MR. GAGA Eine Bewegung formiert sich: internationale Bühne erobern, musikalisch wie choreographisch


Ohad Naharin, aufgewachsen im israelischen Kibuzz Misra, wird weltweit als einer der herausragendsten zeitgenössischen Choreographen gefeiert. Mit seiner ungewöhnlichen künstlerischen Vision sowie seinen mitreißenden Choreographien verhalf er der Batsheva Dance Company zu internationaler Bekanntheit. Naharin entwickelte als künstlerischer Leiter des israelischen Ensembles eine komplett neue Bewegungssprache: „Gaga“. Dabei werden bekannte Bewegungsmuster durchbrochen, „Gaga“ sucht nach der Interaktion zwischen den Beteiligten, die sich gemeinsam einen Bewegungsraum von Freiheit und Wohlbehagen erarbeiten. Für Naharin geht es dabei um Leidenschaft, herausbrechende Kraft, das Extreme, um die Lust des Moments und darum, Grenzen zu brechen. Als Revolutionär des Modern Dance wird Ohad Naharin an international renommierte Häuser eingeladen, u.a. die Staatsoper Berlin, um seine Werke mit den jeweiligen Compagnien einzuarbeiten.

Zur Website:  Mr. Gaga

Farbfilm Verleih     Spieldauer: 100 Minuten   Kinostart: 12. Mai 2016

Zum Trailer:  Mr. Gaga    Regie: Tomer Heymann   (Israel 2015)

Der preisgekrönte Regisseur Tomer Heymann („Paper Dolls“, „I Shot My Love“ und „Who’s Gonna Love Me Now?“) zeigt, welche harte Arbeit hinter den kraftvollen und atemberaubenden Auftritten der Batsheva Dance Company steckt, wie Naharin zu dem gefeierten Choreographen wurde und wer „Mr. Gaga“ wirklich ist. “Mr. Gaga” ist eine Produktion von Heymann Brothers Films in Koproduktion mit ZDF/ARTE, AVROTROS, SVT, Family Robert Weil Foundation, Foundation for Jewish Culture, Israel Lottery Council for Culture & Art.

“Eine ununterbrochene Folge an Bewegung, Musik, Energie, Sexualität, Sinnlichkeit und Tänzern, in die man sich verliebt, ohne zu wissen warum. Von diesem Abend an war ich wie besessen von der Batsheva Tanzkunst. Naharin ist eine hart zu knackende Nuss, sehr komplex und zudem ein widersprüchlicher Charakter, was ihn wiederum für einen Dokumentarfilm zu einem faszinierenden Subjekt macht.“
Zitat: Tomer Heymann

Biografie:
Ohad Naharin
wurde 1952 im Kibbutz Mizra geboren, 1974 begann er eine Tanzausbildung bei der „Batsheva Dance Company“ in Tel Aviv.  Während seines ersten Jahres bei der Company erkannte die Choreographin Martha Graham sein Talent und lud ihn daraufhin nach New York ein, um sein Studium an der „School of American Ballet“ fortzuführen. Es folgte eine Weiterbildung an der „Juilliard School“, zudem konnte Naharin seine Technik durch Meisterlehrer wie Maggie Black oder auch David Howard verfeinern. International trat Naharin mit der israelischen „Bat-Dor Dance Company“ sowie bei Maurice Béjarts „Ballet du XXe Siècle“ in Brüssel auf.  1980 kehrte er zurück nach New York, wo er sein Debut als Choreograph am Kazuko Hirabayshi Studio feierte. Im gleichen Jahr gründete der außergewöhnliche Choreograph und Tänzer mit seiner Frau Mari Kajiwara die „Ohad Naharin Dance Company“, die von 1980 bis 1990 in New York sowie international mit großem Erfolg auftrat. Mit dem Wachstum seiner Bekanntheit sowie seines Könnens erhielt Naharin Aufträge von weltbekannten Compagnien, darunter „Batsheva“, die „Kibbutz Contemporary Dance Company“ sowie das „Nederlands Dans Theater“.  Seit 1990 ist Naharin Leiter und kreativer Kopf der „Batsheva Dance Company“.  Naharins Frau Mari Kajiwara verstarb 2001, eine Ehe mit der Batsheva-Tänzerin Eri Nakamura sowie die Geburt einer Tochter folgte.

Naharins unwiderstehliches choreografisches Handwerk und sein kreatives, äußerst strukturiertes Bewegungsvokabular haben ihn zu einem beliebten Gast-Künstler in verschiedensten Tanzgruppen auf der ganzen Welt gemacht. Neben seiner Bühnenarbeit wurde Naharin zudem durch seine neue und innovative Tanztechnik und Bewegungssprache namens „Gaga“ bekannt, die er nach einer schweren Rückverletzung entwickelte.  „Gaga“ legt großen Wert auf die Erforschung von Empfindungen und die Verfügbarkeit von Bewegungen, und wird als primäre Trainingsmethode für die Tänzer von Batsheva gelehrt. Unter Tänzern weltweit erfreut sich dieser besondere Tanzstil großer Beliebtheit, spricht eine breite Öffentlichkeit in Israel, den USA, Europa und Australien an, wo regelmäßig offene Kurse angeboten werden.

