TASTE THE WASTE (BRD 2011) DVD-Release: Spieldauer 88 Minuten, W-film Verleih, Regie: Valentin Thurn


Fünfzig Prozent aller Lebensmittel werden weggeworfen: Jeder zweite Kopfsalat, jede zweite Kartoffel und jedes fünfte Brot. Das meiste davon endet im Müll, bevor es überhaupt den Verbraucher erreicht. Und fast niemand kennt das Ausmaß der Verschwendung. Valentin Thurn fragt mit „Taste The Waste“: Wer macht aus Essen Müll? Welche Folgen hat die globale Nahrungsmittel-Vernichtung für das Klima? Und für die Ernährung von sieben Milliarde Menschen? Der Film findet Antworten bei Bauern, Supermarkt-Direktoren, Müllarbeitern und Köchen. In Deutschland, Österreich, Japan, Frankreich, Kamerun, Italien und den Vereinigten Staaten. Und er findet Menschen, die unserem Essen mehr Wertschätzung entgegenbringen und Alternativen entwickelt haben, um die Verschwendung zu stoppen.

W-film Verleih                  Spieldauer : 88 Minuten                  Kinostart: 08. September 2011

Frisch auf den Müll – Die globale Lebensmittelverschwendung

Mehr zu Kinofassung und zur Bewegung, zu den Terminen und zum Blog:  www.tastethewaste.com     

Zum Trailer:    TASTE THE WASTE

Drehbuch und Regie: Valentin Thurn
Kamera: Roland Breitschuh
Ton: Ralf Gromann
Schnitt: Brigit Köster
Musik: Pluramon
Sound Design: Peter Aufderhaar
Dramaturgische Beratung: Sebastian Stobbe
Projektberatung Postproduktion: Ewa Borowski
Recherche: Karin de Miguel Wessendorf, Britta Dombrowe
Stringer: Pochi Tamba Nsoh, Susanne Steffen, Stephan Müller, Raphaele Benisty
Motion Graphics: Agentur für kranke Medien
Produzenten: Astrid Vandekerkhove, Valentin Thurn
Redaktion: Angelika Wagner (WDR)
Andrea Ernst (WDR)
Dirk Neuhoff (NDR)
Produktion: SCHNITTSTELLE Köln/ THURN FILM

Mehr als die Hälfte unserer Lebensmittel landet im Müll. Das meiste schon auf dem Weg vom Acker zum Esstisch, bevor es uns Verbraucher überhaupt erreicht: jeder zweite Kopfsalat, jede zweite Kartoffel und jedes fünfte Brot. Das Ausmaß der Verschwendung ist den Wenigsten klar. Essen wegzuwerfen findet niemand gut – „weil andere nichts zu essen haben“, sagen die Jüngeren und die Älteren erinnern sich noch an den Hunger im Krieg: „Da waren wir um jeden Kanten Brot froh.“ Aber wir alle machen mit beim großen Ex und Hopp! Valentin Thurn hat die Wirklichkeit in unseren Mülltonnen aufgespürt. In den Abfall-Containern der Großmärkte, der Supermärkte und denen vor unserer Haustür. Sie enthalten Massen einwandfreie Lebensmittel, teilweise noch originalverpackt, oft ist nicht einmal das Haltbarkeitsdatum abgelaufen. Über zehn Millionen Tonnen Lebensmittel pro Jahr werden allein in Deutschland weggeworfen. Und es werden immer mehr! Warum werfen wir so viel weg? Auf der Suche nach Erklärungen spricht Valentin Thurn mit Supermarkt-Verkäufern und -Managern, Bäckern, Großmarkt-Inspektoren, Ministern, Psychologen, Bauern und EU-Bürokraten. Was er findet ist ein System, an dem wir uns alle beteiligen: Supermärkte bieten durchgehend die ganze Warenpalette an. Bis spät in den Abend muss das Brot in den Regalen frisch sein, zu jeder Jahreszeit gibt es Erdbeeren. Und alles muss perfekt aussehen: Ein welkes Salatblatt, ein Riss in der Kartoffel oder eine Delle im Apfel, und sofort wird die Ware aussortiert. Joghurtbecher schon zwei Tage vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums. Dass wir die Hälfte unseres Essens verschwenden, wirkt sich verheerend auf das Weltklima aus. Die Landwirtschaft ist für mehr als ein Drittel der Treibhausgase verantwortlich, der Anbau der Lebensmittel verbraucht Energie und Dünger und zerstört immer mehr Regenwälder. Wenn Nahrungsmittel auf der Müllkippe verrotten, entweicht zusätzlich Methangas, das bei der Erderwärmung 25-mal so stark wirkt wie Kohlendioxid. Unsere Verschwendungssucht verschärft auch den weltweiten Hunger. Früher mahnten uns unsere Mütter, den Teller leer zu essen: „Die Kinder in Afrika wären froh, wenn sie dieses Essen bekämen.“ Als Kinder haben wir sie nicht ernst genommen – wie sollten unsere Tellerreste auch zu den afrikanischen Kindern kommen? Doch die Aussage unserer Mütter war geradezu prophetisch. Die steigenden Weizenpreise belegen es: Heutzutage kaufen wir unser Essen auf demselben Weltmarkt, auf dem auch die Entwicklungsländer kaufen. Würden wir weniger wegwerfen, müssten wir weniger einkaufen; die Preise fielen und es bliebe mehr für die Hungrigen. Aber es geht auch anders!

