Painting Nature – Werke aus der Sammlung im Kunstraum Grässlin Vom 3. Juli 2023 bis Ende 2024 Sammlung Grässlin im "Kunstraum Grässlin" und den "Räumen für Kunst" in St. Georgen im Schwarzwald


vom 3. Juli 2023 bis Ende 2024 zeigt die Sammlung Grässlin im KUNSTRAUM GRÄSSLIN und den RÄUMEN FÜR KUNST in St. Georgen im Schwarzwald unter dem Titel PAINTING NATURE eine neue Ausstellung. Die Präsentation gibt Einblicke in die mannigfaltigen Erscheinungsformen von Natur in den Werken der Künstlerinnen und Künstler der Sammlung.

Nachdem die Kunst viele Jahrhunderte im Dienst religiöser und weltlicher Macht stand, folgt auch sie als Reaktion auf diese Entwicklungen ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten und wird autonom. Die Loslösung von der gegenständlichen Welt vollzieht sich schrittweise am Vorbild der Natur. Das Motiv wird in diesem Prozess Mittel zum Zweck, um die grundlegenden Parameter und inhärenten Eigenschaften des Bildes zu ergründen. 

Jean Fautriers Gemälde Poires dans une vasque (1938) und Allée d’arbres (1927–1928), welche die Anfänge der Sammlung Grässlin markieren, stehen beispielhaft für diese Entwicklung. Durch sie lässt sich nachvollziehen, wie die Künstlerinnen und Künstler der Moderne ausgehend von traditionellen Sujets wie Stillleben und Landschaftsdarstellungen zu einer immer abstrakteren Bildsprache finden.

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts führt dieser Bruch mit den Konventionen zu einer noch nie dagewesenen Fülle an Stilen, Formen und Praktiken. Genauso vielfältig wie die künstlerischen Ansätze dieser Zeit sind auch die Manifestationen von Natur in der Kunst. 

Die sich ab Ende der 1960er Jahre entwickelnde Land Art führt bis dato als „arm“ und „nicht künstlerisch“ geltende, alltägliche Naturmaterialien als Werkstoff ein, wofür Stone Line, 1978, von Richard Long exemplarisch steht. 

Tobias Rehberger, „Thomas“, 1999/2009, Herbert Brandl, „Kusamono“, 2021, © Siftung Grässlin und die Künstler, Fotograf: Wolfgang Günzel, Offenbach

Anhand der Bilder von Georg Baselitz, Herbert Brandl, Günther Förg, Ika Huber, Imi Knoebel und Albert Oehlen, aber auch jenen der jüngsten Künstlergeneration der Sammlung Grässlin – Andreas Breunig, Rachel von Morgenstern und Stefan Müller – wird deutlich, wie die Prämissen der gestischen Abstraktion mit ihrer organischen, der Natur entlehnten Formensprache seit der Moderne bis in die Gegenwart hineinwirken. So werden die Grenzen zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion immer wieder auf den Prüfstand gestellt oder aber Natur als Inspirationsquelle expressiver malerischer Gesten in den Fokus gerückt.

Herbert Brandl, Ohne Titel, 2017, Ohne Titel, 2018, Ohne Titel, 2017 © Stiftung Grässlin und der Künstler, Fotograf: Wolfgang Günzel, Offenbach

Heimo Zobernig setzt sich in seinen Werken mit den unterschiedlichen Strömungen der Moderne auseinander und stellt ihre Paradigmen infrage. In dem titelgebenden Bild Painting Nature (2022) reduziert er die Vorstellung von Natur auf seine eigene malerische Strategie, indem er den Schriftzug „Painting Nature“ auf den abstrakten Malgrund setzt. Im Gegensatz dazu hat Herbert Brandl keine Scheu, sich mit den kitschbehafteten Sujets der Tier- und Landschaftsmalerei auseinanderzusetzen. In den Werken von Cosima von Bonin, Henning Bohl, Mark Dion, Martin Kippenberger, Hans-Jörg Mayer und Tobias Rehberger erhalten Naturerscheinungen eine symbolische oder metaphorische Bedeutung.

PAINTING NATURE zeigt eindringlich, dass es das ‚eine‘ Bild von Landschaft und Natur nicht gibt. Die Herausforderung liegt in der Kunst wie im Leben gerade darin, immer wieder von neuem mit jeder neuen Generation nach dem gegenwärtigen Bezug zwischen dem Menschen und der Welt zu fragen.

Meldung: Uli Kuhn Consulting/ Sammlung Grässlin, 78112 St. Georgen