Hans-Vogt-Filmpreis 2019 geht an Caroline Link 53. Internationale Hofer Filmtage: 22 - 27. Oktober 2019


Der Filmpreis der Stadt Rehau wird jährlich seit 2013 während der Internationalen Hofer Filmtage vergeben. Der Preis ist mit 5.000,- Euro dotiert und ist an Filmschaffende gerichtet, die innovativ und sorgfältig um Ausdruck und Qualität ihres Filmtones bemüht sind.

In diesem Jahr geht der Preis an die Regisseurin und Drehbuchautorin CAROLINE LINK

Caroline Link wurde 1964 in Bad Nauheim geboren. 1986 begann sie ihr Studium im Fachbereich Dokumentarfilm und Fernsehpublizistik an der Hochschule für Film und Fernsehen München. Ihr Abschlussfilm „Sommertage“ wurde 1990 auf den Internationalen Hofer Filmtagen mit dem Kodak Förderpreis ausgezeichnet. Nebenbei arbeitete sie als Regieassistentin und Drehbuchautorin (unter anderem für die Krimiserie „Der Fahnder“) und war mehrere Jahre Mitarbeiterin der Hofer Filmtage. 1992 entstand für das ZDF der Kinderfilm „Kalle der Träumer“. 1995 verfilmte sie das Drama JENSEITS DER STILLE, über ein gehörloses Elternpaar und seine musisch begabte Tochter. Der Film wurde 1998 für einen Oscar© in der Kategorie Bester fremdsprachiger Spielfilm nominiert und machte Caroline Link auch international bekannt. Der Film erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Bayerischen Filmpreis, den Bundesfilmpreis in Silber, den Gildefilmpreis in Gold sowie im Ausland Preise als Bester Film der Festivals von Tokio, Chicago, Vancouver und Kalkutta. 1999 bewies Caroline Link mit der erfolgreichen Erich-Kästner-Adaption PÜNKTCHEN UND ANTON erneut ihr Gespür für anrührende Geschichten. Auch dieser Film wurde mit mehreren nationalen und internationalen Preisen geehrt. Den Oscar© für den Besten fremdsprachigen Film erhielt Caroline Link schließlich mit NIRGENDWO IN AFRIKA (2001). Die Stefanie-Zweig-Adaption wurde mit vier Deutschen Filmpreisen ausgezeichnet und war, wie die vorangegangenen Werke, auch kommerziell ein großer Erfolg: Die drei Filme lockten jeweils zwischen 1,7 und 1,9 Millionen Zuschauer ins Kino. 2008 inszenierte Caroline Link das Drama IM WINTER EIN JAHR nach dem Roman von Scott Campbell über eine Mutter und ihre Tochter, die nach dem Selbstmord des Sohnes und Bruders sehr unterschiedlich mit der Trauer umgehen. Caroline Link gewann den Bayerischen Filmpreis in der Kategorie Beste Regie für diesen Film sowie den Deutschen Filmpreis in Silber in der Kategorie Bester Spielfilm. Filmkomponist Niki Reiser wurde für die Beste Filmmusik geehrt.

Festivalplakat

Für EXIT MARRAKECH (2013) konfrontierte Link einen deutschen Theaterregisseur (Ulrich Tukur), der in Marokko ein Stück inszeniert, mit seinem 16-jährigen rebellischen Sohn, der dem Vater Versagen in seiner Rolle als Erzieher vorwirft. Der junge Darsteller Samuel Schneider erhielt für seine Leistung 2014 als Bester Nachwuchsschauspieler den New Faces Award. DER JUNGE MUSS AN DIE FRISCHE LUFT (2018), basierend auf Hape Kerkelings Kindheitserinnerungen, war mit mehr als 3,7 Millionen Besuchern Caroline Links bislang erfolgreichster Film. Er wurde erneut mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter drei Deutsche Filmpreise, der Bayerische Filmpreis, der Deutsche Schauspielpreis, der Jupiter Award und drei österreichische Romys. Julius Weckauf, der den jungen Hape Kerkeling spielte, gewann u, a. den New Faces Award und den Golden Space Needle Award beim Seattle International Film Festival. Im Dezember 2019 kommt Caroline Links neuer Film ALS HITLER DAS ROSA KANINCHEN STAHL ins Kino.

