POESIE DES UNENDLICHEN DVD-Release: Im Zentrum steht die tiefe Freundschaft zweier Gelehrter aus unterschiedlichen Welten, deren Zusammenarbeit die Mathematik in ihren Grundfesten erschütterte


Im kolonialen Indien des Jahres 1913 arbeitet der 25-jährige Srinavasa Ramanujan (Dev Patel) als einfacher Büroangestellter. Seine Berufung ist jedoch eine andere: Er hat ein einzigartiges Gespür für Mathematik. Wild entschlossen, seine Hingabe an die Zahlen trotz Ablehnung von Vorgesetzten und Familie zu verwirklichen, schreibt Ramanujan an G. H. Hardy (Jeremy Irons), einen bedeutenden britischen Mathematikprofessor am Trinity College in Cambridge. Dieser erkennt Ramanujans Originalität und Brillanz und setzt sich seinerseits gegen Widerstände aus den eigenen akademischen Reihen durch, den „Rohdiamanten“ samt seiner unkonventionellen Ideen nach Cambridge zu bringen. Für eine Reise ins Ungewisse verlässt Ramanujan sein Land, seine Familie und Ehefrau Janaki (Devika Bhisé). Angekommen in England, kann er auf das Verständnis und Vertrauen seines Mentors Hardy bauen. Unter seiner Protektion entwickeln sich Ramanujans Theorien zu Formeln, die die Welt der Mathematik und die Haltung vieler Wissenschaftler bis heute für immer verändern sollten.

Wild Bunch Verleih    Spieldauer: 114 Minuten    Kinostart: 12. Mai 2016

Zum Trailer: Poesie des Unendlichen    Regie: Matthew Brown    (GB 2015)   FSK ab 6 Jahre

Unermüdlich plädiert Hardy für die Anerkennung Ramanujans durch die elitären Universitätszirkel. Doch sein indischer Kollege ist im kalten, abweisenden England kurz vor dem Ersten Weltkrieg ebenso ein Außenseiter wie in seinem Heimatland. Mit letzter Kraft kämpft der mittlerweile schwer erkrankte Ramanujan darum, seine Arbeiten zu veröffentlichen und ein Establishment zu überzeugen, das für seine Geniestreiche noch nicht bereit ist.

Originaltitel: The Man Who Knew Infinity

S. Ramanujans einzigartige Theorien brachten das Zahlengenie aus Südindien kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs von einfachsten Verhältnissen in Südindien zu höchsten akademischen Ehren. Der Film beschreibt den schwierigen Weg eines brillanten jungen Mannes in eine Kultur, die ohne Beweise nicht zu glauben bereit ist. An der ehrwürdigen Universität von Cambridge trifft Glauben an eine höhere Macht auf die Macht der Beweise und fatale politische Wirren.

BESETZUNG
Srinivasa Ramanujan     DEV PATEL
G.H. Hardy      JEREMY IRONS
Sir Francis Spring     STEPHEN FRY
John Littlewood      TOBY JONES
Janaki       DEVIKA BHISE
Komalatammal      ARUNDHATI NAG
STAB
Regie       MATTHEW BROWN
Drehbuch      MATTHEW BROWN
nach dem gleichnamigen Buch von ROBERT KANIGEL
Produzenten      EDWARD R. PRESSMAN
JIM YOUNG
JOE THOMAS
MARK MONTGOMERY
Kamera       LARRY SMITH
Szenenbild      LUCIANA ARRIGHI
Musik       COBY BROWN
Schnitt       JC BOND

SRINIVASA RAMANUJAN (1887–1920) war ein indischer Mathematiker und Autodidakt, der ohne anerkannte wissenschaftliche Ausbildung außerordentlich zur Entwicklung von mathematischer Analyse, Zahlentheorie, unendlichen Reihen und Kettenbrüchen beitrug. Von seinem Heimatort in Südindien aus hatte er keinen Zugang zur akademischen Community, die sich zu seiner Zeit in Europa zentrierte, und führte seine eigenen Forschungen in isolierter Position durch. Die Folge: Frische Ansätze ohne Dogma und die Überarbeitung bereits bekannter Theorien aus neuer Perspektive. Sein Mentor, der britische Mathematiker G.H. Hardy, der der gleichen Liga zugeordnet wird wie die Mathematik-Legenden Leonhard Euler (1707-1783) und Carl Friedrich Gauß (1777-1855), bezeichnete ihn als „natürliches Genie“.

