Kommentar zu Bolsonaros Entscheidung gegen die G7-Staaten


Die G7-Staaten hatten Brasilien angesichts der verheerenden Amazonas-Waldbrände umgerechnet 18 Millionen Euro an Soforthilfen zugesagt. Der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro ist aber nicht bereit, diese Hilfe bedingungslos anzunehmen und fordert sogar Entschuldigung vom französischen Präsidenten.

Dr. Carolina Matos [1], Dozentin für Soziologie und Medien an der City University of London, kommentiert diese Entscheidung, die nicht nur die diplomatische Krise zwischen den zwei Ländern verschärft, sondern auch schwerwiegende Folgen für die Umwelt haben könnte:
Die Entscheidung der brasilianischen Regierung, die Hilfe der G7-Staaten zur Brand-Bekämpfung im Amazonasgebiet abzulehnen, ist bedauerlich und kurzsichtig. Sie zeigt einen Mangel an Diplomatie sowie ein fehlendes Verständnis für die globale Rolle des Amazonas und seine Bedeutung für die Welt und die Umwelt. Den Nationalismus zu beschwören und die Rhetorik der “kolonialistischen Mentalität” zu verwenden scheint ironisch und absurd, wenn man sich den Kontext der rechtsextremen Regierung Bolsonaros vor Augen führt, die der Trump-Administration und den Interessen der USA unterworfen ist.

Dabei werfen ihm viele in Brasilien vor, das Land in eine “Kolonie” zu verwandeln und gegen das nationale Interesse zu verstoßen. Diese Rhetorik funktioniert nur mit bestimmten Gruppen seiner Wähler, da ein Großteil der öffentlichen Meinung in Brasilien Bolsonaros Bewältigung dieser Krise ablehnt, während seine Popularität rasch nachlässt, selbst bei einigen seiner früheren Verbündeten. Ganz zu schweigen von der Missachtung der Meinungen zahlreicher brasilianischer zivilgesellschaftlicher Gruppen, von Umwelt-NGOs über Lehrer, einen Großteil der Medien, Frauengruppen, Minderheiten und Arbeitnehmer.

Viele unter ihnen werden von einer Regierung unterdrückt, ignoriert oder beleidigt, die ständig Nostalgie nach den Jahren der Diktatur zeigt, auf große Schwierigkeiten stößt, mit Kritik umzugehen und in einer pluralistischen und komplexen Demokratie wie Brasilien zu leben. Präsident Macron zeigte sich in seinen Äußerungen sehr diplomatisch, respektierte die Souveränität des Landes, machte aber deutlich, dass der Amazonas nicht nur zu Brasilien oder sogar zu anderen lateinamerikanischen Ländern gehört, sondern ein Welterbe ist, das es zu bewahren gilt.

Meldung: Ida Junker, PPOOL, Paris

Quellennachweise:
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[1]  https://www.city.ac.uk/people/academics/carolina-matos

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