Vor einigen Jahren lief der beachtenswerte Dokumentarfilm WE FEED THE WORLD – ESSEN GLOBAL (Österreich 2005) von Erwin Wagenhofer, Argumente gegen Raubbau in der Natur und Ausbeutung der Menschen, der auch die Nahrungsmittelkette und die globale Verteilung untersuchte.

Valentin Thurn findet weltweit Menschen, die die irrsinnige Verschwendung stoppen wollen: die österreichischen „Mülltaucher“ Gerhard und Robert zum Beispiel, die Nahrungsmittel aus den Abfallcontainern der Supermärkte retten. Den französischen Supermarkt- Direktor Thomas Pocher, der seine Kunden dazu bringen will, weniger klimaschädliche Produkte zu kaufen. Den amerikanischen Anthropologen Timothy Jones, der Verbraucher und Landwirte zusammenbringt, und die Wiener Forscherin Felicitas Schneider, die Mülltonnen von Haushalten und Supermärkten auseinandernimmt und mit ihren Erkenntnissen Überzeugungsarbeit leistet. Kleine Schritte, die zusammengenommen aber eine große Chance bieten: Wenn wir unsere Lebensmittel-verschwendung nur um die Hälfte reduzierten, würde sich das auf das Weltklima genauso auswirken, als ob wir auf jedes zweite Auto verzichteten.

Sylvain Sadoine (26) Supermarkt-Angestellte in Lille, Frankreich
muss jeden Morgen Joghurtbecher und andere Lebensmittel aus den Regalen sortieren und wegwerfen, und bedauert das zutiefst.

Gerhard (35) und Robert (34)  Mülltaucher aus Überzeugung
Die Wiener leben seit über zehn Jahren weitgehend von dem, was andere wegwerfen. Dabei geht es ihnen nicht um kostenlose Lebensmittel, sondern um den Protest gegen die Wegwerf-Gesellschaft.

Friedrich Wilhelm Graefe zu Baringdorf (67)  Bauer aus Spenge, Westfalen
muss schon auf dem Feld viele Kartoffeln aussortieren, weil sie zu klein sind oder zu groß, oder kleine Macken haben. Insgesamt bleibt rund die Hälfte der Ernte auf dem Feld liegen. Er findet das nicht richtig, weil die Kartoffeln eigentlich noch gut essbar wären.

Annie Novak (34)  betreibt die “Brooklyn Rooftop Farm” in New York City.
Auf einem Fabrikdach erntet sie Gemüse, Honig und Hühnereier, mit Blick auf Manhattans Wolkenkratzer. Ihr persönliches Credo: Wenn man den Städtern zeigt, wie schön es sein kann, selbst Lebensmittel zu erzeugen, dann werden sie lernen, das Essen wieder wertzuschätzen.

Véronique Abouna Ndong (39)  arbeitet bei der Pariser Tafel ANDES.
Sie sortiert noch essbare Lebensmittel aus den Abfällen des Pariser Großmarktes
Rungis heraus, die dann an Bedürftige verteilt werden. Sie kann nicht fassen, dass sie immer noch viele Kartons wegwerfen muss, die die Tafel als nicht mehr geeignet zum Verteilen ansieht, obwohl sie eigentlich noch gut essbar wären. In ihrer Heimat Kamerun wäre das undenkbar.

Masahiro Koyamas (40)  Restaurant in Yokohama war das erste im Recycling-Netzwerk „Hama-Pork“
Der Koch sammelt die Speisereste seines Restaurants und liefert sie an eine Tierfutter-Fabrik, die wiederum Bauern beliefert. Ihr Schweinefleisch wird dann wieder an das Restaurant geliefert – ein kompletter Zyklus innerhalb der Gemeindegrenzen von Yokohama, Japan.

Prof. Joachim von Braun (60)  arbeitet beim Zentrum für Entwicklungsforschung in Bonn
und weist auf die fatalen Zusammenhänge zwischen unserer Verschwendung und dem Steigen des Weltmarktpreises für viele Nahrungsmittel auf Kosten der Armen hin. Eine Hungerkrise wie 2008 hält er schon in naher Zukunft wieder für möglich.

André Foka (64)  Kleinbauer in Nyombé, Kamerun,
kämpft gegen die größte Bananenplantage des Landes, die ihm und seinen Nachbarn Land weggenommen hat. Seit 16 Jahren wird sein Prozess verschleppt. Preissteigerungen auf den Weizenbörsen Europas spürt er direkt: Dann wird das Brot teurer und er kann seine Familie kaum mehr ernähren.

 Jörn Franck (49)  ist Geschäftsführer der größten Biogas-Anlage Hamburgs.
Als Kaufmann freut er sich, dass die Mengen an Lebensmittel-Müll von Jahr zu Jahr wachsen. Doch wenn man nachhakt merkt man, dass ihm diese Kehrseite der Überfluss-Gesellschaft auch Unbehagen bereitet.

