Engpässe bei Lebensmitteln No-Deal Brexit


Professor Tim Lang vom Zentrum für Lebensmittelpolitik der City University of London, erklärt in The Lancet, die britische Regierung müsse der Öffentlichkeit versichern, die Notfallplanung berücksichtige Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit insbesondere auf Verbraucher mit niedrigem Einkommen in vollem Umfang. Professor Lang ist der Ansicht, dass Annahmen der Regierung der zu erwartenden Ernährungseinbußen mittlerweile bekannt sein dürften und veröffentlicht werden müssten. Unter anderem werden folgende Punkte kritisiert:

* Der LKW-Fluss soll innerhalb eines Tages nach dem Brexit um ein Drittel oder mehr sinken;
* Mindestens die Hälfte der Lastkraftwagen wird keinen reibungslosen grenzüberschreitenden Verkehr mehr haben;
* Die Lebensmittelpreise steigen um mindestens 10 Prozent – oder mehr, wenn das Pfund Sterling (GBP) noch weiter fällt;
* Ein Rückgang der Lebensmittelimporte aus der EU und anderen Ländern mit EU-Handelsabkommen von rund der Hälfte;
* Strikte Verhängung des neuen Status des Vereinigten Königreichs als „Drittland“ gemäß den EU- und WTO-Vorschriften, insbesondere durch Frankreich, über dessen Häfen der Großteil der Lebensmittelimporte ankommt; und
* Dreimonatige Störung, nach der die Vorräte bestenfalls auf zwei Drittel des Standes vor dem 31. Oktober zurückgehen würden. Professor Lang sagt, dass diese Planungsannahmen folgendes bedeuten würden:
* Massive Beeinträchtigung des Verkehrs von frischem Obst und Gemüse aus der EU, wo das Vereinigte Königreich den Großteil dieser für die Gesundheit lebenswichtigen Lebensmittel bezieht;
* Das Konsumverhalten von Menschen mit niedrigem Einkommen wäre besonders stark betroffen;
* Es würde keine Zeit für alternative Beschaffung geben. Professor Lang geht auch auf die 138 Millionen Englische Pfund teure PR-Kampagne ein, mit der Premierminister Boris Johnson die Öffentlichkeit auf einen No-Deal-Brexit vorbereiten möchte.

„Die Regierung und viele Analysten wissen etwas, was bisher nicht der Öffentlichkeit bekannt ist. Eine öffentliche Informationskampagne darf den Menschen die Augen nicht verschließen, sondern soll sie als Erwachsene behandeln. Die Gefahr von Panikkäufen werde zunehmen, wenn 138 Mio. Englische Pfund reine Propaganda bleiben“. Professor Lang fordert die Regierung dazu auf, die vollständigen Angaben und Planungen zu veröffentlichen und sagt: “Die Öffentlichkeit habe das Recht zu Wissen, mit welchen Methoden die Regierung ihre Annahmen begründet“. Großbritannien produziere nur 12 Prozent des in Großbritannien konsumierten Obstes und 55 Prozent der verzehrten Gemüsesorten. Der Regierung sei bereits bekannt, dass diese Menge kritisch für das gesamte Gesundheitswesen ausfällt, so Professor Lang. „Störungen in dieser Größenordnung haben negative Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit und treffen die Ärmsten unweigerlich am härtesten. Das kann nicht unbeachtet bleiben.”

Info:
Der Beitrag: ‘No-Deal Food Planning in UK Brexit’ von Professor Lang wurde online in “The Lancet” veröffentlicht.

Siehe auch: https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(19)31769-6/fulltext

Tim Lang, PhD, ist Professor für Ernährungspolitik am Zentrum für Lebensmittelpolitik der City University of London. Er ist Fellow der Fakultät für öffentliche Gesundheit und einer der bekanntesten britischen Wissenschaftler, die sich auf die Politik in Ernährungsfragen spezialisiert haben.

Meldung: Ida Junker, PPOOL, Paris

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