TESLA Regie: Michael Almereyda (USA) Historische Begegnungen der Ingenieurwissenschaften: Nikola Tesla und Thomas Edison im Spielfilm


Filmposter

Kinostart ab 20. August 2020: Der junge Ingenieur Nikola Tesla (Ethan Hawke) ist ein vielversprechender Angestellter in Thomas Edisons (Kyle MacLachlan) Electric Light Company. Doch schon bald zeichnet sich ein Bruch zwischen den beiden sehr gegensätzlichen Männern ab, der sie zu lebenslangen Rivalen machen wird. Der brillante aber sozial unbeholfene Immigrant Tesla wendet sich an den Industriemagnaten George Westinghouse (Jim Gaffigan), der fortan Teslas Arbeit an seinem bahnbrechenden Stromsystem finanziert. Gleichzeitig arbeitet der genialische Erfinder bereits ungeduldig an einem neuen ambitionierten, vom Bankier J.P. Morgan (Donnie Keshawarz) finanzierten, Projekt. Dabei begegnet Tesla Morgans Tochter Anne (Eve Hewson) und steht vor der Entscheidung, sich weiter seiner Arbeit oder der Liebe hinzugeben.

Das kann kein Zufall sein, wenn ausgerechnet jetzt eine Verfilmung über den Ingenieur und Erfinder Nikola Tesla in die Kinos kommt. Thomas Edison ist bereits legendär, darüber braucht nicht mehr viel erzählt werden, da er die elektrische Glühbirne erfand und diese gewinnbringend weltweit vermarktete. Nicht zuletzt kam ‘Edison – Ein Leben voller Licht’ (2020) von Regisseur Alfonso Gomez-Rejon erst im Juli diesen Jahres in die Kinos. Der Name Tesla wird meist in Verbindung mit hochklassigen Elektroautos der Gegenwart in Verbindung gebracht. Zur Zeit wird eine Tesla-Fabrik in Brandenburg gebaut. Davon verspricht sich die deutsche Wirtschaft einen ökonomischen Schub. Doch es gibt auch eine historische Gestalt namens Tesla von welcher der Film handelt. Viele Dialoge kommen vor, die damit verknüpfte Gesellschaftskritik wird spürbar, eine vom Bürgertum getragene Kritik an den Zuständen und den Veränderungen, wie sie von der damaligen Zeit ausging. Damit sind jene vergessenen Gespräche gemeint, von denen heutzutage kein Mensch mehr spricht, wären sie nicht im Film festgehalten oder zu einem Roman verarbeitet worden. Belletristik, wenn alles auch nur fiktiv für den Moment festgehalten ist. Ein wenig übertrieben finde ich die Montage mit dem Laptop im Film, dieser Bruch mit der historischen Wirklichkeit wirkt sehr experimentell und soll wohl die Fortschrittlichkeit ausdrücken, mit der Zuschauer es zu tun bekommen sollen.  Jedenfalls ein Hilfsmittel, das nicht ohne weiteres in den Film hinein passt. Wie dieser Film den Nerv der Zeit trifft, das bleibt abzuwarten. Eine Düsternis geheimnisvoller Machenschaften haftet dem Melodram von Anfang bis Ende an. ‘Fin de Siecle’ wäre auch ein Begriff für die Stimmung, die von den Akteuren und ihren Auseinandersetzungen ausgeht. Handfeste wirtschaftliche Interessen waren damals wie heute gleichbestimmend über Wohlergehen oder Untergang eines Projektes.  

Den Investoren jedenfalls kamen bald schon Zweifel an der Plausibilität von Teslas System. Rivale Guglielmo Marconi wurde finanziell unterstützt von Andrew Carnegie und Thomas Edison und machte große Fortschritte mit seinen eigenen Radiotechnologien, so dass Tesla keine andere Wahl blieb, als sein Projekt aufzugeben. Das Personal in Wardenclyffe wurde 1906 entlassen, und 1915 wurde der Standort bereits zur Zwangsversteigerung freigegeben. Zwei Jahre später erklärte Tesla Konkurs; der Turm wurde abgebaut und als Schrott verkauft, um die angehäuften Schulden zu begleichen. Nach einem Nervenzusammenbruch infolge der Schließung seines Projekts für freie Energie, kehrte Tesla schließlich wieder an seinen alten Arbeitsplatz zurück, hauptsächlich als Berater. Doch im Laufe der Zeit wurden seine Ideen immer ausgefallener und unpraktischer. Er wurde immer exzentrischer und widmete einen Großteil seiner Zeit der Pflege von Wildtauben in den Parks von New York City.

ETHAN HAWKE ‘Tesla’ ist ein nominierter, vielseitiger Künstler, der auch als Autor, Drehbuchautor und Regisseur die Herausforderung sucht. In ihm steckt etwas von der grazilen Zerbrechlichkeit jener Menschen, die aus ihrem Schattendasein niemals vollständig heraustreten, sei es um daraus Kraft zu schöpfen, die ein Ingenieur braucht, um neue Erfindungen zu machen. Eine geheimnisvolle Schattenwelt eröffnet sich dem Zuschauer, die sich aus einer düsteren Stimmung speist. Entdeckung und Nutzung der Elektrizität haben eine viel größere Auswirkung auf die Zivilisation und das Individuum gehabt, als wir dies heutzutage wahr zu haben glauben.

Spieldauer:  103 Minuten  FSK: ab 12 Jahren   Verleih: Leonine

BESETZUNG
Nikola Tesla Ethan Hawke
Anne Morgan Eve Hewson
Thomas Alva Edison Kyle MacLachlan
George Westinghouse Jim Gaffigan
J.P. Morgan Donnie Keshawarz
Sarah Bernhardt Rebecca Dayan
Robert Underwood Johnson Josh Hamilton
Katherine Johnson Lucy Walters

STAB
Regie: Michael Almereyda
Drehbuch: Michael Almereyda
Produktion: Michael Almereyda, Uri Singer, Christa Campbell, Lati Grobman
Kamera: Sean Price Williams
Szenenbild: Carl Sprague

Print Friendly, PDF & Email