MORITZ DANIEL OPPENHEIM Regie: Isabel Gathof (BRD) Kinostart: 25. Oktober 2018


Das erste Mal widmet sich ein Dokumentarfilm dem “ersten jüdischen Maler des 19. Jahrhunderts” – Moritz Daniel Oppenheim – der mit seinen Genredarstellungen ein jüdisches Selbstbewusstsein in der Kunstgeschichte etablierte und sich stark für den interkonfessionellen Dialog einsetzte.

Poster

Mit dem Film über Moritz Daniel Oppenheim (*1800 in Hanau, gest. 1882 in Frankfurt/M.) werden auf zwei abwechselnden Erzählebenen Brücken bis in die Gegenwart geschlagen. Die junge Filmemacherin Isabel Gathof geht auf Spurensuche nach Oppenheims Erbe und dokumentiert in eindrucksvollen Bildern das symbolische „Werden“ des Künstlers – verkörpert durch die Statue des Bildhauers Pascal Coupot, die in der Stadt Hanau aufgestellt wurde und deren kreativer Entstehungsprozess vom ersten Golem-artigen Miniaturmodell bis hin zur überlebensgroßen Stahlskulptur von der Kamera aus begleitet wird. Entstanden ist eine ambitionierte Fusion aus elektronischer und klassischer Musik – die in Zusammenarbeit mit der Neuen Philharmonie Frankfurt entstand – welche die passenden Akzente setzt und eine Reminiszenz an das Werk Felix Mendelssohn-Bartholdys, einem Zeitgenossen Oppenheims, den Soundtrack zum Film bildet.

Moritz Daniel Oppenheim Modell zur Statue

Im Juli 2015 wurde in Hanau am Main, der Heimatstadt des Künstlers, ein Denkmal gesetzt – das bislang erste seiner Art. Dies nimmt die Regisseurin Isabel Gathof zum Anlass, die Lebenslinie Oppenheims nachzuzeichnen und den Menschen hinter der rostfarbenen Statue emotional erlebbar werden zu lassen. Die außerordentliche Skulptur selbst besteht aus zwei Teilen. Ein Teil befasst sich mit der Person Oppenheims und seinem künstlerischen Lebensweg, wobei nur sehr wenige seiner Zeitgenossen und Künstlerkollegen erwähnt werden. Erwähnenswert wäre etwa der Nazarener Friedrich Overbeck. Auch Moritz Daniel Oppenheim fühlte sich den religiös intendierten Nazarenern zu Anfang des 19. Jahrhunderts verbunden und übernahm zahlreiche Aufträge, um Bildwerke für die Gruppierung der Nazarener zu schaffen, die meist christlichen Inhalts waren. Aber die Erwähnung der volksnahen und kinderfreundlichen Illustrationen eines Romantikers wie Ludwig Richter bleiben im Film unerwähnt. Das ist bedauerlich, wenn Werke Oppenheims im Zeichen der Volkstümlichkeit, etwa seine Kinderillustrationen, Anerkennung finden sollen. Vielmehr bleibt der Künstler des Films einem jüdischen Klientel verpflichtet, worin auch seine kunsthistorische Bedeutung erkennbar wird. Insofern findet eine Aufwertung Oppenheims durch das Filmwerk von Isabel Gathof statt.

Der andere Teil des Künstler-Dokufilms befasst sich mit dem Entstehungsprozess der Skulptur, die in der Hanauer Innenstadt auf einem großen Platz aufgestellt ist. Aus Straßenbefragungen während der Dokumentation geht hervor, dass diese gar nicht so sehr als Denkmal sondern vielmehr als künstlerische Skulptur verstanden werden kann. Dargestellt ist ein Gedankenblitz, der von Oppenheim ausgeht, der gedanklich die Abstraktion in der Malerei vorausnimmt, welche seit Ende des 19. Jahrhunderts verstärkt aufkam und sich programmatisch Anfang des 20. Jahrhunderts durchsetzte. Die Skulptur in Hanau besteht aus zwei voneinander getrennten Teilen, die Statue und ein größeres von ihr fixiertes Objekt in einiger Entfernung zur Statue.     

Selbstportrait Moritz Daniel Oppenheim

Der Zuschauer erlebt als wiederkehrenden Erzählstrang die Entstehung des Oppenheim-Denkmals für die Stadt Hanau – imposante visuelle Eindrücke, die in der Stahlgießerei und in den Werkstätten der Bildhauer von der Kamera eingefangen wurden. So entsteht ein einzigartiges und sehr plastisches Portrait Oppenheims, bei dem auch auf der musikalischen Ebene Tradition auf Moderne trifft: Werke Felix Mendelssohn-Bartholdys finden in Fusion mit elektronischen Klängen neue Interpretation durch die Neue Philharmonie Frankfurt. Schwachpunkt an der Filmhandlung bleibt jedoch, dass Arbeitsvorgänge die zur Herstellung der Skulptur notwendig waren, nicht wirklich verständlich erklärt werden, so dass ein funktionierender Aufbau der Skulptur nicht stattfindet. Das ist irgendwie schade! Das Filmmaterial gäbe das bestimmt her, wenn nur an den richtigen Stellen ein Filmschnitt bzw. erklärende Inhalte verständlich ausgeführt werden.

Zur Filmwebsite:  Moritz Daniel Oppenheim       Siehe auch: Statement der Regisseurin Isabel Gathof

Credits und technische Angaben

Titel: Moritz Daniel Oppenheim. Der erste jüdische Maler
Regie, Buch, Schnitt, Produktion: Isabel Gathof
Kamera: Nic Mussell, Carla Muresan, Alexander Vexler
Musik: Christos Kessidis, Jens Troester
Jahr: 2017
Land: Deutschland
Länge: 101 Min
Format: HD, 25fps, 1.66:1, Farbe, Stereo
Sprachen: Englisch, Deutsch, Jiddisch, Französisch (mit dt. Untertiteln)
Produktion: Feinshmeker Film
Vertrieb: Real Fiction Filme

Foto © FEINSHMEKER FILM

Ab Frühjahr 2019 im Handel erhältlich:
aus der Publikationsreihe „Jüdische Miniaturen“ erscheint im Hentrich & Hentrich Verlag: MORITZ DANIEL OPPENHEIM Maler der Rothschilds und Rothschild der Maler

Die mit der Filmproduktion verbundenen, jahrelangen internationalen Recherchen der Regisseurin und Produzentin von „MORITZ DANIEL OPPENHEIM – Der erste jüdische Maler“, Isabel Gathof, fließen in die bislang erste Ausgabe der „großen Geschichte(n) im kleinen Format“ zu Moritz Daniel Oppenheim ein, die in Co-Autorenschaft mit der aus dem Dokumentarfilm bereits bekannten, Oppenheim-Expertin Dr. Esther Graf entsteht.

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