METROPOLIS (Deutschland 1927/ 2010 Langfassung)


Warner Bros. Pictures    Spieldauer: 145 Min.    Kinostart: 12. Mai 2011

Metropolis (1927) Stummfilmklassiker von Fritz Lang

In seiner Residenz hoch über Metropolis vereint Joh Fredersen die politische und wirtschaftliche Macht in seiner Person, während die Arbeiter unter der Erde Sklavendienste leisten. Fredersens Sohn Freder verliebt sich in die Arbeiterführerin Maria und reagiert entsetzt auf die Bedingungen in der Unterstadt. Gleichzeitig konstruiert der Erfinder Rotwang einen Roboter, dem er auf Fredersens Anweisung das Aussehen von Maria gibt. Die falsche Maria wiegelt die Arbeiter auf, die ihre Maschinen verlassen und damit die Überflutung der Stadt auslösen. Erst durch Freders und Marias Einsatz wird Metropolis gerettet. Die Macht der Liebe siegt – der Herrscher und die Arbeiter erkennen, dass „Hirn“ und „Hände“ zusammengehören. 

Warner Bros. Pictures          Spieldauer: 145 Minuten          Kinostart: 12. Mai 2011

Stummfilmklassiker von Fritz Lang. Eine Produktion der Universum Film AG (1927)

In seiner Residenz hoch über Metropolis vereint Joh Fredersen die politische und wirtschaftliche Macht in seiner Person, während die Arbeiter unter der Erde Sklavendienste leisten. Fredersens Sohn Freder verliebt sich in die Arbeiterführerin Maria und reagiert entsetzt auf die Lebensbedingungen in der Unterstadt. Gleichzeitig konstruiert der Erfinder Rotwang einen Roboter, dem er auf Fredersens Anweisung das Aussehen von Maria gibt. Die falsche Maria wiegelt die Arbeiter auf, die ihre Maschinen verlassen und damit die Überflutung der Stadt auslösen. Erst durch Freders und Marias Einsatz wird Metropolis gerettet. Die Macht der Liebe siegt – der Herrscher und die Arbeiter erkennen, dass „Hirn“ und „Hände“ zusammengehören.

Zum Trailer:   METROPOLIS

Ein Projekt der Superlative

Nach dem Erfolg von „Die Nibelungen“ (1924) leistete sich Fritz Lang ein extravagantes Experiment, das die Produktionsfirma Ufa an den Rand des Ruins brachte: „Metropolis“ ist ein mit kalkulierter Besessenheit realisiertes Monument, das zum aufwändigsten Film der Stummfilmzeit wurde und den Nachruhm aller Beteiligten sicherte, obwohl der Film beim ersten Kinoeinsatz keinen Erfolg hatte – nur etwa 15.000 Zuschauer sollen den Film 1927 in den ersten vier Monaten nach dem Start in Berlin gesehen haben.

Dabei wurde die Werbung nicht müde, die gewaltigen Dimensionen des Projekts zu betonen: Der Film kostete unerhörte sechs Millionen Reichsmark, belichtet wurden 620.000 Meter Negativfilm (380 Stunden) – im Vergleich zu den schließlich verwendeten 4189 Metern der Premierenfassung ergab sich ein Verhältnis von 148:1 (nur bei einem Film hat es jemals ein krasseres Verhältnis gegeben: Howard Hughes’ „Wings“). Neben den acht Hauptdarstellern waren 750 Kleindarsteller, 25.000 männliche, 11.000 weibliche Komparsen und 750 Kinder im Einsatz. Hinzu kamen „100 Neger und 25 Chinesen“. 1.100 Männer ließen sich für die Babel-Sequenz den Kopf rasieren (Fritz Lang hatte ursprünglich 5.000 verlangt).

An Arbeitslöhnen wurden 1.600.000 Mark ausgezahlt, die Kostüme kosteten 200.000 Mark, 400.000 Mark der Strom und die Filmbauten. Die Dreharbeiten dauerten anderthalb Jahre – vom Mai 1925 bis Ende Oktober 1926.

