Kinostart ab 20. August 2020: In ihrem ungemein unterhaltsamen und gleichzeitig tief berührenden Regiedebüt montiert Bettina Böhler virtuos private Aufnahmen und künstlerische Arbeiten Schlingensiefs, dessen ungebändigte Energie sich unwillkürlich auf die Zuschauer überträgt. Die tiefgründige Annäherung an sein mannigfaltiges Oeuvre ist das erste umfassende Filmporträt über den provokanten Regisseur, der in diesem Jahr 60 Jahre alt geworden wäre und dessen Todestag sich zum 10. Mal jährt.
Regisseurin Bettina Böhler unternimmt erstmals den Versuch, den Ausnahmekünstler Schlingensief, der 2010 im Alter von nur 49 Jahren starb, in seiner gesamten Bandbreite zu dokumentieren. Das intensive Porträt durchlebt die ganze Entwicklung Schlingensiefs vom quasi pubertierenden Filmemacher im Kunstblutrausch über den Bühnenrevoluzzer von Berlin und Bayreuth bis hin zum Bestsellerautor, der kurz vor seinem Tod die Einladung erhält, den Deutschen Pavillon in Venedig zu gestalten.
Spieldauer: 124 Minuten FSK: ab 12 Jahren Verleih: weltkino
Filmwebsite: www.facebook.com/Schlingensief.DerFilm
Bettina Böhler sagt: “Ich habe Christoph als klugen, empathischen und auch verletzlichen Menschen erlebt, mit einem untrüglichen Gefühl dafür, den Finger in die Wunde zu legen.”
Es geht darum, Christoph Schlingensief als Freund und Künstler in öffentlicher Erinnerung zu behalten. Eine Auseinandersetzung mit dem Werk dieses außergewöhnlichen und umstrittenen Regisseurs, der es über Jahrzehnte geschafft hat, auf provokative und emotionale Weise Deutschland den Spiegel vorzuhalten, verspricht eine aufrüttelnde politische Wirkung. Ich denke er fehlt, gerade in der heutigen Zeit. Schlingensief war einer der politischsten Künstler des Landes. Er hat, mit seinen Mitteln, nicht nur die Bilder, Emotionen und Zustände der Kultur zerstückelt – bis hin zum Tempel der deutschesten aller Hochkulturen: dem Festspielhaus in Bayreuth –, sondern sich immer wieder in die Politik eingemischt.
Es ist ein Montage-Film: Ausschnitte aus seinen Filmen, Theateraufzeichnungen, Aktionen, Fernsehproduktionen und Auftritte in Talkshows, durchwoben mit Super 8 Filmen aus seiner Kindheit. Der Erzähler ist Christoph selbst. Seine Stimme ist der energetische Faden des Films. Interviews von Alexander Kluge, Frieder Schlaich und Gregor Gysi, kombiniert mit privaten Selbstbefragungen ermöglichen eine Innenansicht, intensiviert durch Musiken von Helge Schneider und Richard Wagner.
Ein Schlingensief-Film mit Schlingensief-Mitteln.
“Mein Fokus liegt auf der Beschäftigung Schlingensiefs mit diesem Land und seiner Vergangenheit, die bis in die Gegenwart hineinreicht. Schreien ist besser als schweigen. Eine wilde Jagd durch die Seelen der Nachgeborenen.”
Regie, Drehbuch und Schnitt: Bettina Böhler
Musik: Helge Schneider
Produktion: Filmgalerie 451 (Frieder Schlaich und Irene von Alberti)
Darsteller: Christoph Schlingensief, Margit Carstensen, Irm Hermann, Udo Kier, Sophie Rois, Helge Schneider, Tilda Swinton u.v.a.
Filmbilder © Filmgalerie 451 Plakatmotiv © Ingo Pertramer