Frauen. Künstlerinnen zwischen Frankfurt und Paris um 1900


Die Moderne ist ohne den Beitrag von Künstlerinnen nicht zu denken.  Neben bekannten Malerinnen und Bildhauerinnen haben sich viele weitere erfolgreich im Kunstbetrieb der Zeit um 1900 behauptet. Von Paris und Frankfurt aus knüpften sie internationale Netzwerke und unterstützten sich gegenseitig. Als einflussreiche Lehrerinnen und Kunstagentinnen prägten einige von ihnen auch die Geschichte des Städel Museums und der Städelschule. Noch bis zum 27. Oktober präsentiert das  Städel Museum die Ausstellung „Städel | Frauen. Künstlerinnen zwischen Frankfurt  und Paris um 1900“. Das Interesse des Publikums ist ungebrochen:  Viele Tausend Besucher haben die rund 80 Gemälde und Skulpturen von 26 Künstlerinnen bereits neu entdeckt. Neben bekannten Malerinnen und Bildhauerinnen wie Louise Breslau,  Ottilie W. Roederstein und Marg Moll zeigt die Ausstellung zahlreiche weitere Frauen,  die sich um 1900 erfolgreich im Kunstbetrieb behaupteten. Von Frankfurt und Paris  aus knüpften sie internationale Netzwerke, unterstützten sich gegenseitig und  prägten als einflussreiche Lehrerinnen und Kunstagentinnen nicht nur die  Kunstgeschichte, sondern auch das Städel Museum und die Städelschule.

Darunter befinden sich Kunstwerke aus renommierten US-amerikanischen und europäischen Museen sowie zahlreiche Arbeiten aus Privatbesitz, die zum ersten Mal gezeigt werden. Ergänzt werden sie durch bislang unveröffentlichtes Archivmaterial. Fotografien und Briefe erzählen von internationalen Ateliergemeinschaften, von der strategischen Bedeutung professioneller Künstlerinnenverbände, von Erfolgen, aber auch vom andauernden Streben um Anerkennung.

Mathilde Battenberg (1878–1936) Porträt Peter Carl MacKay, 1915, Öl auf Leinwand, 91,5 × 75 cm © Städel Museum, Frankfurt am Main

Die Ausstellung zeigt Künstlerinnen, die sich mit großer Eigenständigkeit und Professionalität in einem durch männliche „Künstlergenies“ bestimmten Kulturbetrieb durchsetzten. Unter dem Blickwinkel der Netzwerke entsteht ein komplexes Bild der Ausbildungs- und Arbeitssituation von Künstlerinnen in der Moderne: vom Kampf der Wegbereiterinnen im Paris der 1880er-Jahre über die ersten Bildhauerinnen an der Kunstschule des Städel um 1900 bis hin zu einer jungen selbstbestimmten Generation von Künstlerinnen im Neuen Frankfurt der 1920er- und 1930er-Jahre. Die stilistisch sehr unterschiedlichen Arbeiten zeigen dabei die Vielfalt weiblicher Positionen in der Kunst auf und spiegeln die radikalen gesellschaftlichen und ästhetischen Umbrüche der Zeit. In ihren Werken setzten sich die Malerinnen und Bildhauerinnen mit ihrer eigenen Existenz als Künstlerinnen in einem männlich dominierten Umfeld auseinander. Sie zeigten sich selbstbewusst im Kreis ihrer Freundinnen und Mitstreiterinnen und stellten die überkommenen Geschlechterrollen infrage. Mit Darstellungen des menschlichen Aktes reklamierten sie einen zuvor den  Männern vorbehaltenen Motivkomplex auch für sich. Dabei bedienten sie sich nicht  nur der Malerei und Zeichnung, sondern eroberten zunehmend auch die Bildhauerei,  die aufgrund der physischen Anstrengung sowie der technischen und materiellen  Anforderungen als vermeintlich „männlichste“ Gattung der Kunst galt.  

26 Malerinnen und Bildhauerinnen der Moderne in einer Ausstellung präsentiert. Als Ergebnis eines weitreichenden Forschungsprojekts zur Geschichte unserer Institution und seiner Sammlung ist es dem Städel Museum gelungen, bemerkenswerte Künstlerinnenbiografien zu rekonstruieren, verschollene Werke zu lokalisieren und damit Lücken in der Forschung zu schließen und wiederum Türen für weiterführende Recherchen zu öffnen. Der Blick auf die Situation von Künstlerinnen um die Jahrhundertwende und ihren Einfluss auf die Entwicklung der modernen Kunst wird sich mit dieser Ausstellung nachhaltig verändern.

