GLÜCKLICH WIE LAZZARO Ein Film von Alice Rohrwacher (ITA) Kinostart: 20. September 2018


Inviolata, ein abgeschiedenes Landgut in der italienischen Provinz. Hier herrscht die Marquesa Alfonsina de Luna mit harter Hand über ihre Landarbeiter. Lazzaro (Adriano Tardiolo) ist einer von ihnen, ein junger Mann, so gutmütig, duldsam und unschuldig, dass man ihn für einfältig halten könnte. Eines Tages kommt Tancredi nach Inviolata, Sohn der Marquesa, der an seiner Mutter so sehr leidet wie am Landleben. Mit ihm entwickelt sich eine seltsame, ungleiche Freundschaft, die erste in Lazzaros Leben. Anfangs noch zart und unbeholfen, wird sie die Zeit überdauern, auch die alles auseinander sprengenden Folgen der Unterdrückung, die Lazzaro auf der Suche nach Tancredi (Tommaso Ragno) in die große Stadt führen werden.

Poster

“Glücklich wie Lazzaro” erzählt eine Geschichte, wie sie vielleicht von dem großen Fellini nicht besser erzählt werden kann. Eine einfache Begebenheit mit der so viel Spannung erzeugt wird, dass daraus etwas Eigenartiges und Besonderes entsteht. Es sind die starken Kontraste, die das Bild hervorheben, wie der zwischen arm und reich, den Herrschaften und ihren Untergebenen, die untertänig gehorsam mittelalterliche Frondienste verrichten. Der erste Teil des Films erinnert an eine Parabel, die im übertriebenen Sinne dem Zuschauer etwas vermittelt und dafür charakteristisch ist. Der zweite Teil des Films führt die Untertanen, die sich mittlerweile von ihren Frondiensten befreit haben, mitten in die große Stadt und direkt in die Gegenwart. Dort finden sie zwischen Bahngleisen gelegen eine häusliche Unterkunft. Sie richten sich ein, so gut es geht. Zugleich wissen die früheren Landarbeiter instinktiv, dass sie sich um ihren Unterhalt kümmern müssen. Bei der Ideenfindung sind sie erfinderisch, um die Vorhaben zum Lebensunterhalt in die Tat umzusetzen. Vergleichbar ist “Glücklich wie Lazzaro” mit Kaurismäkis “Die andere Seite der Hoffnung” (2017). Dort wurde das Flüchtlingsproblem, vermittelt durch ein Individuum, ebenfalls auf subtile Weise thematisiert. Der Film ist ein modernes Flüchtlingsdrama. 

Vorne Tancredi (Luca Chikovani ) im Hintergund Lazzaro (Adriano Tardiolo)

Der erste Teil unterscheidet sich in seiner schlichten Bildhaftigkeit erheblich vom aufgeschlossenen zweiten Teil des Films, der viel mehr mit urbanen Herausforderungen des täglichen Lebens zu tun hat. Die Stadt erledigt den Rest. Der Film zeigt aber auch, dass der mittelalterlich befreite Mensch im Stadtleben eine Fortsetzung findet, um seine vertrauten und aus Gewohnheiten bestehende Lebensweise beizubehalten und fortzuführen. Deshalb besteht ein Zusammenhang zwischen Land- und Stadtleben. Denn auch an den Gleisrändern wachsen Pflanzen und Kräuter, die schon auf Inviolata bekannt gewesen sind und Nahrung abgaben. “Glücklich wie Lazzaro” ist eine glückliche Erzählung wie sie das Leben schreibt und sie ist der Beweis dafür, dass der Mensch ein Wanderer ist, immer in der Lage sich an jedem Ort und jedem beliebigen Punkt niederzulassen. Hilfreich bei der Verwirklichung seiner Träume sind ihm seine Freunde und seine Nächsten aus der Umgebung.

Eine Rezension von Kulturexpress

Zur Filmwebsite: Glücklich wie Lazzaro 
im italienischen Originaltitel: Lazzaro Felice

Cast

Adriano Tardiolo – Lazzaro
Agnese Graziani – Antonia
Alba Rohrwacher – Antonia (älter)
Luca Chikovani – Tancredi
Tommaso Ragno – Tancredi (erwachsen)
Sergi Lopez – Ultimo
Natalino Balasso – Nicola
Gala Othero Winter – Stefania (grown-up)
David Bennent – Ingenieur

und Nicoletta Braschi als Marchesa Alfonsina de Luna

Piffl Medien GmbH

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