Koproduktive Landschaft Frankfurt Nordwest


Das Stadtplanungsamt hat unter der Schirmherrschaft des Dezernenten für Planen und Wohnen, Marcus Gwechenberger, am 15. Mai eine ganztägige Fachtagung zum Thema „Koproduktive Landschaft Frankfurt Nordwest“ ausgerichtet. Wichtigstes Thema war die Qualifizierung des Landschaftsraums westlich der Autobahn A 5 im Untersuchungsbereich einer möglichen städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme Frankfurt Nordwest. Eingeladen waren eine Vielzahl ausgewählter Expertinnen und Experten aus Forschung und Lehre, aus qualifizierten Planungsbüros und Institutionen, aus der Stadtverwaltung sowie aus der Landwirtschaft. Am Vormittag widmeten sich die rund 70 Teilnehmenden in Arbeitsgruppen mit großem Engagement dem Charakter einer möglichen koproduktiven Landschaft mit den Elementen „Koproduktive Landwirtschaft“, „Stadt-Land-Übergang“, „Energiewirtschaft und Stoffkreisläufe“ sowie „Freizeit, Erholung und Diversität“ und konkretisierten geeignete Maßnahmen. Der Nachmittag war Diskussionsforen vorbehalten, in denen Umsetzungsstrategien, Beteiligungsformate und kommunale Steuerungsinstrumente erörtert wurden. Die breit angelegte Basis der teilnehmenden Fachdisziplinen führte zu konstruktiven Beiträgen, zu einem gemeinsamen Verständnis, so dass die Fachtagung als gelungener Auftakt für einen weiterzuführenden Dialogprozess verstanden werden kann.

Katrin Bohn, Geschäftsführerin des Planungsbüros Bohn & Viljoen, befürchtet, dass den heutigen landwirtschaftlichen Flächen westlich der Autobahn A5 die landwirtschaftliche Nutzung aufgrund des vorherrschenden Flächen- und Nutzungsdrucks in spätestens 50 bis 100 Jahre entzogen sein könnte und die daher eine nachhaltige und zukunftsgerichtete Weiterentwicklung dieses Raums fordert. Sie sagte: „Das wirklich Einzigartige ist, dass es mit dem Projekt eine historische Chance gibt – man hat nämlich die Möglichkeit, gemeinsam im Dialog mit den Flächennutzern, vor allem den Landwirten, ein Gebiet zu entwickeln, was möglicherweise sonst dauerhaft für die Landwirtschaft verloren geht.“

Für Gabriele Niessen, Mitglied im Consilium, steht die anzustrebende Funktions- und Nutzungsvielfalt des Raums im Vordergrund. Sie sagte: „Selbstverständlich muss ein Raum multicodiert sein und er muss mit mehreren Funktionen und mit mehreren Nutzungen auch in unserer heutigen Zeit funktionieren.“ Dies sieht der Kreislandwirt Matthias Mehl hingegen kritisch. „Wir haben große Sorgen wegen der Nutzungskonflikte, das heißt, wenn sehr viele Leute dort ihre Freizeit verleben wollen, dann kollidieren sie mit den Landwirten, die ihre Flächen bewirtschaften müssen“, sagte er.

Einen anderen Aspekt nimmt Prof. Jan Dieterle von der University of Applied Science Frankfurt aus den Diskussionen mit. Er betonte, wie vielgestaltig die Landwirtschaft mit ihren Bewirtschaftungsformen und Belangen ist. Sein Resümee lautete: „Ich habe heute viel über die Landwirtschaft gelernt und ich muss sagen, die Landwirtschaft ist genauso vielfältig, wie Nutzungen in der Stadt.“

Marcus Gwechenberger zog am Ende der Veranstaltung ein positives Fazit: „Mir ist wichtig, dass wir nicht Stadt gegen Landschaft stellen, sondern dass wir gemeinsam eine tragfähige Zukunftsstrategie entwickeln und auch mit den Nachbarkommunen in regem Austausch bleiben.“

Zum Hintergrund
Die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Frankfurt am Main hat im Dezember 2017 beschlossen, im Bereich „Frankfurt Nordwest“ die Voraussetzungen für eine städtebauliche Entwicklungsmaßnahme auf Basis des städtebaulichen Entwurfsbeitrags „Quartiere im Kreislauf“ des Planungsteams cityförster architecture + urbanism, Hannover, mit urbanegestalt, Köln, zu prüfen. In der aktuellen Phase der vorbereitenden Untersuchungen wird die Machbarkeit und die Wirtschaftlichkeit des Projekts evaluiert. Die Vorlage einer städtebaulichen Entwicklungssatzung für den Bereich Frankfurt Nordwest ist in Vorbereitung und könnte möglicherweise im Verlauf des Jahres 2025 zur Beschlussreife gelangen. Sie würde die Voraussetzung von bis zu 6800 Wohnungen für rund 17.000 Menschen schaffen sowie Raum für bis zu 5300 Beschäftigte bieten.

Foto (c) Kulturexpress, Meldung: Presseinfo der Stadt Frankfurt am Main (pia)