Neues Hochschulgebäude an der Nibelungenallee geplant


Neubau der Ingenieurwissenschaften an der Frankfurt UAS steht bevor. Baubeginn ist im März 2020 vorgesehen. Insgesamt hatten sich 15 Büros an dem Wettbewerb beteiligt.

„Mit dem neuen Gebäude wird die Frankfurt UAS als Studien- und Forschungsstandort eine hochmoderne Infrastruktur für die Ingenieurwissenschaften gewinnen. Zudem wird ein erster wichtiger Schritt getan, um die Hochschule zur Nibelungenallee hin auch optisch deutlich aufzuwerten und damit sichtbarer zu machen. Hierfür stellen wir aus dem Hochschulbauprogramm HEUREKA 36 Mio. Euro zur Verfügung,“ so Staatsminister Boris Rhein, Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst (HMWK), der am 24. Januar 2018 gemeinsam mit Hochschulpräsident Prof. Dr. Frank E.P. Dievernich die Entwürfe des Architekturwettbewerbs für einen Ersatzneubau an der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) der Öffentlichkeit vorgestellt hat. Im bestehenden Gebäude 7 sind Labore, Lehr- und Büroräumlichkeiten des Fachbereichs Informatik und Ingenieurwissenschaften untergebracht. Das Gebäude soll im Sommer 2019 abgerissen werden; der Baubeginn ist für März 2020 vorgesehen.

Die kontinuierlich wachsende Hochschule für Angewandte Wissenschaften mit aktuell rund 14.500 Studierenden hat sich seit geraumer Zeit mit einer angespannten Raumsituation auseinanderzusetzen, da der Campus im dicht bebauten Nordend keine Expansionsmöglichkeiten bietet. Das neue Gebäude soll rund 4.000 m2 Nutzfläche umfassen und 5 bis 6 Geschosse haben. Für die Realisierung des Neubaus stehen rund 36 Millionen Euro aus dem HEUREKA-I-Programm zur Verfügung.

Das Investitionsprogramm HEUREKA (Hochschul Entwicklungs- und Umbauprogramm: Runderneuerung, Konzentration und Ausbau von Forschung und Lehre in Hessen) verfolgt das Ziel, Hessen zu einem modernen Hochschulstandort auszubauen. Die jeweilige Infrastruktur soll den Anforderungen moderner Forschung und Lehre angepasst werden. Bereits im November 2017 hatte Boris Rhein den Entwurf für den Neubau eines Mehrzweck- und Seminargebäudes an der Nordseite des Campus vorgestellt, mit dessen Realisierung die Hochschule rund 2.000 qm Nutzfläche zusätzlich gewinnt.

„Mit dem Neubau werden wir für unseren größten Fachbereich Informatik und Ingenieurwissenschaften zeitgemäße Bedingungen für Lehre und angewandte Forschung schaffen können. Darüber sind wir sehr glücklich. Als einzige Frankfurter Hochschule mit ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen ist es von besonderer Bedeutung, attraktive Studien- und Forschungsbedingungen bieten zu können“, erklärt Prof. Dr. Frank E.P. Dievernich, Präsident der Frankfurt UAS. „Mit dem Neubau des Gebäudes 7, das an die Nibelungenallee grenzt, erhalten wir die Chance, das Erscheinungsbild der Hochschule zur Stadtseite neu zu gestalten und uns dezidierter zur Stadt zu öffnen. Daher ist das neue Gebäude ein erster wichtiger Baustein im Kontext der Frankfurter ‚Campusmeile‘.“ Dievernich dankte allen Beteiligten für ihre Unterstützung im bisherigen Projektverlauf, allen voran dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst (HWMK), dem Hessischen Ministerium der Finanzen (HMdF), der Stadt Frankfurt am Main und dem Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen (LBIH), der das Projektmanagement der Neubaumaßnahme übernehmen wird.

