Tafelhof-Palais ehemalige Hauptpost Nürnberg


Das von Max Dudler als fünfteiliges Ensemble geplante Tafelhof Palais östlich des Nürnberger Hauptbahnhofs wurde als neues Stadtquartier durch die Hubert Haupt Immobilien Holding entwickelt und gebaut. Das Projekt verleiht dem Nürnberger Hauptbahnhof einen neuen baulichen Abschluss an seiner Ostseite. Zugleich ist das Gebäude im Bereich des Bahnhofsviertels weithin erkennbar in die städtebauliche Silhouette verankert. Die Bebauung in Richtung Verlängerung zur Königstraße stellt eine visuelle Verbindung zwischen Bahnhofsplatz und Altstadt her.

Durch die Setzung zweier Hochhaustürme wird der Bahnhofsplatz als ein Ort des Ankommens und Verweilens in das offene Quartier des Tafelhof Palais erkannt. Mit dem vielschichtigen Ensemble verbessert sich die städtebauliche Situation am wichtigsten Eingang zur Nürnberger Altstadt. Anders als das Ergo-Hochhaus im Westen wurde der neue Hochpunkt östlich des Hauptbahnhofs bewusst von der Straße zurückgesetzt. Der Bahnhofsplatz wird so nach Osten erweitert und nimmt die Blickachse entlang der Königstraße in Richtung Innenstadt auf. Verstärkt durch die Kolonnaden-Gänge der Turmbauten zieht sich der öffentliche Raum fließend in das lebendige neue Quartier.

Mit seinen beiden Hochpunkten bildet das Ensemble als Abschluss und Auftakt der Königstraße ein Gegenüber zum historischen Kern der Stadt mit seinen prägenden Türmen und Dächern. Zwei Hotels unterschiedlicher Kategorien, flexible Büroflächen, Einzelhandel und Gastronomie machen das Quartier inhaltlich zu einem vermittelnden Scharnier zwischen Hauptbahnhof und Altstadt. „Das Tafelhof Palais ist ein herausragendes Objekt in besonderer Lage. Wir haben hier mit sehr viel Leidenschaft einen bedeutsamen Ort nach über 25 Jahren Leerstand mit neuem Leben erfüllt“, so Entwickler und Bauherr Hubert Haupt.

Die beiden Hochhäuser sind weniger als Solitäre zu verstehen, denn als Teil einer vielschichtigen, bewegten Gebäudefigur, die Alt und Neu vereint. Der 1924 von Hans Weiß und Johann Kohl fertiggestellte Rundbau der ehemaligen Hauptpost wurde von Max Dudler revitalisiert. Die neue Architektur fügt sich direkt an das markante Gebäude an und inszeniert dessen dynamische Form neu. Zwei Türme mit unterschiedlichen Höhen, zwei Riegelgebäude und der denkmalgeschützte Rundbau legen sich als zusammenhängendes Ensemble um einen gemeinsamen Innenhof, der sich zum Stadtraum öffnet. Eine breit angelegte Treppe mit Sitzstufen verbindet den auf Straßenniveau gelegenen Platz mit einem höhergelegenen Hof, der durch seine ins Ensemble zurückgezogene Lage besondere Ruhe ausstrahlt. Aus den Abstufungen der Bauhöhen und der Positionierung der einzelnen Gebäude entsteht eine durchlässige Stadtlandschaft, die lebendige Ansichten und Einblicke bietet. Die versetzte Positionierung der Türme, deren Erdgeschosse am Quartierseingang von Arkaden gesäumt sind, verstärkt die einladende Geste des Quartiers.

Die reliefierten Fassaden der Hochhäuser nehmen die architektonische Gestaltung des Hauptbahnhofs auf und tragen ihren Teil zur Anziehungskraft des Ortes bei. Aus der Orientierung der Fassadendetails entsteht eine Bewegung in Richtung der mittig zwischen den Türmen sich eröffnenden Gasse. Mit ihrer rationalen Gliederung vermitteln die Neubauten zur markanten wie reduzierten Formensprache des Rundbaus. Die Fassaden greifen die Lochfassadentypologie des Bestandsbaus auf und interpretieren sie als Textur aus horizontalen und vertikalen Linien, in die die Fensteröffnungen eingewebt sind. Die sich nach oben hin verjüngende, polygonale Profilierung der vertikalen Lisenen verleiht den Fassaden ihre besondere Leichtigkeit und Plastizität. Zusätzlich betont werden die skulpturalen Schrägen durch ihre raue Oberflächenbeschaffenheit innerhalb der ansonsten glatten Fassade. Nach innen gefaltete, invertierte Gebäudeecken ergänzen die Variationen in der Fassadengestaltung der oberen Hochhaus-Geschosse. Die so betonten Kronen referenzieren abstrakt auf die in Nürnberg allgegenwärtige Dachtypologie. Ein gemeinsamer zweigeschossiger Natursteinsockel eint die Neubauten des Ensembles, darüber fügen sich farblich angepasste Naturstein- und Putzfassadenflächen zu einem einheitlichen Erscheinungsbild.

Technische Daten

Name des Bauwerks  Tafelhof Palais
Standort   Bahnhofstraße 4, 90402 Nürnberg
Bauherr   Hubert Haupt Immobilien Holding
Bauvolumen  NF: 35.400 m²
                         BGF: 60.400 m²
Planungs- und Bauzeit   2015 bis 2021
Architekt   Max Dudler GmbH, Berlin
Kosten- und Terminplanung   Wenzel+Wenzel, Karlsruhe
Projektleitung   Seit 02/2017: Bernhard Moeller, Marco Ullrich
                             Bis 02/2017: Steffen Bender, Kristin Siedelmann
                             Bis 07/2016: Daniel Neuhaus, Barnim Lemcke
Mitarbeit   Marie Poth, My Le, Wiebke Sallach, Johanne Künzel,
Aleksandra Ciezka, Corinna Fischer, Tassilo Lochocki,
Josef Niermann, Erik Russo, Steffen Bender, Kwangjin Le
Bauleitung   Esslinger Deitermann, Stuttgart
Tragwerksplanung   Ingenieurbüro für Baustatik – Aster, München
TGA   Seidl & Partner Gesamtplanung GmbH, Regensburg
Elektroplanung   Seidl & Partner Gesamtplanung GmbH, Regensburg
Bauphysik/Akustik   Wolfgang Sorge Ingenieurebüro für Bauphysik GmbH &
Co. KG, Nürnberg
Brandschutzkonzept   Ingenieure für Brandschutz GmbH – HHP Berlin, Braunschweig
Verkehrsplanung   SSP Consult Beratende Ingenieure, München
Fotos   Stefan Müller, Berlin

Meldung: Max Dudler Presse, Berlin

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