PICASSO. Künstler und Modell – Letzte Bilder Fondation Beyeler, Riehen bei Basel: vom 19. Februar - 01. Mai 2023


Im Rahmen der internationalen Feierlichkeiten rund um das 50. Todesjahr von Pablo Picasso (1881–1973)  präsentiert die Fondation Beyeler vom 19. Februar bis 1. Mai 2023 in einer kleineren Ausstellung eine  konzentrierte Auswahl von zehn späten Gemälden des Künstlers aus der Sammlung Beyeler, der Anthax  Collection Marx sowie aus weiteren Privatsammlungen.

In seinem letzten Lebensjahrzehnt, als Picasso bereits über 80 Jahre alt war, führte der spanische Künstler  sein epochales Werk auf überaus produktive Weise fort. Mit ungebändigter Energie realisierte er in dieser  finalen Schaffensphase nicht selten gleich mehrere Bilder an einem Tag. Dabei entfaltete er eine derart  kreative Kraft, dass es den Anschein hat, als habe er gegen das zunehmende Alter und das damit  verbundene Nachlassen seines künstlerischen wie körperlichen Schöpfungsvermögens ankämpfen wollen. Unter den zahlreichen Arbeiten, die in den 1960er- und frühen 1970er-Jahren entstanden, findet sich  auch eine umfangreiche Werkgruppe, in der sich Picasso auf intensive Weise mit dem Thema «Künstler  und Modell» befasste. In diesen ausdrucksstarken Werken setzte er sich zum einen mit dem (Selbst-)Bild  des Künstlers und zum anderen mit dem kreativen Schöpfungsakt und Entstehungsprozess auseinander.

Pablo Picasso, Le peintre buste de profil, 1967, Öl auf Leinwand, 97 x 130 cm, Privatsammlung © Succession Picasso/2023, ProLitteris, Zurich

 Zwischen Selbstporträt, Künstlerbild-Klischee und Karikatur hin und her schwingend, zeigen einige der  Gemälde den Künstler im gestreiften Hemd und beschwören damit auch das bereits zum Mythos  gewordene Image Picassos herauf. Als eine Art Gegenentwurf zu seinem eigenen Erscheinungsbild inszeniert er den Künstler dabei aber oft als bärtigen Mann. Darüber hinaus präsentiert Picasso den  Künstler meistens direkt vor dem Modell malend, was seiner typischen Arbeitspraxis – stets aus der  Erinnerung heraus zu malen – eigentlich widerspricht. In dieser Konstellation wird das nackte weibliche  Modell, das in der Darstellung gleichfalls zwischen Idealisierung und Karikierung schwankt, dem Blick des  Künstlers ausgesetzt. Es bleibt denn auch offen, inwieweit Picasso in diesen Werken seine Fixierung auf  den weiblichen Akt und die visuelle Vereinnahmung des weiblichen Körpers zelebriert oder ironisiert. So  wirft seine eindrucksvolle Maler-und-Modell-Serie auch Fragen zum persönlichen und bildlichen Umgang  des Mannes mit dem weiblichen Körper und zu dessen Darstellbarkeit im Kontext der heutigen Zeit auf.  Die von Raphaël Bouvier kuratierte Ausstellung unternimmt den Versuch, anhand einzelner repräsentativer  Gemälde aus Picassos gewaltigem Spätwerk seinen um den schöpferischen Prozess, die Blickbeziehungen zwischen Maler und Modell, die Darstellung des männlichen Künstlers und ebenso die bildliche  Inszenierung des weiblichen Modells kreisenden Erkundungen nachzugehen und diese auf ihre Aktualität  hin zu befragen.

Pablo Picasso, Le peintre et son modèle, 28.3.1963, Öl auf Leinwand, 130 x 162 cm, Nahmad Collection © Succession Picasso/2023, ProLitteris, Zurich

Mit seinen unzähligen Bildideen hat Pablo Picasso die Kunst des 20. Jahrhunderts wie kaum ein anderer  Künstler geprägt. Mehr als 30 seiner Werke befinden sich im Besitz der Fondation Beyeler, die damit eine  der hochkarätigsten Picasso-Sammlungen weltweit beherbergt. Picasso ist zugleich der in der Sammlung  Beyeler am stärksten vertretene moderne Künstler. Die Werke umspannen den Zeitraum vom 1907  einsetzenden kubistischen Frühwerk bis hin zu den späten Werken der 1960er-Jahre. Rund 15 weitere  Meisterwerke Picassos aus der Sammlung Beyeler und der Anthax Collection Marx werden in den auf die  Ausstellung folgenden Sammlungsräumen gezeigt und entfalten somit ein umfängliches Panorama von  Picassos Schaffen.

Pablo Picasso, Tête d’homme, 19.1.1972, Öl auf Leinwand, 100 x 81 cm, Anthax Collection Marx, Dauerleihgabe Fondation Beyeler © Succession Picasso/2023, ProLitteris, Zurich

Picasso Célébration 1973–2023: 50 Ausstellungen und Anlässe zur Feier Picassos geboten. 2023 jährt sich der Todestag Pablo Picassos zum fünfzigsten Mal; damit steht das Jahr im Zeichen der  Zelebrierung seines Werkes in Frankreich, Spanien und international. Picassos Erbe heute zu zelebrieren  heißt dem nachzugehen, was dieses für die westliche Moderne wegweisende Werk heute bedeutet. Es  geht darum, das darin Lebendige, Zugängliche und Aktuelle aufzuzeigen. Picasso Célébration 1973–2023 wurde initiiert vom Musée national Picasso-Paris und Bernard Picasso,  Enkel des Künstlers und Präsident der FABA und des Picasso Museums in Málaga. Rund fünfzig  Ausstellungen und Anlässe in angesehenen Kulturinstitutionen in Europa und Nordamerika sollen es  zusammen ermöglichen, dank Neuanschauungen und neuen Ansätzen eine Bestandsaufnahme des  Wissensstandes zu und des Verständnisses von Picassos Werk vorzunehmen.

 

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