S AM Basel: Make Do With Now: Neue Wege in der japanischen Architektur Dauer der Ausstellung vom 12. November 2022 bis 12. März 2023


‹Make Do With Now› beleuchtet eine neue Generation von Architekt*innen und urbanen Akteur*innen in Japan. Diese Generation, die größtenteils nach dem Tohoku-Erdbeben und der Nuklearkatastrophe von Fukushima 2011 ins Berufsleben einstieg, entwickelt eine Reihe kritischer, ökologischer und sozialer Ansätze, die sich mit begrenzten Ressourcen, vorhandenen Materialien und vorgefundenen Räumen kreativ ‹behelfen› und gleichzeitig nach angemessenen Antworten auf die dringenden Herausforderungen der Gegenwart suchen. In Abkehr vom traditionellen Bild als Autor*innen artikulieren diese Architekt*innen eine neue Handlungsfähigkeit: Sie arbeiten von der Peripherie aus, nutzen Lücken im System und nehmen neue Rollen im Prozess ein, die bisher ignoriert wurden. Anhand von neu in Auftrag gegebenen Fotografien, Filmen und Modellen vermittelt die Ausstellung ein berufliches und soziales Porträt dieser Generation von Architekt*innen und stellt Handlungsoptionen vor, was Architektur sein – und tun – kann.

dot architects, Chidori Bunka, 2014–19 © Yoshiro Masuda

Mit seiner Ausstellungsreihe ‹Learning From› beleuchtet das S AM Schweizerisches Architekturmuseum regelmäßig Bewegungen und Entwicklungen jenseits der Schweiz, die eine breitere Relevanz für den hiesigen Architekturdiskurs haben. Für das S AM sind diese heute in Japan entstehenden Ansätze alles andere als eine Randerscheinung, sondern von großer Bedeutung für eine Welt, die sich allmählich auf eine Zukunft jenseits des Wachstumsparadigmas einrichtet. Ansätze wie das Bauen im Bestand, Materialwiederverwendung, partizipatorisches und soziales Design, sowie alternative Modelle des architektonischen Schaffens – alle Themen, die in der zeitgenössischen japanischen Architektur besonders ausgeprägt sind – werden auch in der Schweiz und in Europa zur Norm. In diesem Kontext leisten diese japanischen Positionen einen wichtigen Beitrag zu einer internationalen Diskussion. Sie machen deutlich, dass ein ‹sich Behelfen› keineswegs ein Zeichen von Mangel ist; vielmehr führen sie uns die gestalterische Kraft vor Augen, die entsteht, sobald uns bewusst wird, dass das, was wir haben, schon mehr als genug ist.

Go Itami, aus der Serie “tomito architecture” © Go Itami Go Itami, aus der Serie “CHAr” © Go Itami Mio Tsuneyama und Fuminori Nousaku, Holes in the House, 2017 – © Ryogo Utatsu
Studio GROSS, Still aus dem Film “403architecture [dajiba]” © Studio GROSS
Studio GROSS, Still aus dem Film “tomito architecture” © Studio GROSS

Kurator: Yuma Shinohara; Filme: Studio GROSS;
Fotografie: Go Itami; Szenografie: Yusuke Seki;
Ausstellungsgrafik: 75W / Tilmann S. Wendelstein

www.sam-basel.org

DIREKTOR S AM
Andreas Ruby (*1966, Dresden) ist Architekturpublizist, Kurator und Buchverleger und seit Mai 2016 Direktor des S AM Schweizerisches Architekturmuseum. Er studierte Kunstgeschichte an der Universität Köln. 2008 gründete er zusammen mit Ilka Ruby den Architekturverlag ‹Ruby Press›, mit dem er über 20 teils preisgekrönte Buchprojekte als Herausgeber und Verleger realisierte. Parallel dazu lehrte er Architekturtheorie an der Cornell University in Ithaca, New York, der TU Graz und der ENSAPM in Paris.

