WILD PLANTS DVD Release: 21. Juli 2017 - Ein Dokumentarfilm von Nicolas Humbert


Wild Plants ist eine Dokumentation, die in vielen Dingen einer Berichterstattung über Landwirtschaft und den Menschen die dazugehören gleicht. Gezeigt wird der überwiegend häusliche Bereich umgeben von Haustieren wie Hühner und Katzen. Gärten und Felder werden bestellt, Pflanzenbeete angelegt. Das Ergebnis: Früchte der harten Arbeit sind zu ernten und nicht liegen zu lassen. Obwohl auch hier der Kreislauf stimmt, verdorrte und verwelkte Pflanzen werden zu Kompost, woraus wieder neues Leben entsteht. Im Vordergrund steht die Harmonie mit der natürlichen Umgebung.  Der Garten wird mit Haut und Haaren gelebt, sei es ein Birnenbaum im Garten der reift oder knorrige und gefällte Bäume, deren Holz mitgenommen werden darf. Die Menschen sind einheimisch, erklärt der Film, die sich als Nutznießer einer der Natur zugewandten Haltung verstehen und nur diese leben. Das erinnert an Subsistenzwirtschaft von Kleinbauern, obwohl auch an Produktionweisen und den Verkauf der Ware gedacht wurde. Eine Vernetzung mit Großhändlern oder der naheliegenden Kommune bleiben in diesem Film weitestgehend ausgeblendet. Persönlichkeit und Poesie zählen viel mehr.

Einblicke entstehen, zusammengesetzt aus verschiedenen Gruppierungen, überwiegend im englisch- und französischsprachigen Raum dieseits und jenseits des Kontinents. Unterschiedliche ethische Ansätze haben sich kulturell herausgebildet. Die Gruppen stammen beispielsweise aus der Umgebung von Detroit, sind indianisch geprägt oder Leben in Frankreich auf einem Landgut. Der Umgang mit dem Pflanzentum kann spirituelle Formen annehmen und wie eine Überhöhung wirken mit kultisch historischen Dimensionen. Auch von Subkultur ist die Rede, die sich etwa im urbanen Raum neue Lebensräume schafft.

Viele Filmbilder wurden mit unbeweglicher Kamera gedreht, um die zeitlose Poesie der Natur einzufangen und um Brücken zwischen den Dialogen zu fassen. Teilweise sind Nachtaufnahmen vorhanden, die dunkel sind, aber durch eine OFF-Stimme oder Stimme eines Interviewten belebt und erhellt werden. Thematische Filmsequenzen werden stets durch einen konkreten Ortswechsel gekennzeichnet, wobei Fortsetzungen im Rückschwenk auf die zuvor gezeigte Sequenz erfolgt, um das Erzählte am gleichen Punkt weiter fortzusetzen. Auffällig ist die Abgeschlossenheit der Weltsicht bei den Befragten. Es gibt praktisch keine Außenwelt, die gezeigt würde oder eine Bedrohung auf die Innenwelt darstellt. Zusammenhänge werden nicht geliefert. Dadurch entsteht eine Stimmung, die von der Hektik des Alltags losgelöst ist. Warum ist das so? Hier folgt “Wild Plants” einer inneren Poesie, indem sich Nicolas Humbert auf Spurensuche begibt, die ihn zu Projekten und Menschen führt. Zu den ‚Urban Gardeners’ im zusammengebrochenen Detroit, zu dem indianischen Philosophen Milo Yellow Hair auf der Reservation von Pine Ridge, zu Maurice Maggi, der seit vielen Jahren die Stadt Zürich mit seinen wilden Pflanzungen verändert und zu der innovativen Landbau-Kooperative der ‚Jardins de Cocagne’ in Genf.

Eine Filmrezension von Kulturexpress

Deutschland/ Schweiz 2016
108 Min., OmdtU

Zum Trailer: Wild Plants

Crew

Regie Nicolas Humbert
Drehbuch Nicolas Humbert
Bildgestaltung Marion Neumann
Schnitt Simone Fürbringer
Musik zeitblom
Ton Jean Vapeur
Produzentinnen Joelle Bertossa und Nicole Leykauf / Close Up Films Genf und Leykauf Film
München Redakteurinnen Petra Felber BR und Monika Lobkowicz ARTE
Förderung FFF Bayern DFFF Schweizer Fernsehen Fondation Romande Suissimage Fonds National Contribution à la Coproduction

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