Umstrittener Kult
Der Einfluss von Fritz Langs „Metropolis“ auf die Pop-Kultur des 20. Jahrhunderts ist kaum hoch genug einzuschätzen. Dabei stieß er nach seiner Uraufführung im Jahr 1927 in den Kritiken zunächst nicht nur auf Begeisterung. Seit mehr als acht Jahrzehnten polarisiert und fasziniert er Kritiker, Wissenschaftler und Publikum. Ein Grund dafür ist, dass der Film völlig konträre Interpretationen ermöglicht.

Vor allem die Versöhnung von Herrscher und Arbeitern erschien vielen Rezensenten als problematisch – als naiv-weltfremder Symbolismus oder auch als antidemokratische Rechtfertigung des Führerprinzips. Der Filmwissenschaftler Thomas Elsaesser betonte die Intention der Filmemacher, die bewusst viele Zitate aus der Kunst-, Literatur- und Filmgeschichte einbrachten: „Tatsächlich lag der Sinn dieser internationalen Superproduktion darin, ein Werk mit Erkennungswert zu schaffen, das verschiedene Arten des kulturellen Gedächtnisses berührte und auch Ur-Szenen der Fantasie ansprach, während es eine Erfahrung bot, bei der das Auge sieht, was der Kopf nur selten zu verstehen sucht.“´

„Metropolis“ schuf einen Look, der die internationale Filmsprache nachhaltig geprägt hat: die futuristischen Stadtkulissen, der ikonenhafte Maschinenmensch, die fulminanten Massenszenen. Die Filmemacher der nachfolgenden Generationen bedienten sich wie in einem Steinbruch, um George Lucas’ „Krieg der Sterne“, Ridley Scotts Tyrell Corporation Center in „Der Blade Runner“, Indiana Jones’ Abenteuer, Tim Burtons Gotham City in „Batman“ oder die künstliche Stadt in Alex Proyas’ „Dark City“ zu bebildern. 1984 brachte Pop-Komponist Giorgio Moroder eine viragierte, auf 80 Minuten gekürzte Version von „Metropolis“ ins Kino, die er mit modernen Pop-Songs unterlegte. Diese Version erschloss dem Film ein neues Publikum und brachte auch die Bemühungen um eine Restaurierung des Originals wieder in Gang. 

Eberhard Junkersdorf, Kuratoriumsvorsitzender der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, zählt zu den treibenden Käften hinter der „Metropolis“-Restaurierung und der Kinoveröffentlichung durch Warner Bros. Pictures Germany: „Der Fund von Buenos Aires bot eine historische Chance, Fritz Langs ‚Metropolis‘ am 12. Mai wieder in fast kompletter Fassung auf die Leinwand zu bringen.“

In glanzvollen Stummfilmkonzerten kehrte die über Jahrzehnte hinweg verloren geglaubte Premierenfassung von „Metropolis“ am 12. Februar 2010 – parallel in der Alten Oper Frankfurt und bei der Berlinale – mit Riesenerfolg auf die Kinoleinwand zurück.  

Restaurierung und Entdeckung
Mit dem sensationellen Fund von Buenos Aires begann bei der Murnau-Stiftung in Wiesbaden im Jahr 2008 das weltweit beachtete Restaurierungsprojekt von „Metropolis“. In detektivischer Recherche und archivarischer Akribie wurde der filmische Torso ergänzt.  

Zustand des gefundenen Materials dar. Die bislang fehlenden Einstellungen und Sequenzen wurden in Form eines 16-mm-Dup-Negativs überliefert, das in den 1970er-Jahren von einer stark abgenutzten argentinischen 35mm-Verleihkopie gezogen wurde. Trotz modernster Restaurierungstechnik bleibt der Unterschied zwischen den wiederentdeckten Teilen (etwa 25 Minuten) und der Bildqualität der Fassung von 2001 immer sichtbar.

