Die Schirn am neuen Standort in Frankfurt-Bockenheim


Im September 2025 eröffnet die Schirn Kunsthalle Frankfurt ihren temporären Standort in Frankfurt-Bockenheim. Anlass für den Umzug der renommierten Kunstinstitution in das markante Industriegebäude der ehemaligen Dondorf Druckerei ist die energetische Sanierung ihres Stammhauses am Römer. Am neuen Ort erwarten das Publikum zahlreiche Höhepunkte: Ausstellungen, Veranstaltungen und Formate für alle Altersgruppen sowie ein gastronomisches Angebot von Badias Café. Auch die beliebte MINISCHIRN, das Lernlabor für die Jüngsten, wird in adaptierter Form mit umziehen.

Am 7. September 2025 feiert die Schirn die Eröffnung mit einer Parade und großen Aufführung von rund 100 Tänzer*innen zu Livemusik. „In C – Community“ ist ein partizipatives Projekt der international renommierten Tanzcompagnie SASHA WALTZ & GUESTS. Das Ausstellungsprogramm beginnt am 25. September mit einer großen Soloausstellung der philippinisch-kanadischen Künstlerin und Filmemacherin STEPHANIE COMILANG. Parallel zum Gastlandauftritt der Philippinen auf der Frankfurter Buchmesse werden neueste Werke Comilangs gezeigt. Ab dem 10. Oktober präsentiert die Schirn mit SUZANNE DUCHAMP. RETROSPEKTIVE das vielseitige Schaffen der Pionierin der Dada-Bewegung. Die weltweit erste Einzelausstellung der Künstlerin umfasst experimentelle Collagen, figurative Darstellungen sowie abstrakte Gemälde aus bedeutenden internationalen Sammlungen. Das Jahr 2026 startet mit Ausstellungen von BÁRBARA WAGNER & BENJAMIN DE BURCA sowie THOMAS BAYRLE. Als Höhepunkte im Veranstaltungsprogramm finden am 11. und 18. September 2025 die SCHIRN HANGOUTS statt. Zudem wird das SCHIRN MAGAZIN 15 Jahre und feiert das Jubiläum am 14. und 15. November mit Lesungen und Community Events.

„Die Vorbereitungen für die große Eröffnung des temporären Domizils der Schirn in Bockenheim laufen auf Hochtouren – mit unseren Büros sind wir bereits in das Gebäude der ehemaligen Dondorf Druckerei eingezogen. Noch gibt es einiges zu tun, aber es stellt sich auch schon große Vorfreude ein: Ab Herbst können wir unserem Publikum alles, was die Schirn ausmacht, in neuem Ambiente und an einem besonderen Ort präsentieren. Dazu möchte ich alle herzlich einladen, sich die Eröffnung am 7. September und die neue Adresse der Schirn im Kalender vorzumerken.“



Im Fabrikgebäude der ehemaligen Dondorf Druckerei präsentiert die Schirn ein hochkarätiges internationales Ausstellungsprogramm zur Kunst der Moderne und Gegenwart. Hier werden wie bislang am Römer jeweils zwei Kunstausstellungen parallel gezeigt. Dafür wird im ersten Stockwerk des Hauptgebäudes ein Ausstellungsraum nach musealen Standards eingerichtet, die anliegende Ausstellungshalle wird für die Präsentation zeitgenössischer Kunst vorbereitet. Im Erdgeschoss des Hauptgebäudes entstehen neu ein attraktives, offenes Foyer mit Räumlichkeiten für die Vermittlungsangebote und Veranstaltungen sowie ein Café und Aufenthaltsmöglichkeiten, die auch den reizvollen Innenhof integrieren. Die beliebte MINISCHIRN wird eigens für den Ort angepasst.

