Der Anfang unterscheidet sich erheblich vom Ende, obwohl Schauspieler sich in vielem ähneln, die eigentlich ganz unterschiedlich wirken sollen. Die Szene mit den Omnibussen wiederholt sich wie eine Hommage an den Anfang. Dennoch ein sehenswerter Künstlerfilm, der zugleich Heimat- und Epochenfilm ist. Heimatfilme finden beim deutschen Publikum immer wieder ganz besondere Anerkennung. Das löst Begeisterung aus trotz der Überlänge, die aber wie im Fluge dahinzieht. Zum einen werden Einblicke in den Musentempel, Kunsthochschule und Ateliers, gewährt. Der Duft nach Ölfarbe und Leinwand dringt durch. Wie im Zeitraffer werden verschiedene Kunststile vorgestellt. Ähnlichkeit mit tatsächlichen Künstlern wäre zufällig, kann aber beabsichtigt sein.
Was mir auffällt, viele der SchauspielerInnen wirken sehr jugendlich, müssen sich aber sehr erwachsen geben. Ihre Augen spiegeln eigentlich nicht das System, das sie gerade verkörpern sollen, Nazizeit oder Nachkriegsdeutschland in der DDR und Westdeutschland. Ihre Körperbewegungen sind meiner Meinung nach nicht eckig genug, wie das vielleicht zur Nazizeit der Fall gewesen wäre, sondern sie sind viel stärker im jetzt und hier verhaftet. Es geht um Leben und Geburt. Aber auch die Todesgefahr stellt sich dar, wenn die Tante vom kleinen Kurt in eine Heilanstalt eingeliefert wird, um von heute auf morgen aus dem Leben des Jungen zu verschwinden, obwohl sie sich nur freizügig zeigen wollte und im Sinn hatte, ihren Neffen als Künstler zu fördern.
Die Aussprache der Akteure ist nicht übermäßig deutlich zu verstehen. Etwas verhalten klingen die Dialoge nach, was durchgängig ist. Das drückt eine Stimmung aus, die einerseits voller Demut ist, die andererseits einen Reichtum vorgibt, welcher in der Wirklichkeit nur den wenigstens zu Teil geworden sein dürfte. Großbürgerliches Ambiente wird geboten. Das ist erhebend. Der Lebenslauf des Kunstmalers Kurt Barnert (Tom Schilling) nimmt schon traumhafte Züge an, was gerade in der Nachkriegszeit nicht ohne weiteres glaubhaft erscheint. Seine Beweggründe sind vor allem durch seine Innerlichkeit geprägt. Vom Schildermaler avanciert Kurt Barnert zum hochdotierten Kunstmaler und mimt den Glücklichen. Er ist damit Identifikationsfigur, der Erzähler, aus dessen Perspektive die meisten Handlungen erklärbar werden. Die einzige Aufforderung an Kurt Barnert, jemand sollte immer der Beste sein in seinem Beruf. Das ist Erziehung zum Leistungsdenken. Den Schattenpart übernimmt Kurt Barnert damit nicht, diesen Part überlässt er vielmehr Professor Carl Seeband (Sebastian Koch), Arzt mit Vergangenheit und Vater von Kurt Barnerts Ehefrau Ellie. Ein spannungsgeladener Spielfilm, wie schon „Das Leben der Anderen“ vom gleichen Regisseur. Den echten Thriller mit scherenschnittartigen Szenen kann ich in diesen Abläufen allerdings nicht gleich wiedererkennen.
Eine Filmrezension von Kulturexpress
Spieldauer: DVD 182 Min./ blue ray 189 Min. sowie als Download verfügbar
FSK ab 12 Jahren Verleih: Walt Disney International
Filmtrailer:
BESETZUNG
Kurt Barnert TOM SCHILLING
Professor Carl Seeband SEBASTIAN KOCH
Ellie Seeband PAULA BEER
Elisabeth May SASKIA ROSENDAHL
Professor Antonius van Verten OLIVER MASUCCI
Kurt Barnert 6 Jahre CAI COHRS
Martha Seeband INA WEISSE
NKWD Major Murawjow EVGENY SIDIKHIN
Dolmetscher Murawjow MARK ZAK
Frau Hellthaler ULRIKE C. TSCHARRE
Hausarzt Dr. Michaelis BASTIAN TROST
Professor Horst Grimma HANS-UWE BAUER
Günther Preusser HANNO KOFFLER
Adrian Schimmel/Finck DAVID SCHÜTTER
Max Seifert FRANZ PÄTZOLD
Werner Blaschke HINNERK SCHÖNEMANN
Waltraut Barnert JEANETTE HAIN
Johann Barnert JÖRG SCHÜTTAUF
Großmutter Malvine JOHANNA GASTDORF
Günther May FLORIAN BARTHOLOMÄI
Ehrenfried May JONAS DASSLER
als Gäste
Vorarbeiter Otto BEN BECKER
Ausstellungsführer Heiner Kerstens LARS EIDINGER
STAB
Buch, Produktion & Regie FLORIAN HENCKEL VON DONNERSMARCK
Produzenten JAN MOJTO, QUIRIN BERG, MAX WIEDEMANN, CHRISTIANE HENCKEL VON DONNERSMARCK
Koproduzenten CHRISTINE STROBL, DIRK SCHÜRHOFF
Casting SIMONE BÄR, ALEXANDRA MONTAG
Herstellungsleitung DAVID VOGT
Herstellungsleitung Degeto KIRSTEN FREHSE
Produktionsleitung TOM STERNITZKE, DANIEL MATTIG
Postproduction Supervisor SVEN NURI
Original-Ton MATTHIAS RICHTER BVFT
Tongestaltung CHRISTOPH VON SCHÖNBURG
Mischung MICHAEL KRANZ, MARTIN STEYER
Hair Design ALDO SIGNORETTI
Make Up Design MAURIZIO SILVI
Kostüm GABRIELE BINDER
Szenenbild SILKE BUHR VSK
Musik MAX RICHTER
Schnitt PATRICIA ROMMEL BFS
Co-Editor PATRICK SANCHEZ-SMITH
Director of Photography CALEB DESCHANEL ASC
Redaktion CAROLIN HAASIS (ARD Degeto), CARLOS GERSTENHAUER (BR), BETTINA RICKLEFS (BR)
Die Produktion wurde gefördert durch MEDIENBOARD BERLINBRANDENBURG
FILMFERNSEHFONDS BAYERN
FILM- UND MEDIENSTIFTUNG
NORDRHEIN-WESTFALEN
MITTELDEUTSCHE
MEDIENFÖRDERUNG
FILMFÖRDERUNGSANSTALT
DEUTSCHER FILMFÖRDERFONDS
TSCHECHISCHER STAATLICHER KINEMATOGRAFIE FONDS
Eine Pergamon Film Produktion und eine Wiedemann & Berg Film Produktion, präsentiert von Buena Vista International, in Koproduktion mit Beta Cinema, ARD Degeto, Bayrischer Rundfunk und in Zusammenarbeit mit Sky Deutschland, Rai Cinema, Paolo Del Brocco, Arte sowie Andreas Schreitmüller
mit Hörfilmfassung für Blinde und Sehbehinderte, Untertitel Deutsch für Hörgeschädigte