Ausstellern vereinbarte Sperrfrist.

New Mobility World in neuem Format

Die IAA treibt ihre Neuausrichtung weiter voran, auch indem wir mit der New Mobility World (NMW) diesen Themen noch mehr Raum geben. Sie
bildet damit eine Plattform, auf der Technologieunternehmen, Automobilindustrie, Mobilitätsanbieter, Startups und Digitalwirtschaft sowie Entscheider aus Politik, Wissenschaft, Medien und Gesellschaft gemeinsam über die Zukunft der Mobilität diskutieren, Innovationen vorstellen und die Mobilität von morgen erlebbar machen.

Mit den Eventformaten EXPO, FORUM und LIVE präsentiert die New Mobility World dazu den IAA-Besuchern ein umfangreiches Programm mit Erlebnischarakter.

Im FORUM (Pavillon P11) veranstaltet die New Mobility World vier Tage lang (24.09.-27.09.2018) eine große Konferenz, es ist das offizielle Konferenzformat der IAA. Dort erwarten den IAA-Besucher spannende Keynotes, Interviews und Talks mit über 100 internationalen Experten und Vordenkern, die auch aus anderen Branchen kommen.

Direkt daneben finden Sie die EXPO, ebenfallsin Pavillon P11, den Ausstellungsbereich der New Mobility World. Hier erfahren die IAA-Besucher über die gesamte Messedauer auf 1.500 Quadratmetern verschiedene Markenwelten, zudem können sie künftige Kunden und Geschäftspartner kennenlernen. Zu den Teilnehmern gehören, neben großen und mittelständischen Unternehmen, Startups, Spinn-offs und Forschungsinstitute.

Auf der LIVE, der Demonstrationsfläche im Freigelände, können Besucher Logistik und Sicherheit im Straßenverkehr von morgen erleben. Nördlich der Halle 26, im Außenbereich, werden täglich dynamische und innovative Fahrvorführungen rund um die IAA-Trendthemen sowie neue Features von Lkw-Sicherheitssystemen im Straßenverkehr gezeigt. Bei ausgewählten Demonstrationen hat der Besucher sogar die Gelegenheit, im Fahrerhaus mitzufahren oder Systeme selbst zu testen.

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