Bis 2026 wurden der Frankfurt UAS im Rahmen der Fortsetzung des Hochschulbauprogramms HEUREKA weitere 35 Mio. Euro zugesichert. Dievernich hoffe daher, dass im Rahmen eines noch zu entwickelnden umfassenden städtebaulichen Konzepts die bauliche Entwicklung entlang der Nibelungenallee weiter vorangetrieben werden kann. In den Gebäuden befinden sich aktuell unter anderem Lehr- und Forschungsräume des Fachbereichs Informatik und Ingenieurwissenschaften sowie des Fachbereichs Architektur, Bauingenieurwesen, Geomatik.

Drei Preise, drei Anerkennungen, 15 Einreichungen
Für die Auswahl des Architekturbüros wurde zunächst ein Teilnahmewettbewerb durchgeführt, in dem 15 Büros nach zuvor festgelegten Kriterien ausgewählt wurden. Im Rahmen des darauf folgenden Realisierungswettbewerbes haben diese Büros Planungen für das Gebäude 7 erarbeitet. In der Preisgerichtssitzung am 07. Dezember 2017 wurden die besten Arbeiten ausgewählt. Die Auswahlkriterien hierfür waren Städtebau und Qualität des Konzeptes, Architektur- und Gestaltungsqualität, Gebrauchs- und Nutzungsqualitäten, Leistungs- und Programmerfüllung, Realisierungsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit, Umsetzbarkeit in modularer Bauweise, Qualität des technischen Konzeptes, Nachhaltigkeit sowie Barrierefreiheit. Teilnehmende des Preisgerichts waren unabhängige Architektinnen und Architekten als Fachpreisrichter/-innen, Vertreter/-innen vom HMWK, HMdF, dem LBIH, der Stadt Frankfurt am Main und der Frankfurt UAS als Sachpreisrichter und Sachverständige. Das Darmstädter Büro „Stadtbauplan GmbH“ begleitet den Wettbewerb. Mit den drei Preisträgern finden im Februar Vergabeverhandlungen statt. Danach wird nach vorher festgelegten Kriterien ein Architekturbüro ausgewählt.

Folgende Büros haben Preise bzw. Anerkennungen erhalten:
1. Preis: agn Niederberghaus & Partner GmbH, Ibbenbüren
3. Preis: me di um Architekten Roloff, Ruffing + Partner, Hamburg
3. Preis: karlundp Dipl.-Ing. (FH) Architekt BDA Ludwig Karl, München

Anerkennung: löhle neubauer architekten BDA pmbb, Augsburg
Anerkennung: Schulz und Schulz Architekten GmbH, Leipzig
Anerkennung: Hascher Jehle Design GmbH, Berlin

Realisierung unter beengten Verhältnissen
Die gestalterische Aufgabe für die Architekturbüros war angesichts von Standort und Zuschnitt des Campus der Frankfurt UAS in einem innerstädtischen, hochverdichteten Areal eine Herausforderung. Städtebaulich prägen den Campus neben zwei Gebäuden aus der Gründerzeit Bauten aus verschiedenen Jahrzehnten seit 1945. Der zu realisierende Entwurf soll zwischen den unterschiedlichen Baustilen vermitteln, aber auch mit seiner markanten Lage als südwestlicher Abschluss des Campus zur Nibelungenallee einen Akzent zu setzen. Eine Vorgabe an die Wettbewerbsteilnehmenden war, für die Errichtung Module, Fertig- und Halbfertigteile einsetzen zu können, um schneller und qualitativ hochwertig bauen zu können.

1. Preis: Architekturbüro agn Niederberghaus & Partner GmbH, Ibbenbüren
Der fünfgeschossige Quader fügt sich in die Bestandsituation ein und nutzt Flächenressourcen durch Vor- und Rücksprünge aus. Die streng orthogonale Struktur ist prägend und macht die Nutzung des Gebäudes als technisches Hochschulbauwerk deutlich. Zugleich fügt sich die zurückhaltende Formensprache gut in das umgebende gründerzeitliche Stadtquartier ein. Das als Gelenk ausgebildete Foyer ermöglicht einen Zugang von der Nibelungenallee/Kreutzerstraße sowie vom Campus aus. Die im Grundriss durch strikte Rasterung angelegte Modularität ermöglicht es, Raummodule für Büros und Labore vorzufertigen und in kurzer Zeit auf der Baustelle final zu montieren. Das Rückgrat der 3-bündigen Typologie bildet eine Mittelzone, die alle funktionalen und infrastrukturellen Kernbereiche wie Treppenräume aufnimmt und sich über alle Geschosse erstreckt. Diese Konzentration der Infrastruktur ermöglicht eine flexible Aufteilung und Nutzung der fassadenseitig angelagerten Raumbereiche. Die aus messingfarbenen Aluminiumelementen konzipierte Fassade reagiert differenziert auf die unterschiedlichen Nutzungsbereiche. Ihre Materialität und Modularität unterstreichen den technischen Charakter des Neubaus in sinnfälliger Weise.

