COLETTE Regie: Wash Westmoreland (GB) Kinostart: 03. Januar 2019


Biografie der französischen Schriftstellerin Colette, die bedeutende, feminin angehauchte Gesellschaftsromane geschrieben hat, welche zudem auch noch sehr erfolgreich verfilmt worden sind. Hinter diesem Ruhm steht eine außerordentliche Person. Als Sidonie-Gabrielle Colette wurde sie 1873 geboren. Während einer Reise nach Paris lernte sie 1889 im Alter von 16 Jahren den 30-jährigen Henry Gauthier-Villars kennen, der sich dort schon einen gewissen Namen als Literat und Salonlöwe gemacht hatte. 1893 heiratete sie “Willy” (Dominic West), wie er auch hieß. Doch sie wurde von ihm, der rasch ihr Schreibtalent erkannte, angelernt und ausgenutzt. Von einer Schreibblockade betroffen, überzeugt er seine junge Frau davon für ihn als Ghostwriter zu arbeiten. In ihrem Debütroman erzählt Colette (Keira Knightley) die Geschichte einer selbstbewussten, jungen Frau namens Claudine. Ein halb-autobiografisches Buch, das unter Willys Namen zum Bestseller wird und ihm Reichtum und Ruhm verschafft. Schnell entstehen weitere Claudine-Bestseller – geschrieben von Colette. Schließlich wird daraus eine ganze Markenwelt inklusive Parfum, Make-up und Seifen. Nach und nach beginnt Colette den Kampf darum, gesellschaftliche Zwänge zu überwinden und sich als wahre Autorin der erfolgreichen Bücher offenbaren zu können, um ihre Werke für sich zu beanspruchen. Mit viel gesellschaftlichem Pathos untermalt der Film das Paris zum Ende des 19. Jahrhunderts im Übergang zwischen “Fin de Siecle” und Aufbruch in die Moderne.

Poster

Willy ist, wie Dominic West betont, „der Bösewicht des Films. In vielerlei Hinsicht ist er ein Blutsauger und chauvinistischer Manipulator, gleichzeitig aber auch unglaublich sympathisch und äußerst angenehme Gesellschaft. Diese Aspekte an einem Schurken herauszuarbeiten, ist eine große Herausforderung.“ Wie Keira Knightley erzählt, sah sie ihn jedoch nicht als Bösewicht. „Ich sehe Willy nicht als Schurken“, erklärt sie. „Ich glaube, man darf ihn nicht hassen, damit man versteht, wieso sie so lange bei ihm bleibt. Ich kenne sehr viele Leute wie ihn. Sie können sich so abscheulich verhalten, wie sie wollen, und doch dank ihres Charmes oder ihres Humors damit davonkommen – zumindest für eine Weile.“

Zur Filmwebsite: Colette    Spieldauer: 112 Minuten    FSK ab 6 Jahren    Im Verleih: DCM

Ungewöhnlich an dieser Verfilmung ist vielleicht, dass es sich bei dem Regisseur um einen Engländer handelt. Engländer und Franzosen haben unterschiedliche kulturelle Herangehensweisen. Das Leidenschaftliche ist bei den Franzosen meist stärker und euphorischer ausgeprägt, eine Eigenschaft welche der Akteurin Colette zu Gute kommt. Der Blick hinter die Kulissen der französischen Gesellschaft ist gelungenes Beispiel, was jedoch mehr dem des 19. Jahrhunderts entspricht als dem beginnenden 20. Jahrhundert mit all seinen Umwälzungen. Gefühlsmäßig würde ich Colette als Autorin des 20. Jahrhunderts verstehen. Hinter dem Drehbuch steht eine jahrzehntelang dauernde Vorbereitungszeit. Angefangen hatte es damit, dass Wash Westmoreland und Drehbuchautor Richard Glatzer im Sommer 2001 nach Frankreich reisten, um dort den ersten Entwurf ihres damals noch mit „Colette and Willy“ betitelten Drehbuchs zu verfassen. Ein gelungene Biografie, welche vor allem die jungen Jahre der Autorin beschreibt ähnlich wie das mit der Biografie Astrid Lindgren, “Astrid” (2018) in einer Neuauflage versucht wurde.   

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