Im Wechselspiel digitaler Zurückgezogenheit und offenem Austausch im Büro Büro der Zukunft


Home-Office, Büro und die Mobilität: Bürokonzepte müssen neu erfunden werden, damit sie funktionieren. Die hohe Nachfrage nach Videokonferenzen verdeutlicht, dass gemeinsame Kommunikation und der Austausch im interdisziplinären Team im 21. Jahrhundert den Hebel für Wertschöpfung darstellen. “Die aktuelle Situation wird den Wandel in der Bürolandschaft weiter beschleunigen. Nach der Corona-Krise wird der Blick auf die Bürowelt ein anderer sein”, erklärt der Gründer und Geschäftsführer des Beratungsunternehmens CSMM, Timo Brehme. Die Zukunft liege nicht in der Heimarbeit, sondern wie bereits vor der Krise im steten Wechsel zwischen Arbeitsumgebungen. “Die Forschung zeigt, dass unterschiedliche Lern- und Arbeitsorte stimulierend auf das Gehirn und damit die Leistung wirken. Agile Unternehmen und Mitarbeiter nutzen dies, indem sie bestimmte Tätigkeiten an verschiedenen Orten vornehmen”, erklärt Brehme.

Dafür muss das Büro verschiedene Arbeitsplatzszenarien anbieten. Es muss als Möglichkeitsraum neu gedacht und konzipiert werden. Das Büro ist mehr als ein einzelner Raum, in dem ein Schreibtisch steht. Richtig geplant ermöglicht die Situation einerseits fokussiertes Arbeiten und andererseits kommunikatives Handeln. Dafür braucht es spezielle Flächen, um sich zu treffen und zu sprechen wie auch um nachzudenken und sich zu konzentrieren. Auch der Architekt und Experte warnt davor, das Heil in einer Büroform allein zu suchen.

Ein großer Teil der europäischen Unternehmen versucht, ihre Mitarbeiter in der Corona-Krise so gut zu unterstützen, wie es eben geht. Das zeigt eine aktuelle Studie des Beratungs- und Dienstleistungsunternehmens Aon. Dafür wurden zwischen dem 17. und 20. März fast 1.000 Unternehmen aller Größen- und Umsatzklassen befragt.

Vier von fünf Unternehmen (79 Prozent) haben spezielle Programme zur Unterstützung der Mitarbeiter und ihrer Familien (Family Care Support) ins Leben gerufen. So erhalten zum Beispiel Mitarbeiter mit kleinen Kindern zusätzliche Urlaubstage zur Betreuung. Knapp ein Drittel (29 Prozent) der Unternehmen verbessert die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und zahlt auch, falls ein Arbeitnehmer durch Quarantäne ausfällt. Damit wird auch in anderen Ländern das geleistet, was in Deutschland durch staatliche Regelungen an der Tagesordnung ist.

Deutlich wird in der Untersuchung auch, dass das Thema “Home Office” für viele Unternehmen immer noch Neuland ist. Nur bei knapp 60 Prozent der Unternehmen ist es Chefsache. Ansonsten wird es immer noch an HR oder andere Abteilungen delegiert. 44 Prozent der Unternehmen haben zudem nach wie vor keine formalen Regelungen für die Arbeit von zu Hause. Dass hier noch viel experimentiert wird, ist daran zu erkennen, dass rund ein Drittel (32 Prozent) der Unternehmen die Regelungen täglich überprüft.

60 Prozent der Unternehmen sind mit Neueinstellungen vorsichtig. Insgesamt regiert jedoch noch nicht der Rotstift. Erst 26 Prozent der Unternehmen haben einen Einstellungsstopp verhängt und nur 20 Prozent denken darüber nach, ihre Mitarbeiterzahl zu verringern.

“Unsere Studie ist sicher eine Momentaufnahme. In vielen Antworten ist auch eine abwartende Haltung zu spüren. Insgesamt ist jedoch die Tendenz da, die Belegschaft möglichst an Bord zu halten, auch wenn das nicht überall von der Politik so stark unterstützt wird wie in Deutschland,” kommentiert Ian Karcher, der als Associate Partner Central Europe bei Aon für den Bereich Human Capital Solutions verantwortlich ist.

Foto (c) Kulturexpress, Meldungen: CSMM GmbH und Aon Hewitt GmbH

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