3. Preis (1): me di um Architekten Roloff, Ruffing + Partner, Hamburg
Dieser Entwurf sieht vor, die Ecke Nibelungenallee/Kreutzerstraße viergeschossig mit zwei zurückversetzten Geschossen zu betonen. Der Neubau folgt zu beiden Seiten der Straßenlinie. Er bereitet dadurch eine geschlossene Bauweise mit zukünftigen Bauabschnitten und somit eine durchgängige Raumkante des Campus zum Stadtraum vor. Zur Nibelungenallee präsentiert sich das Gebäude sechsgeschossig, an der Kreutzerstraße stuft es sich ab und leitet zur niedrigeren Nachbarbebauung über. Mit einer Grenzbebauung zum Gebäude 8 wird ein Anbinden an folgende Neubauten in allen Geschossen ermöglicht. Über das verglaste Technikum an der Gebäudeecke wird Passantinnen und Passanten ein Einblick ins Hochschul-Geschehen gewährt. Die dem Campus zugewandte Seite ist fünfgeschossig. Der leicht hervortretende Vorraum der Hörsäle im 3. Obergeschoss bietet einen Überblick über den Campus. Von dort ist das Gebäude über einen von Weitem sichtbaren Zugang erschlossen. Im Grundriss zeigt sich eine klare Zonierung: entlang der Straßenfassaden verläuft ein Riegel mit den Laborräumen, ihm gegenüber, zum Campus orientiert, befinden sich die Büroräume. Dieses zweispännige Schema ermöglicht kurze Wege und gute Kommunikation. Sowohl vertikale wie horizontale Erschließungsflächen sind durch natürliches Licht bestimmt. Raumaufweitungen laden zum Kommunizieren ein. Der Entwurf sieht eine vorgefertigte Metall-Elementfassade vor. Ein hoher Vorfertigungsgrad des Rohbaus ermöglicht einen schnellen und effizienten Bauablauf.

3. Preis (2): karlundp Dipl.-Ing. (FH) Architekt BDA Ludwig Karl, München
Der Baukörper nimmt die rechtwinklige Struktur des Campus und die Fluchtlinien der angrenzenden Straßen auf, wodurch ein trapezförmiger Baukörper entsteht, der das Gesamtensemble der Hochschule harmonisch ergänzt. Das zur Nibelungenallee großzügig geöffnete Erdgeschoss verleiht dem Haus mit den gleichförmigen Fensterelementen der Lochfassade einen städtischen Charakter. Das Technikum als „Guckkastenbühne“ ist das zentrale Element des Foyers. Der kompakte Baukörper übernimmt Fluchten und Kanten der Nachbarbebauung und schafft über seine Höhenentwicklung einerseits Präsens und andererseits über eine Reduzierung der Gebäudehöhe nach Norden einen Übergang zu der anschließenden gründerzeitlichen Wohnbebauung. Eine gläserne Fuge schafft ein offenes Erscheinungsbild, bietet tiefe Einblicke in das Gebäude und macht so die Hochschule als Lehr- und Forschungseinrichtung im Stadtraum erkennbar. Der kompakte Baukörper und eine weitestgehende Vorfertigung der Gebäudeelemente gewährleisten eine kurze Bauzeit und eine wirtschaftliche Fertigung.

Meldung: Frankfurt University of Applied Sciences, Abteilung Campusbau und Technik

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