Für seinen bereichernden Beitrag auf dem Gebiet des Tanzens wurde der israelische Künstler bereits mit vielen Preisen und Auszeichnungen geehrt, darunter u.a.:
1998 Chevalier de l’Ordre des Arts et des Lettres von der franz. Regierung 2002 New York Dance and Performance (Bessie) Award für „Naharin’s Virus” 2004 New York Dance and Performance (Bessie) Award für „Anaphaza” 2004 Doctor of Philosophy honoris causa by the Weizmann Institute of Science 2005 Israel Prize for dance (2005) 2009 EMET Prize in der Kategorie „Arts and Culture“ (gemeinsam mit Yair Vardi) 2009 Samuel H. Scripps American Dance Festival Award für sein Lebenswerk 2009 Dance Magazine Award (2009) 2013 Honorary Doctor of Fine Arts degree von der „Juilliard School“ in New York 2014 Honorary Fellowship des Tel Aviv Museums  2015 Honorary Fellowship vom „Rupin Academic Center“.

 

Interview mit Ohad Naharin

War es für Sie einfach einem Filmprojekt über sich und Ihre Arbeit zuzustimmen – und der Produktion auch Zugang zu Ihren Archiven zu gewähren?

Einfach ist relativ. Da ich Tomer nun über 25 Jahre kenne, er schon viele interessante Filme über meine Arbeit produziert hat, ich auch den Kameramann kennenlernen durfte und direkt eine gewisse Sympathie ihm gegenüber empfand, war es für mich nicht sehr schwer „ja“ zum Projekt zu sagen. Bezüglich der Archive – als ich Tomer die Boxen voller Aufnahmen übergab, fühlte ich mich erleichtert.

Wie sieht Ihre Beziehung gegenüber dem Kino aus? 

Es gibt viele Gemeinsamkeiten zwischen der Produktion eines Filmes und einer Choreographie. Hierzu zählen für mich der Gebrauch von Komposition, das Einzelbild, Farben und Licht, Übertreibungen, Feinheit, Drama, Musik, Textur, Timing, Landschaft, menschliche Werte, Fantasie, Gefühle, Veränderungen, Geschichtenerzählen, Technologie, die Zusammenarbeit mit verschiedenen Mitarbeitern und Künstlern, ein sicheres Netzwerk für die Besetzung und kollektive Weisheit.

Kannten Sie die Filme von Tomer? 

Nein, nicht vor unserer Zusammenarbeit

Könnten Sie uns die „Gaga“-Technik definieren? Stammt der Name „Gaga“ von Ihnen?

„Gaga“ ist eine Bewegungssprache bei der wir auf unseren Körper hören müssen, bevor wir ihm sagen was er zu tun hat. Wenn wir das tun, werden wir auf Atrophien und Blockaden in unserem Körper aufmerksam und können darüber und im Allgemeinen auch eher über unsere Grenzen hinausgehen. Wir erarbeiten uns ein Wissen darüber, wie man sich effizient und instinktiv bewegt und wie man lernen kann, seine explosive Kraft und sein Feingefühl miteinander zu verbinden. Wir lernen über uns selbst zu lachen. Wir lernen, unsere Leidenschaft mit der Kraft der Phantasie zu verbinden, während wir unsere körperlichen Fähigkeiten entwickeln. Der Name „gaga“ kommt daher, dass ich zu müde war meine Kunst ständig „my movement language“ zu nennen. Nach meiner Mutter zufolge, war „gaga“ mein erstes gesprochenes Wort.

Ihr Ensemble hat verschiedene auswärtige Tänzer. Wie verbinden Sie das alles? 

Die geographischen, nationalen und ethischen Begrifflichkeiten spielen keine Rolle bei der Auswahl meiner Tänzer. Ich suche mehr nach intelligenten, koordinationsfähigen, kreativen, großzügigen, leidenschaftlichen, musikalischen, ehrlichen, starken und eifrig lernenden Tänzern. Meistens besteht unser Ensemble zur einen Hälfte aus israelischen Tänzern und zur anderen Hälfte aus unterschiedlichen Nationalitäten.  Auch wenn „Gaga“ Freiheit bedeutet, zeigt der Film die Suche nach Perfektion und dass Tag für Tag auf höchstem Niveau gearbeitet wird. Was ist für Sie die Hauptmotivation dieser harten Arbeit? In meinem Leben und bei meiner Arbeit habe ich nie nach Perfektion gesucht. Die Suche nach Perfektion assoziiere ich mit konventionellem und konservativem Denken. Ich strebe nach sinnvollen und großartigen Momenten, wohingegen ich dennoch zugeben muss, dass ich sehr weit von Perfektion entfernt bin.

Sie erklären sich als ein Israeli, der gegen die Politik der Regierung protestiert. Was wäre die wichtigste Änderung für ihr Land?

Das Ende der Besetzung, die Trennung von Religion und Staat, sowie die Erlernung von Respekt und dem Bewusstsein gegenüber der Menschenrechte.

 

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