Mit dem Hans-Vogt-Filmpreis soll an die Pionierleistung des im Rehauer Ortsteil 1890 geborenen Ingenieurs Hans Vogt erinnert werden, der entscheidend an der Erfindung des Tonfilms beteiligt war und eine neue Ära in der Geschichte des Kinos sorgte.

Der diesjährige Filmpreis der Stadt Hof 2019 geht an den Schauspieler Max Riemelt

Die Stadt Hof und die Internationalen Hofer Filmtage würdigen in diesem Jahr mit der Vergabe des Preises an Max Riemelt einen herausragenden Darsteller, der seine Rollen mit Klugheit, Intensität und subtilen Emotionen ausfüllt. Viele seiner Filme hatten bei den Hofer Filmtagen Premiere und wurden große Erfolge: Zum ersten Mal war Riemelt 2004 mit „Napola” von Denis Gansel in Hof, es folgten 2009 „13 Semester” von Frieder Wittich, 2011 „Playoff” von Eran Riklis, 2012 „Der deutsche Freund” von Jeannine Meerapfel und 2014 „Auf das Leben!”. 2018 kam Max Riemelt anlässlich der Retrospektive des französischen Regisseurs Barbet Schroeder zu den Filmtagen und präsentierte den Film „Amnesia“, in dem er die Hauptrolle neben Marthe Keller spielte.

Der nicht dotierte Filmpreis der Stadt Hof gilt als eine der besonderen Auszeichnungen im Deutschen Film. Mit dem Filmpreis der Stadt Hof wird seit 1986 eine Persönlichkeit ausgezeichnet, die für den deutschen Film ein wichtiger Impulsgeber ist und dem Filmfestival in der Saalestadt verbunden ist. Dies trifft auf Alfred Holighaus in besonderem Maße zu:

Max Riemelt, geboren 1984 in Berlin, arbeitet seit 1997 als Schauspieler. Seinen Durchbruch feierte er mit der Hauptrolle in der Serie „Zwei Allein“ (1998). Die Coming-of-Age-Komödie „Mädchen, Mädchen“ (2001) markiert den Beginn der erfolgreichen Zusammenarbeit mit Regisseur Dennis Gansel, dem die Spielfilme „Napola – Elite für den Führer“ (2004; Preis als „Bester Darsteller“, Karlovy Vary), „Die Welle“ (2008; Undine Award als „Bester Darsteller“), „Wir sind die Nacht“ (2010) und „Die vierte Macht“ (2012) folgten. 2005 erhielt Riemelt auf der Berlinale die Auszeichnung des deutschen „Shooting Stars“ von der European Film Promotion. Auch mit Dominik Graf arbeitete Riemelt mehrmals zusammen – zunächst als Hauptdarsteller im Spielfilm „Der rote Kakadu“ (2005; Bayerischer Filmpreis als „bester Nachwuchsdarsteller“, „Bester Darsteller“ beim Int. Filmfestival Marrakech), danach in der vielbeachteten und mit dem Grimme-Preis ausgezeichneten TV-Serie „Im Angesicht des Verbrechens“ (2010; Deutscher Fernsehpreis für das Schauspielerensemble; Grimme-Preis als einer von vier ausgezeichneten Darstellern). Neben weiteren Kinohauptrollen („13 Semester“, „Heiter bis wolkig“, „Der deutsche Freund“) war Riemelt in dieser Zeit in diversen TV-Episodenhauptrollen zu sehen. 2013 feierte er an der Seite von Hanno Koffler – mit dem er bereits in „Hallesche Kometen“ von Susanne Irina Zacharias (2005) und dem TV-Drama „Auslandseinsatz“ von Till Endemann (2012) gespielt hatte – einen großen Erfolg in dem schwulen Liebesdrama „Freier Fall“ (3. Günther Rohrbach Filmpreis). Es folgten internationale Kinorollen, für die Riemelt u.a. mit Barbet Schroeder („Amnesia“, 2014) und Cate Shortland („Berlin Syndrome“, 2015) zusammengearbeitete. 2015 besetzten ihn die Wachowski-Geschwister in ihrer queeren Netflix-Serie „Sense8“ (2014-17), und 2018 übernahm er eine Rolle in der BBC-Serie „World on Fire“. Aktuell steht Max Riemelt für den Kinderkinofilm „Die Pfefferkörner und der Schatz der Tiefsee“ vor der Kamera und ist demnächst in einer von „Freier Fall“-Regisseur Stephan Lacant inszenierten „Tatort“-Folge („Die Zeit ist gekommen“, 2019) zu sehen.