Roland Schüren (50)   ist Inhaber einer Bäckerei in Hilden.
Er entsorgt seine „Müll-Brote“, indem er sie verbrennt. Besser als wegwerfen, meint er. Aber auch er wurde über die Beschäftigung mit der täglichen Überproduktion nachdenklich, und versucht weniger Ausschuss zu produzieren.

Tony Apfelbaum (55)   Müll-Inspektor im Pariser Großmarkt Rungis,
kümmert sich täglich um die Entsorgung vieler Tonnen Obst und Gemüse, die nicht verkauft werden konnten. Vieles davon ist nicht verdorben. Der Inspektor gibt sich ungerührt, abgestumpft durch die Mengen an Lebensmitteln, die hier täglich auf den Müll geworfen werden.

Hilaire Tsimi Zoa (48)   Direktor der Bananenplantage PHP in Kamerun,
bedauert es sehr, dass die Standards der europäischen Abnehmer seiner Bananen
immer strenger werden, so dass er einen immer höheren Anteil davon nach der Ernte wegwerfen muss. Er bestreitet, dass seine Gesellschaft den lokalen Kleinbauern Land weggenommen hat.

Felicitas Schneider (41)  

Müllforscherin am Institut für Abfallwirtschaft in Wien, durchsucht mit ihren Kollegen die Mülltonnen von Haushalten und Supermärkten. Sie ist erschrocken, wie viel weggeworfen wird, oft noch in der Original-Verpackung und sogar vor dem Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums.

Timothy Jones (48)  arbeitete über zehn Jahre lang als Forscher an der University of Arizona in Tucson und untersuchte die Mülltonnen Amerikas, bis er 2005 das Handtuch warf und selbst zum Aktivisten gegen die verschwenderische Lebensmittelindustrie wurde. Er gründete die Food Corp., eine Kooperative in der die Konsumenten selbst zu Erzeugern werden und so die Marktmacht der Lebensmittelkonzerne unterlaufen.

Deutsche Welthungerhilfe:  

„Es ist ein Skandal, dass knapp eine Milliarde Menschen hungern, obwohl genug Lebensmittel produziert werden’, erklärt Wolfgang Jamann, Generalsekretär der Welthungerhilfe. ‚Es ist höchste Zeit für uns, Lebensmittel wieder als Wert schätzen zu lernen und mit allem, was unser Essen betrifft, bewusster umzugehen“.

 

Slow Food Deutschland:  

 „Darin zeigt sich der niedrige Stellenwert, den Lebensmittel bei vielen Essern haben. Andererseits hungern weltweit eine Milliarde Menschen, die meisten davon hätten zu essen, wenn die Industrieländer nichts verschwenden würden. Zugleich ist aber unsere Lebensmittel-Verschwendung auch ein nicht zu unterschätzender Faktor der Umwelt- und Klimaschädigung, des sinnlosen Wasser- und Energieverbrauchs, der Vernichtung von Geldvermögen. Als die Verfügbarkeit von Essen noch nicht so selbstverständlich war wie heute, waren Lebensmittel etwas Wertvolles. Lebensmittel waren zudem auch relativ teuer, gemessen am verfügbaren Einkommen. Erntedankfeste und Dankesgebete bei Tisch entstanden aus dem Bewusstsein von Lebensmittelknappheit und auch von Hungerzeiten“.

 

World Wildlife Fund:  

„Die Agrarlobby redet immer davon, die Produktion auszuweiten: Mit mehr Pestiziden, mehr Gentechnik, mehr gerodetem Wald für neue Äcker“, kritisiert WWF-Agrarexperte Matthias Meißner. „Dabei müssen wir zuerst die dutzenden Lecks stopfen, die unser Ernährungssystem hat. Wir können es uns nicht leisten, so viel Essen zu verschwenden, weder moralisch noch ökologisch.’ Nach wissenschaftlichen Schätzungen erzeugt die Landwirtschaft weltweit 4.600 Kilokalorien pro Tag und Mensch. Davon erreichen 1.400 Kalorien niemals einen Magen“.

 

 

Entwicklung mit Unterstützung der Documentary Campus Masterschool

In Koproduktion The MEDIA Programme of the European Union, Filmstiftung NRW
Film- und Medien Stiftung NRW und BKM Westdeutscher Rundfunk, Norddeutscher Rundfunk, Buddhist Broadcasting Foundation Niederlande, KOCCA – Creativ Content Agency Südkorea, CREO Contents Südkorea, Evangelischer Entwicklungsdienst / EZEF

In Zusammenarbeit mit SVT Schweden, NRK Norwegen, LRT Litauen, TV3 Katalonien, TG4 Irland, YLE Finnland, ERT Griechenland, TSR Schweiz, France Television Frankfreich,
DR Dänemark, MBC Südkorea

Produktion gefördert durch The MEDIA Programme of the European Union, Filmstiftung NRW
Verleih gefördert durch die Film- und Medien Stiftung NRW und BKM

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