ZU GUTER LETZT Regie: Mark Pellington (USA) Spieldauer: 108 Minuten, Kinostart 13. Aoril 2017


„Das letzte Wort haben“ ist in Harriets Fall, nun ja, tatsächlich wörtlich gemeint: Die erfolgreiche Geschäftsfrau Harriet Lauler (SHIRLEY MACLAINE), die noch nie irgendetwas dem Zufall überlassen hat, will auch jene Worte kontrollieren, die dereinst ihren Nachruf füllen werden. Schließlich hat die alte Dame einiges geschafft in ihrem Leben: Sie war schon emanzipiert, als diese Vokabel im kollektiven Wortschatz noch gar nicht vorkam. Sie setzte sich mit ihrer Werbeagentur souverän in einer Männerwelt durch. Und erwarb ein hübsches Vermögen, das sie heute wohlhabend und unabhängig macht. Allerdings ist Harriet auch so allein, dass sie nichts Besseres zu tun hat, als Anne Sherman (Amanda Seyfried) in die Welt hinauszuschicken, um besagten Nachruf zu recherchieren.

Die junge Journalistin stellt bald fest, dass die Sache einen Haken hat, und zwar einen ziemlich spitzen: Jeder, der irgendwann in Kontakt mit Harriet stand, seien es Familienmitglieder wie ihr Ex-Mann Edward (Philip Baker Hall) und ihre Tochter Elizabeth (Anne Heche) oder Bekanntschaften wie eine Friseurin, mag entweder gar nicht erst über Harriet sprechen – oder hat nur Schlimmes über sie zu sagen. So wird aus Annes kurioser Mission, einen Nachruf schon zu Lebzeiten zu verfassen, eine Art Himmelfahrtskommando, nämlich etwas Nettes über jemanden zu schreiben, über den es – zumindest auf den ersten Blick – nur Abscheuliches zu berichten gibt.

Aus dieser Ausgangskonstellation macht Regisseur Mark Pellington (DIE MOTHMAN PROPHEZEIUNGEN, ARLINGTON ROAD) ein durchaus tiefschürfendes, vor allem aber vergnügliches Porträt zweier Frauen, die sich jede auf ihre Weise selbst im Weg stehen, sich aber auch gegenseitig helfen, ihrem Leben eine neue, bessere Richtung zu geben. Dabei geht es um Fragen, die Jung und Alt gleichermaßen betreffen: Wie viel Egoismus ist erlaubt (oder notwendig), um die eigenen Träume durchzusetzen? Was ist wirklich wichtig im Umgang mit Freunden, Familie, Bekannten? Und welche Dinge machen ein Leben lebenswert, egal, ob man noch am Anfang steht oder vom Ende her zurückblickt?

Pellington garniert seine Geschichte, die viel von einem leichtfüßigen Entwicklungsroman hat, mit solchen Fragen, ohne sie zu überfrachten. Seinen besonderen Reiz bezieht der Film zunächst aus den ungezählten Konfrontationen, in die sich die unablässig auf Krawall gebürstete Harriet lustvoll stürzt. Die unnachahmliche Shirley MacLaine macht aus jeder davon ein mitreißendes Kabinettstück, und wenn sie sich dann in den Clinch mit ihrer widerwilligen Biografin begibt (eine nicht minder überzeugende Amanda Seyfried), wird daraus bald eine faszinierende doppelte Charakterstudie, die nach und nach immer mehr Facetten ans Licht bringt und jede Menge Überraschungen bereithält. Das Schöne dabei ist, dass beide Frauen gleichermaßen voneinander profitieren: die eine, weil sie sukzessive vom hohen Ross herunterkommt, die andere, weil sie sich allmählich aus der Deckung wagt. Und so spielt es am Ende der gemeinsamen Reise gar keine so große Rolle mehr, wer schließlich das letzte Wort behält…

BESETZUNG

Harriet Lauler SHIRLEY MACLAINE
Anne Sherman AMANDA SEYFRIED
Elizabeth ANNE HECHE
Robin Sands THOMAS SADOSKI
Edward PHILIP BAKER HALL
Ronald Odom TOM EVERETT SCOTT
Brenda ANNJEWEL LEE DIXON
Joe Mueller JOEL MURRAY
u.v.a.

Synchronfirma: Splendid Synchron GmbH
Dialogbuch und Synchronregie: Marianne Groß

STAB

Regie MARK PELLINGTON
Drehbuch STUART ROSS FINK
Produktion KIRK D’AMICO, ANNE-MARIE MACKAY, MARK PELLINGTON
Ausführende Produktion ANDREW KARPEN, DAN STEINMAN, TEDDY SCHWARZMAN,
DAMIANO TUCCI, PHILLIP B. GOLDFINE, DAN ROTH,
SHIRLEY MACLAINE, AMANDA SEYFRIED,
AARON MAGNANI, KEVIN FORESTER
Kamera ERIC KORETZ
Ausstattung RICHARD HOOVER
Kostüme ALIX HESTER
Musik NATHAN MATTHEW DAVID
Schnitt JULIA WONG, A.C.E.
Make-up REBECCA DEHERRERA
u.v.a.

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