Ramanujan entstammte einer Brahmanenfamilie aus dem heutigen Tamil Nadu. Mit zehn Jahren erhielt er Zugang zu Büchern über höhere Trigonometrie, die er mit 12 Jahren völlig beherrschte und sie mit neuen Theorien anreicherte. Mit 17 Jahren führte er seine eigenen Studien über Bernoulli-Zahlen und die EulerMascheroni-Konstante durch. Aufgrund seiner Leistungen erhielt er ein Stipendium für das Government College in Kumbakonam, das später aufgehoben wurde, da er seine nicht-mathematischen Studien vernachlässigte. Um in der Folge seine unabhängigen Forschungen weiter betreiben zu können, arbeitete er als Angestellter in der Buchhaltung am Hafen von Madras. 1912 und 1913 schickte er Beispiele seiner mathematischen Erkenntnisse an drei Wissenschaftler der Universität von Cambridge.

G. H. Hardy, der die Brillanz dieser ungewöhnlichen Arbeit erkannte, lud Ramanujan ein, mit ihm in Cambridge zusammen zu arbeiten. Nach wenigen Jahren wurde Ramanujan Fellow der Royal Society und des Trinity College. Im jungen Alter von 32 starb er 1920 an schwerer Krankheit, Mangelernährung und einer möglichen Leberinfektion.  Erstaunlicherweise sind auch seine Notizen, die er sich in seinem letzten Lebensjahr nach seiner Rückkehr nach Indien machte, nach England überliefert worden.

In den 1960er Jahren wären sie fast vernichtet worden, wurden aber von dem schottischen Mathematiker Robert Rankin gerettet. Durch seinen Einsatz wurden sie in das Ramanujan-Archiv in der Wren Bibliothek am Trinity College, Cambridge, integriert, wo sie der Wissenschaftler George Andrews 1976 wieder entdeckte. Das spät berühmt gewordene „verlorene Notizbuch“ enthält einige von Ramanujans wichtigsten Arbeiten. Es dient bis heute Physikern und Mathematikern als Basis für Studien über schwarze Löcher, Quanten- und die so genannte Stringtheorie.

GODFREY HAROLD HARDY (1877–1947) war ein britischer Mathematiker, der sich vor allem um Zahlentheorie und mathematische Analyse verdient machte. Außerhalb der reinen Wissenschaft wurde er durch „A Mathematician’s Apology“ (1940) bekannt, einen Aufsatz über die Ästhetik der Mathematik, der als einer der besten Einblicke in den Geist eines Mathematikers gilt und auch für Laien verständlich ist.   1914 wurde er zum Mentor des indischen Mathematikers Srinivasa Ramanujan, was zu einer der berühmtesten Zusammenarbeit im diesem Fachbereich wurde. Von Beginn an erkannte er das Potential des „Rohdiamanten“ Ramanujan, und eine enge Kollaboration entstand.

In einem Interview mit dem ungarischen Mathematiker Paul Erdős antwortete Hardy auf die Frage nach seinem größten Beitrag zur Wissenschaft mit „Ramanujans Entdeckung“. Ihre gemeinsame Zeit nannte er das „einzige romantische Ereignis meines Lebens“.  Sein mathematisches Talent war Hardy in die Wiege gelegt: Sein Vater war Schatzmeister und Kunstlehrer am Cranleigh College in Surrey, seine Mutter in der Lehrerausbildung tätig. Beide Eltern hatten Affinität zur Mathematik, und auch Hardy jonglierte bereits im Alter von zwei Jahren mit Zahlen in Millionenhöhe. In der Kirche machte er sich einen Spaß daraus, die Nummern der geistlichen Lieder in Faktoren zu zerlegen. Nach der Schule erhielt er ein Mathematikstipendium am Winchester College und schreib sich 1896 am Trinity College in Cambridge ein. 1900 wurde er zum Fellow ernannt. 1903 erhielt er seinen M.A., zu dieser Zeit der höchste akademische Grad an englischen Universitäten. 1906 wurde er Dozent in Cambridge und 1919 Geometrie-Professor in Oxford.

Zu Hardys Verdiensten gehört, dass er die britische Mathematik mit harter Präzision versehen hat, vorher eher eine Qualität der französischen, schweizer und deutschen Mathematik. Ab 1911 arbeitete er in mathematischer Analyse und analytischer Zahlentheorie eng mit John Edensor Littlewood zusammen – unter den Stichwörtern „Hardy-Littlewood-Kreismethode“, „Primzahlentheorie“ und „Waring’s Problem“ war das eine der erfolgreichsten Kollaborationen in der Geschichte der Mathematik.

 

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