Deutsches Filmmuseum / Deutscher Herbst

Wann:
21. November 2017 um 18:00 – 20:00
2017-11-21T18:00:00+01:00
2017-11-21T20:00:00+01:00
Wo:
Filmmuseum, Frankfurt am Main


Dienstag, 7. November, 18 Uhr
BRANDSTIFTER
BRD 1969. R: Klaus Lemke
D: Margarethe von Trotta, Iris Berben. 65 Min. Digital
Die in der APO aktive Studentin Anka glaubt nicht mehr daran, mit Worten allein die Welt verändern zu können und lässt Taten sprechen. In einer militanten Aktion depo- niert sie eine Bombe in einem Kölner Kaufhaus. BRAND- STIFTER entstand Anfang 1969 und bezieht sich unmit – telbar auf die Kaufhausbrandstiftungen des Frühjahrs 1968 durch die späteren RAF-Gründer/innen. Für Lemke selbst ist BRANDSTIFTER “der einzige authentische Film zu Baader-Meinhof, gedreht zu einem Zeitpunkt, wo […] der Prozess bevorstand”. Er setzt dabei vor allem auf Dialoge, in denen Überzeugung und Aufbruchsstimmung der Studentenbewegung ebenso zum Ausdruck kommen wie Verdruss und unüberwindliche Konflikte.
Einführung: Prof. Dr. Rembert Hüser (Medienwissenschaftler, Goethe-Universität Frankfurt)
Vorfilm: IHRE ZEITUNGEN (BRD 1968, R: Harun Farocki, 18 Min.)

Dienstag, 14. November, 18 Uhr
DEUTSCHLAND IM HERBST
BRD 1978. R: Rainer W. Fassbinder, A. Brustellin, A. Kluge, M. Mainka, E. Reitz, K. Rupé/H. P. Cloos, V. Schlöndorff, B. Sinkel. 123 Min. 35mm
Kurz nach den Ereignissen des Deutschen Herbstes 1977 – die Geiselnahme von Hanns Martin Schleyer, die Entführung des Lufthansa-Flugzeugs Landshut, schließlich die Selbstmorde in Stammheim – fanden sich elf deutsche Regisseure in diesem Omnibusfilm zusammen, um ein Stimmungsbild der Republik festzuhalten. Fassbinders Episode ist die persönlichste von allen und damit zugleich die radikalste: Anhand eines Interviews mit seiner Mutter und mittels selbstentblößender Szenen von Verzweiflung und Ratlosigkeit macht er deutlich, dass das Private nicht vom Politischen getrennt werden kann.
Einführung: Prof. Dr. Rembert Hüser (Medienwissenschaftler, Goethe-Universität Frankfurt)

Dienstag, 21. November, 18 Uhr
DIE DRITTE GENERATION
BRD 1979. R: Rainer Werner Fassbinder
D: Volker Spengler, Bulle Ogier, Hanna Schygulla. 105 Min. 35mm
Mit zwei Jahren Abstand zu den Geschehnissen des Deutschen Herbstes setzte sich Fassbinder auf komödiantische Weise mit dem deutschen Terrorismus auseinander. Die zur Entstehungszeit noch fiktionale Dritte Generation der RAF besteht hier aus gelangweilten jungen Leuten, die nicht aus politischer Überzeugung, sondern aus unbedachtem Aktionismus heraus gewalttätig werden. Von der zeitgenössischen Kritik überwiegend als hochaktuelles politisches Statement aufgefasst, gibt der Film auch einen Eindruck vom speziellen, derben Humor Fassbinders.
Einführung: Prof. Dr. Christopher Daase (Exzellenzcluster “Die Herausbildung normativer Ordnungen” sowie Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung, Frankfurt)

Dienstag, 28. November, 18 Uhr
BLACK BOX BRD
Deutschland 2001. R: Andres Veiel. Dokumentarfilm. 102 Min. 35mm
Am 30. November 1989 wurde Alfred Herrhausen, Vorstandschef der Deutschen Bank, von der RAF ermordet. Vier Jahre später kommt bei einem Schusswechsel mit der Polizei RAF-Terrorist Wolfgang Grams in Bad Kleinen ums Leben. Offizielle Erklärung: Selbstmord durch Kopfschuss. Andreas Veiels Dokumentarfilm stellt die Lebensläufe und Überzeugungen dieser beiden gegensätzlichen Männer nebeneinander. Interviews mit Hinterbliebenen und politischen Weggefährten verwebt Veiel mit privaten Filmausschnitten, zeitgenössischen Fernsehaufnahmen und nachgestellten Szenen zu einem komplexen Zeitdokument.
Einführung: Dr. Christoph Classen (Zentrum für Zeithistorische Forschung, Potsdam)

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