Bei der Rekonstruktion der Montage der Uraufführungsfassung spielt die Musik eine entscheidende Rolle: Die Originalpartitur von Gottfried Huppertz zählte – neben der Zensurkarte von 1927, die alle Texttafeln protokollierte, dem Drehbuch und zeitgenössischen Kritiken – zu den wichtigsten Quellen von Martin Koerber, Frank Strobel und Anke Wilkening.

Entdeckt wurde die über lange Zeit vergessene, weltweit einzigartige Metropolis-Fassung von dem Filmhistoriker Fernando Martín Peña und der Direktorin des Museo del Cine, Paula Félix-Didier, die sofort die Tragweite des Fundes erkannte und im Juni 2008 Kontakt mit Deutschland aufnahm. Die erste Sichtung fand kurze Zeit später statt, die Filmrollen trafen im Juli 2009 in Wiesbaden ein. Parallel begannen die Neu-Edition der Musik und die digitale Bildrestaurierung, die erst kurz vor der Premiere abgeschlossen wurden.

Je mehr von Filmwissenschaftlern über die eliminierten Szenen an Informationen zusammengetragen wurde, desto stärker wuchs ihr Mythos. Und je mehr Quellen die fehlenden Stellen beschrieben, desto mehr wuchs der Wunsch nach Bildern. Trotz umfangreicher Recherchen für die Restaurierung im Jahr 2001 ließen sich die fehlenden Teile der langen Fassung nicht auffinden.

Restaurierungen von „Metropolis“
Die Restaurierungsgeschichte von „Metropolis“ begann in den 1960er-Jahren, als das Interesse an dem Film wuchs – aber keine vollständige Fassung vorlag. Im Jahr 1972 erstellte das Staatliche Filmarchiv der DDR unter Beteiligung internationaler Filmarchive aus Ost und West die sogenannte FIAF-Fassung.

Da wesentliche Quellen wie Drehbuch und Zensurkarte noch nicht vorlagen, musste vieles spekulativ bleiben. Dass „Metropolis“ wieder auf die Leinwand zurückkehrt, ist zweifellos dem unermüdlichen Engagement von Enno Patalas zu verdanken. In den 1980er-Jahren wurde eine quellenkritische Rekonstruktion vom Filmmuseum München hergestellt, die sich der Uraufführungsfassung annäherte, indem sie fehlende Teile durch erklärende Texttafeln kenntlich machte. Patalas’ Arbeit wurde begeistert aufgenommen.

1998 regte die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung in der Arbeitsgruppe „Restaurierung“ des Kinematheksverbundes an, sich erneut an eine Bearbeitung von „Metropolis“ zu wagen. Als Grundlage diente erstmals das Originalnegativ der amerikanischen Paramount-Fassung. Dank des verwendeten Negativmaterials und Verleihkopien aus der Zeit sowie der digitalen Restaurierungstechnik erreichte diese Fassung eine beeindruckende fotografische Güte. Die 2001 bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin vorgestellte Restaurierung weckte weltweites Interesse. Die UNESCO nahm diese von der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung und ihren Partnern restaurierte Fassung von „Metropolis“ in das Weltdokumentenerbe auf und stellte sie auf eine Stufe mit der Gutenberg-Bibel und mit Goethes Nachlass.

Nach der Rekonstruktion folgte die digitale Bildrestaurierung des Materials, die vom spezialisierten Dienstleister Alpha-Omega in München vorgenommen wurde. Über Monate hinweg wurden die einzelnen Frames im Rechner bearbeitet: Bild für Bild mit einer eigens entwickelten Software. Dabei musste das Gleichgewicht zwischen technischen Möglichkeiten und Grenzen der Bildbearbeitung und der ethischen Fragen nach der Gestalt des Kunstwerkes gleichermaßen berücksichtigt werden. Die Spuren im Material werden niemals ganz verschwinden. Die Laufstreifen in den wiederentdeckten Teilen des filmischen Torsos verweisen auf die Geschichte seiner Verstümmelung und Wiederherstellung.