KURATOR
Yuma Shinohara (*1991, San Francisco) arbeitet als Kurator und Redaktor in den Bereichen Architektur und Urbanismus. Nach Stationen bei Storefront for Art and Architecture, Ruby Press, der Akademie der Künste Berlin und dem Canadian Centre for Architecture ist er derzeit Kurator am S AM Schweizerisches Architekturmuseum. Als Übersetzer hat er unter anderem Bruno Taut ins Englische übertragen und war für Zeitschriften wie ‹ARCH+› und ‹A+U› tätig. Er absolvierte ein Studium in vergleichender Literatur- und Kulturwissenschaft an der Columbia University in New York.

PROJEKTPARTNER

GRAFIK

75W (Theory of a Small World) ist das interdisziplinäre Designstudio von Tilmann Steffen Wendelstein, einem Designer und Art Director, dessen Leben und Arbeit zwischen Berlin und Tokio stattfindet. Mit projektbasierten Teams betreut das Studio ein breites Kundenspektrum aus Europa und Asien. Die Kunden reichen von Kulturinstitutionen und Verlagen bis hin zu einer Vielzahl von Marken aus dem Bereich der Lebensmittel, Möbel, Mode und darüber hinaus. Wendelstein ist ausserdem Mitbegründer des Journal du Thé, einer Zeitschrift für zeitgenössische Teekultur.

FILME

Anne and Sebastian Gross sind Architekt*in und Filmemacher*in und Gründer*in von ‹Studio GROSS› – einem Architekturbüro und experimentellen Projektraum in Tokio. Neben der Zusammenarbeit mit dem Canadian Centre for Architecture und der deutschen Botschaft in Tokio wurde ihre Filmarbeit bei den Swiss Transfer Architecture Video Awards erwähnt und gezeigt. Ihre architektonische Praxis befasst sich mit Renovierungen als Reaktion auf den wachsenden Wohnungsleerstand in Tokio. Sie beziehen die Forschung am Tokyo Institute of Technology in ihre Projekte ein und konzentrieren sich dabei stark auf die Rehabilitation der lokalen Gemeinschaft. Beide haben ein europäisches Architekturprogramm absolviert, bei dem sie acht Städte mit verschiedenen Planungs-, Design- und Kunstmethoden untersucht haben.

SZENOGRAFIE

Yusuke Seki (*1978) ist ein in Tokio ansässiger Designer. Er arbeitete im Büro für Innenarchitektur in Tokio, bevor er 2008 sein eigenes Studio gründete. Viele seiner Arbeiten wurden auf internationalen Messen und Ausstellungen gezeigt, unter anderem im Salone del Mobile in Mailand, der Stockholm Furniture and Light Fair und der Tokyo Style Exhibition. Bei seiner Arbeit legt er Wert darauf, dass die Funktion eines Raums wesentlich für dessen Gestaltung ist, und lässt sich von «Aspekten inspirieren, die im Kontext bereits vorhanden sind: wie Materialien, Standort, Geschichte». Yusuke Seki hat zahlreiche internationale Auszeichnungen erhalten, darunter den FRAME Great Indoors Award (2015), den Platinum Award des American Architecture Prize (2016) und den German Design Award (2017).

FOTOGRAFIE

Go Itami (*1976) ist ein in Japan lebender Fotograf und Künstler. Zu seinen monografischen Publikationen gehören photocopy (Rondade, 2018), this year’s model (Rondade, 2014) und study (Rondade, 2013). Seine Arbeiten wurden in Einzel- und Gruppenausstellungen in Japan und im Ausland gezeigt, darunter CIBONE (Tokio), VACANT (Tokio), SIGMA Satellite Gallery (Kyoto), Motto (Berlin), Centre for Contemporary Photography (Melbourne) und die Kunsthalle Wien (Wien). Itamis Fotografien wurden von Organisationen wie der Internationalen Biennale für Grafikdesign in Brünn, dem New Yorker Art Director’s Club und der Society of Photograpphy, Tokio, ausgezeichnet.

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