van Gogh – Making of… im Frankfurter Städel


Im Zentrum der Ausstellung steht die Entstehung des „Mythos van Gogh“ um 1900 sowie die Bedeutung seiner Kunst für die Moderne in Deutschland. Mit 50 zentralen Arbeiten van Goghs ist dies die umfangreichste Präsentation mit Werken des Malers seit fast 20 Jahren.

MAKING VAN GOGH thematisiert die besondere Rolle, die Galeristen, Museen Privatsammler und Kunstkritiker im Deutschland des frühen 20. Jahrhunderts für die posthume Rezeption van Goghs als „Vater der Moderne“ spielten. Knapp 15 Jahre nach seinem Tod wurde der niederländische Künstler hierzulande als einer der bedeutendsten Vorreiter der modernen Malerei wahrgenommen. Van Goghs Leben und Schaffen stießen in der Öffentlichkeit auf breites und anhaltendes Interesse. Ungewöhnlich früh wurde seine Kunst in Deutschland gesammelt. Schon 1914 befand sich die enorme Anzahl von rund 150 Werken van Goghs in deutschen privaten und öffentlichen Sammlungen. Zeitgleich begannen deutsche Künstlerinnen und Künstler, sich intensiv mit seinen Werken auseinanderzusetzen. Insbesondere für die jungen Expressionisten wurde van Goghs Malerei zum Vorbild und zur maßgeblichen Inspirationsquelle – ohne seine Kunst ist die Entstehung der Moderne in Deutschland kaum denkbar.

Die Erfolgsgeschichte van Goghs ist eng mit dem Städel verbunden. Als eines der ersten Museen erwarb das Frankfurter Museum für den Aufbau einer modernen Kunstsammlung durch den Städelschen Museums-Verein 1908 das Gemälde Bauernhaus in Nuenen (1885) und die Zeichnung Kartoffelpflanzerin (1885). Drei Jahre später gelangte eines der berühmtesten Gemälde van Goghs in das Museum, das Bildnis des Dr. Gachet (1890).

Nach dem Tod des Malers kam das Bildnis in den Besitz des Bruders, Theo van Gogh. Seine Witwe verkaufte es später für 300 Francs an eine dänische Sammlerin. Im Winter 1910/11 war es Bestandteil von Roger Frys Ausstellung Manet and the Post-Impressionists in den Grafton Galleries, London. 1912 konnte Georg Swarzenski das Gemälde mit finanzieller Hilfe des Ratsherrn Viktor Mössinger für das Frankfurter Städel erwerben. 1937 wurde das Bild durch Nationalsozialisten als von ihnen so genannte „entartete Kunst“ beschlagnahmt.

Das Bild in der ersten Version des Dr. Gachet selbst konnte für die Ausstellung im Städel als Leihgabe nicht mehr gewonnen werden. Stattdessen wird der leere Rahmen ausgestellt, der seinerzeit mit dem Gemälde erworben wurde. Dieser liefert unter anderem die tröstliche Gelegenheit ein Selfie durch den Bilderrahmen aufzunehmen. Was das sein soll, eine Form von Selbstmitleid über den Verlust des Bildes oder Wut, wurde nicht offensichtlich während der Pressekonferenz am 21. Oktober. Die Ausstellung und mit ihr die Kuratoren gehen neue Schritte innerhalb der van Gogh Rezeption, die immer eine Internationale ist bei der enormen Popularität des Künstlers.

Pressekonferenz am 21. Oktober im Metzler-Gartensaal des Städels

Vor dem Zweiten Weltkrieg war das Gemälde des Dr. Gachet in den Besitz des deutsch-amerikanischen Sammlers Siegfried Kramarsky gekommen, dessen Erben es am 15. Mai 1990 im New Yorker Auktionshaus Christie’s versteigern ließen. Als Käufer trat der japanische Unternehmer Saitō Ryōei auf, der 82,5 Millionen Dollar für das Gemälde bezahlte. Es gehört zu den am teuersten verkauften Gemälden und wechselte bisher dreizehnmal seinen Besitzer. Seitdem wurde das Bild nicht mehr öffentlich gezeigt. Zustand und Ort des Bildes sind momentan nicht bekannt. Quelle: Wikipedia

DIE FRÜHEN KRITIKER VAN GOGHS
DO, 30.1.2020, 19.00 UHR
Drei Nachwuchswissenschaftler stellen im Gespräch aktuelle Forschungsergebnisse zur frühen van-Gogh-Rezeption vor.
Teilnehmerinnen und Teilnehmer:
Victor Class (Institut national d’histoire de l’art, Paris), David Misteli (Universität Basel), Elena Schroll (Städel Museum)
www.staedelmuseum.de/de/angebote/round-table

Lageplan Making van Gogh-Ausstellungsraum

In drei großen Kapiteln erzählt die Ausstellung von der Entstehung und Wirkung des Künstlers in Deutschland. Wie kam es, dass van Gogh gerade in Deutschland so populär wurde? Wer engagierte sich für sein Werk und wie reagierten die Künstler auf ihn? Die Ausstellung zeigt ihn als Schlüsselfigur für die Kunst der deutschen Avantgarde und leistet damit einen entscheidenden Beitrag zum Verständnis der Kunstentwicklung in Deutschland zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Das Städel vereint in der Ausstellung mehr als 120 Gemälde und Arbeiten auf Papier. Den Kern bilden 50 zentrale Werke von Vincent van Gogh aus allen Schaffensphasen. Zu sehen sind herausragende Leihgaben aus Privatsammlungen und führenden Museen weltweit. Einfluss und Wirkung van Goghs auf die nachfolgende Generation veranschaulichen in der Ausstellung 70 Werke von deutschen Künstlerinnen und Künstlern, darunter befinden sich sowohl bekannte Namen wie Max Beckmann, Ernst Ludwig Kirchner, Alexej von Jawlensky, Paula Modersohn-Becker oder Gabriele Münter als auch wiederzuentdeckende Positionen etwa von Peter August Böckstiegel, Theo von Brockhusen, Heinrich Nauen oder Elsa Tischner-von Durant.

Die Ausstellung wird von der Franz Dieter und Michaela Kaldewei Kulturstiftung und dem Städelschen Museums-Verein e.V. gefördert.

Foto (c) Kulturexpress, Meldung: Städel Museum, Frankfurt am Main

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