Förderpreis Neues Deutsches Kino geht 2019 an den Film COUP
Der Förderpreis Neues Deutsches Kino für den besten Film geht an COUP, dem ersten Spielfilm von Sven O. Hill.

Begründung der Jury:
Stellen Sie sich vor, Martin Scorsese und Guy Ritchie machen einen Film ohne Geld. In Norden von Hamburg.

Es gibt einfach Menschen, die noch schlauer sind als alle anderen. Von genau solch einer Person handelt dieser Film. Ein Mensch, der alles hat. Er hat die Freiheit eines Rockers, den sicheren Job eines Bankkaufmanns und eine glückliche Familie. Aber er hat noch etwas: Einen Traum. Einmal im Leben eine Bank ausräumen. Und weil er eben schlauer ist als alle anderen, macht er es dann auch einfach. Unterhaltsam absurd entführt uns der Film in die einzigartige, wahre Geschichte eines tiefstapelnden Hochstaplers.

Trotz seines kleinen Budgets führt uns diese Antiheldenreise bis nach Australien und zurück. Die Geschichte eines Bankräubers, dem man jeden Pfennig gönnt, wird in einem mutigen Mix aus drei verschiedenen Genres erzählt. In seiner innovativen Mischung aus Dokumentar–, Animations– und Spielfilm nimmt der Film sich Freiheiten, neue Wege zu gehen, die wir gerne häufiger im Neuen Deutschen Kino sehen würden. Wie auch sein Protagonist nutzt der Film geschickt seine kleinen Mittel, um etwas Großes zu erschaffen.

Der Förderpreis Neues Deutsches Kino geht an Sven O.Hill für seinen Coup

Zum Inhalt: Sommer 1988: Ein 22-jähriger Bankangestellter, Familienvater und Rocker, veruntreut seiner Bank Millionen. Aber nicht mit Pistole und „Hände hoch“, sondern indem er eine Sicherheitslücke entdeckt und mit einem ausgetüftelten COUP die Beute bei Seite schafft. Mit den geklauten Millionen setzt er sich nach Australien ab und weiht erst von dort aus seine Lebensgefährtin per Telefon ein. Sie weigert sich nachzukommen. Damit hat er nicht gerechnet. Sein Aufenthalt im australischen Luxushotel gleicht dem in einem goldenen Käfig, die wachsende Sehnsucht nach dem gemeinsamen kleinen Sohn wird immens. Seine Lebensgefährtin stellt ihn vor die Wahl: Zurück zum gehassten Durchschnittsleben und zum geliebten Sohn oder weiterhin das ausschweifende Leben eines Millionärs führen. “Ich habe das Geld doch für euch geklaut! Für uns! Was mach’ ich denn jetzt?”

Sven O. Hill wurde 1975 in Düsseldorf geboren. Nach einem Aufbaustudium Film im Fach „Kamera” begann er ein Filmstudium an der renommierten Filmschule FAMU in Prag. Er drehte diverse Kurzspielfilme und Musikclips. Er arbeitet als Regisseur, Produzent und Kameramann. COUP ist sein erster langer Spielfilm.

Die Jury: Franziska Weisz (Schauspielerin), Tini Tüllmann (Regisseurin und Drehbuchautorin) und Max Gleschinski (Regisseur, Förderpreis Neues Deutsches Kino 2018 bei den Hofer Filmtagen für „Kahlschlag”)

www.hofer-filmtage.com

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