Deutsche Industrieproduktion mit nur wenig Aufwärtstrend


Nach dem kräftigen Plus der Industrieproduktion im 1. Quartal 2016 hat die Deutsche Bank ihre Prognose für das Gesamtjahr 2016 auf 1 Prozent angehoben. Zuvor war an gleicher Stelle nur eine „schwarze Null“ vorgesehen. An der verhaltenen Einschätzung zur Industriekonjunktur im weiteren Verlauf von 2016 hat sich aber kaum was geändert. Der starke Jahresauftakt macht jedoch auch auf Branchenebene Anpassungen nach oben erforderlich. Diese fallen in der Automobilindustrie, der Kunststoffindustrie sowie bei den Herstellern von Baustoffen besonders kräftig aus.  

Im 1. Quartal 2016 lag die reale Produktion des Verarbeitenden Gewerbes in Deutschland in saisonbereinigter Betrachtung um 2 Prozent über dem Niveau des 4. Quartals 2015. Dies war der erste Anstieg seit dem 2. Quartal 2015 und zugleich der stärkste Zuwachs auf Quartalsebene seit Ende 2010.

Gleich im Januar nahm die Industrieproduktion überraschend stark gegenüber dem Wert von Dezember 2015 zu (+3 Prozent). Es folgten zwei Monate mit sinkender Produktionstätigkeit, sodass sich trotz des im Quartalsvergleich guten Ergebnisses nach wie vor kein stabiler Aufwärtstrend zeigt. Auch bei den Aufträgen setzt sich auf Monatsebene das Muster vieler Aufs und Abs fort. Im 1. Quartal 2016 übertrafen die gesamten Bestellungen den Wert des Vorquartals um real 0,6 Prozent. Auf Quartalsebene war dies immerhin der zweite Anstieg in Folge.

Im Durchschnitt des 2. Quartals 2016 wird erwartet, dass bei der inländischen Industrieproduktion gegenüber dem sehr starken Vorquartal zu einer Korrektur nach unten kommt. Ferner wird die Industriekonjunktur nach unserer Prognose im gesamten weiteren Verlauf von 2016 wenig dynamisch bleiben; auf Monatsebene dürfte die Volatilität hoch bleiben. Für den moderaten Ausblick spricht, dass die Kapazitätsauslastung im Verarbeitenden Gewerbe zu Beginn des 2. Quartals 2016 gesunken ist. Ferner liegen die Geschäfts- und Exporterwartungen der Industrie aktuell im negativen Bereich. Hierin dürften sich die bescheidenen Wachstumsaussichten für die Investitionstätigkeit sowie den Welthandel widerspiegeln.

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Aufwärtsrevision der Prognose in einigen Industriesektoren

Das Muster einer insgesamt positiven Produktionstätigkeit im 1. Quartal 2016 zeigt sich auch in einzelnen Industriesektoren. Besonders stark ist dies in der Automobilindustrie ausgeprägt, wo die inländische Fertigung im genannten Zeitraum um real gut 5 Prozent über dem Niveau des Vorquartals lag (nach -2,4 Prozent gg. Vq. im 4. Quartal 2015). Robuste Zuwächse verzeichneten ferner die Kunststoffindustrie (+4,5 Prozent gg. Vq.), die Hersteller von Baustoffen (u.a. wegen der witterungsbedingt guten Baukonjunktur, +3,3 Prozent) sowie die Pharmabranche (+2,8 Prozent). Etwas geringer, aber immer noch merklich fiel das Wachstum im 1. Quartal 2016 in der Chemieindustrie (+1,9 Prozent), in der gesamten Metallindustrie (+1,7 Prozent), der Elektrotechnik (+1,5 Prozent) sowie im Maschinenbau (+1,1 Prozent) aus. Auf Monatsebene waren dabei in einzelnen Branchen zum Teil sehr starke Ausschläge in beide Richtungen zu beobachten. Hier wird deutlich, dass auch in den Industriesektoren – trotz des guten Starts ins neue Jahr – kein eindeutiger Aufwärtstrend auszumachen ist.

Für die Automobilindustrie wird ein Wachstum von real 2,5 Prozent im Gesamtjahr erwartet (zuvor +0,5 Prozent). Kräftige Revisionen der Deutschen Bank stehen in der Kunststoff- und der Baustoffindustrie an. Hier ist ein Produktionsplus von 3 Prozent möglich (zuvor Stagnation und -1 Prozent). In der Elektrotechnik wird um 1 Prozent-Punkt angehoben, in der Chemieindustrie und im Maschinenbau um 0,5 Prozent-Punkte.

Unter dem Strich dürfte es hinsichtlich der Industrieproduktion im Gesamtjahr 2016 damit keine wesentlichen Ausreißer nach oben oder unten geben. Das erwartete Fertigungswachstum von 1 Prozent würde in etwa dem Ergebnis des Jahres 2015 entsprechen, aber erneut unter dem wahrscheinlichen BIP-Zuwachs bleiben.

www.deutsche-bank.de

Meldung: Eric Heymann, Deutsche Bank, Frankfurt am Main; Foto oben: Eric Heymann

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