Der aktuellen Umbaumaßnahme voran ging eine notwendige vollständige Schadstoffsanierung die das Hauptgebäude, die Nebengebäude sowie die angrenzende Ausstellungshalle betraf. Für eine zeitgemäße öffentliche Nutzung werden barrierefreie Zugänge und Erschließungswege geschaffen, der Brandschutz ertüchtigt und entsprechende Sicherheitssysteme eingerichtet. Die Büros des gesamten Schirn-Teams befinden sich bereits im Gebäude.

Das Gebäude der ehemaligen Dondorf Druckerei hat eine besondere Atmosphäre und einmalige Geschichte. Das 1890 von der jüdischen Unternehmerfamilie B. Dondorf errichtete Backsteingebäude ist einer der letzten Industriebauten im Frankfurter Stadtteil Bockenheim. Die Dondorf Druckerei war auf hochwertige Druckerzeugnisse spezialisiert, hier wurden u. a. Spielkarten, Gesellschaftsspiele sowie Wertpapiere und Banknoten produziert. In Folge der Inflation nach dem Ersten Weltkrieg wurden die Produktionszweige der Druckerei einzeln verkauft. Das Fabrikgelände erwarb 1928 die SPD-eigene Union-Druckerei, die dort die sozialdemokratische Tageszeitung Volksstimme druckte. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde das Gelände 1933 beschlagnahmt und die Volksstimme verboten. In der Druckerei produzierten die Nationalsozialisten vorrübergehend das Frankfurter Volksblatt. Die Druckerpressen wurden später nach Nürnberg gebracht und auf ihnen das antisemitische Hetzblatt Der Stürmer gedruckt. Nach dem Krieg kehrten sie wieder nach Frankfurt zurück. Die jüdische Familie Dondorf wurde durch das NS-Regine verfolgt, einige Familienmitglieder wurden deportiert und ermordet, andere begingen Selbstmord oder konnten emigrieren. Ab den 1960er Jahren gehörte das Gelände zur Goethe-Universität, zuletzt wurde das Gebäude bis 2022 durch das Institut für Kunstpädagogik genutzt. Anschließend stand es leer, und zahlreiche kulturpolitische und lokale Initiativen setzten sich für den Erhalt der historischen Bausubstanz und eine dauerhafte kulturelle Nutzung ein. Während der temporären Nutzung der ehemaligen Dondorf Druckerei durch die Schirn stellt die Stadt Frankfurt ein Stockwerk des Gebäudes ausgewählten Initiativen zur Verfügung.

Die energetische Sanierung des ensemblegeschützten postmodernen Gebäudes der Schirn am Römer bis 2028 ist ein Leuchtturmprojekt und umfasst die energetische Optimierung der gesamten Gebäudehülle im Einklang mit dem Denkmalschutz. Die erodierte Sandsteinfassade wird komplett erneuert und durch einen härteren, für die Umwelteinflüsse besser geeigneten Naturstein ähnlicher Optik ersetzt. Das gesamte Gebäude erhält eine umfassende Dämmung, energieeffiziente Fenster sowie Photovoltaikanlagen auf den Dächern, deren gewonnene Energie in die Versorgung des Hauses eingespeist wird. Mit der Begrünung einzelner Dächer und Fassadenteile soll eine Kühlung nach innen und außen erzielt und die Luftqualität verbessert werden. Ein zentrales Anliegen ist zudem die Ertüchtigung des Brandschutzes, der Gebäudetechnik sowie die Sanierung der Sanitärbereiche und der Einbau intelligenter Gebäudesteuerung. Die Sanierungsphase wird zudem dazu genutzt, im Foyer sowie in den Sanitäranlagen Renovierungsmaßnahmen durchzuführen, die insbesondere auch der Barrierefreiheit dienen.

Meldung: Schirn Kunsthalle, Frankfurt am Main

Siehe auch: Tanzperformance „in C – Community“ mit 100 Beteiligten durch die Frankfurter Innenstadt Here We Are! Schirn eröffnet neuen Standort mit Parade von Sasha Waltz & Guests und Meute – kulturexpress.info