Philipp Demandt, Direktor des Städel Museums, über die Ausstellung: „Mehr als  70.000 Besucherinnen und Besucher haben bereits die Möglichkeit wahrgenommen,  unsere Städel-Frauen-Ausstellung zu sehen und belegen damit, wie relevant die  Schau aktuell ist. Mit ‚Städel | Frauen. Künstlerinnen zwischen Frankfurt und Paris  um 1900‘ ist es uns nicht nur gelungen, Künstlerinnenbiografien zu rekonstruieren  und verschollene Werke aufzuspüren, sondern auch einen neuen Blick auf die Rolle  der Künstlerinnen für die Entwicklung der Moderne zu werfen. Wir laden alle ein, sich  die Chance auf eine Begegnung mit diesen Kunstwerken nicht entgehen zu lassen.“  

Die Ausstellung wird von einem vielfältigen Vermittlungsprogramm begleitet:  Regelmäßige Überblicksführungen bieten Hintergründe und Einblicke in die  Biografien der Künstlerinnen. Highlights wie das Gesprächsformat „SinnBilder“  ermöglichen eine intensive Auseinandersetzung online und in der Ausstellung. Mit  der kostenlosen Audioguide-App kann „Städel I Frauen“ ganz individuell erkundet  werden.

Der begleitende Katalog, herausgegeben von den Kuratoren Alexander  Eiling, Eva-Maria Höllerer und Aude-Line Schamschula, ist im Städel Museumsshop  erhältlich.

„Städel | Frauen“

Alle Künstlerinnen der Ausstellung: Erna Auerbach, Eugenie Bandell, Mathilde  Battenberg, Helene von Beckerath, Hanna Bekker vom Rath, Marie Bertuch, Olga  Boznańska, Louise Catherine Breslau, Tola Certowicz, Inge Dinand, Ida Gerhardi,  Dora Hitz, Pauline Kowarzik, Anna Krüger, Rosy Lilienfeld, Else Luthmer, Marg Moll,  Marie-Louise von Motesiczky, Elizabeth Nourse, Maria Petrie, Ottilie W. Roederstein,  Louise Schmidt, Madeleine Smith, Annie Stebler-Hopf, Martha Stettler, Alice Trübner

Führungen zur Ausstellung „Städel | Frauen“ In der Ausstellung werden während der regulären Öffnungszeiten regelmäßig  einstündige Überblicksführungen in deutscher und englischer Sprache angeboten.  Da die Teilnehmerzahl begrenzt ist, empfiehlt es sich, die Tickets vorab im Online-Shop zu erwerben. Sie kosten 5 Euro zuzüglich Museumseintritt. Darüber hinaus  bieten Online-Touren die Möglichkeit, die Ausstellung ortsunabhängig zu erleben.  Individuelle Führungen für private Gruppen oder Firmen können auf Anfrage über die  Städel Website gebucht werden. Am 24. Oktober wird die Ausstellung im Rahmen  von „SinnBilder“ zum Ausgangspunkt einer Diskussion über die großen Fragen des  Lebens. Ausgewählte Kunstwerke werden im Kontext religiöser und ethischer  Themen präsentiert. Alle Informationen zum Programm auf staedelmuseum.de. 

Digitale Angebote zur Ausstellung „Städel | Frauen“ Die Audioguide-App bietet darüber hinaus die Möglichkeit, die 26 Künstlerinnen, die  Vielfalt ihres künstlerischen Schaffens zwischen Frankfurt und Paris sowie ihren  Einfluss auf Kunst und Gesellschaft um 1900 selbstständig zu entdecken. Die App  beinhaltet Audiotracks und Abbildungen zu rund 30 Kunstwerken und hat eine Dauer  von etwa 60 Minuten. Die Tour ist als kostenlose App für die Betriebssysteme iOS  und Android im App Store und Google Play Store erhältlich und kann entweder  bequem zu Hause oder im Städel WiFi auf das Smartphone geladen werden. Begleitend zur Ausstellung hat das Städel einen Film produziert, der in die Ausstellung einführt und auf dem YouTube-Kanal sowie der Städel Website abrufbar ist. Katalog zur Ausstellung „Städel I Frauen“ Im Hirmer Verlag ist ein umfassender Ausstellungskatalog erschienen,  herausgegeben von Alexander Eiling, Eva-Maria Höllerer und Aude-Line  Schamschula. Das Vorwort von Philipp Demandt und Beiträge renommierter  Autorinnen wie Eva Sabrina Atlan, Juliane Betz, Éléonore Dérisson und anderen  beleuchten das Leben und Werk der Künstlerinnen. Der Katalog umfasst 232 Seiten  mit 188 Abbildungen und bietet Essays sowie Künstlerinnen-Biografien in deutscher  Sprache, ergänzt durch englische Übersetzungen.