Die Filmmusik
Die „Metropolis“-Musik von Gottfried Huppertz zählt zu den alten Bekannten der deutschen Stummfilmmusik. Sie entstand 1926 im Auftrag der Ufa für ein 66-köpfiges Sinfonieorchester, wurde mit großem Erfolg bei der Uraufführung gespielt und stand mit der Klavierdirektionsstimme für Aufführungen in verschiedenen Besetzungen zur Verfügung. Erhalten sind neben dem gedruckten Klavierauszug drei handschriftliche Materialien des Komponisten – das Particell, quasi der Urtext der Komposition, sowie zwei Instrumentierungen für Salonorchester (ca. 660 Seiten) und großes Orchester (ca. 700 Seiten, wobei die ersten 61 Seiten fehlen). Huppertz’ Musik repräsentiert die vollständige Version des Films und wurde immer wieder zum Film aufgeführt und dabei entsprechend der jeweilige Länge der Filmmaterialien angepasst.

Und nun noch einmal neu. Warum? Es ist die Konsequenz aus der aktuellen Restaurierung des Films, die ihrerseits weit mehr ist als der Versuch, die Lücken der letzten Restaurierung von 2001 mit dem argentinischen Material zu füllen und die Bildqualität anzugleichen. Ziel und Anspruch dieser Restaurierung ist es, die originale Montage des Films so gut wie möglich wieder herzustellen und damit auch die Musik in ihrem ursprünglichen Zusammenspiel mit dem Film aufführbar zu machen.

Huppertz’ Musik ist integraler Bestandteil von „Metropolis“. Sie entstand in Zusammenarbeit des Komponisten mit Thea von Harbou und Fritz Lang, zum Teil schon während der Dreharbeiten. So exakt, wie die Musik auf den Film hin komponiert ist, erschafft sie einen komplementären (Gefühls-)Raum für das, was Fritz Lang filmisch konstruiert. Sie durchleuchtet quasi von innen die filmische Handlung, sie gestaltet ihre Dynamik und Dramatik, zeichnet leitmotivisch Figuren und entwickelt musikalische Parallelhandlungen – das Ganze im Duktus spätromantischer Sinfonik und eng an die filmische Erzählung angelehnt, die ihrerseits auf die gestische Musik zu reagieren scheint. Die Musik funktioniert präzise mit dem Film und verlangt eine sorgsame Synchronisierung, wofür Huppertz mit seinen über 1000 Synchronangaben eine gute Vorlage geliefert hat. Sie funktioniert aber erst dann perfekt, wenn der Schnitt stimmt. Nutzten schon alle bisherigen „Metropolis“-Rekonstruktionen die Synchronangaben dazu, den stark gekürzten Film wieder neu zusammenzusetzen, so half die Musik zu Beginn der aktuellen Rekonstruktion, die argentinische Version zu verifizieren. Ungesichert war ja, inwiefern die argentinische Verleihfassung mit der Uraufführungsfassung übereinstimmt.

Zeitgleich zur Filmrestaurierung begann die Rekonstruktion der Musik, koordiniert von der Filmredaktion ZDF/ARTE. Auf der Grundlage der im Filmmuseum Berlin erhaltenen Originalmanuskripte legte die Europäische Filmphilharmonie einen neuen Notensatz vor. Ihre Premiere erlebte die aktuelle Film- und Musikfassung am Februar 2010 in Frankfurt (Alte Oper) und zeitgleich bei der Berlinale-Gala, die von ARTE live übertragen wurde; es spielte das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin unter der Leitung von Frank Strobel.

In derselben Besetzung erfolgte dann im Sommer 2010 die Einspielung – für den Kino-Einsatz und für Blu-ray entstand eine eigene Dolby-Digital- beziehungsweise 5.1-Mischung. So wurde mit der „Wiedergeburt eines Jahrhundertfilms“ (Andreas Kilb in der F.A.Z.) ein weiteres Werk neu aufgelegt – nämlich das von Gottfried Huppertz, einem der wegweisenden Filmkomponisten des zwanzigsten Jahrhunderts.

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