Einführung in den Film von Produzentin Rosie Alison Warum noch eine weitere Filmadaption von DER GEHEIME GARTEN ?


Seit dem letzten Film sind 27 Jahre vergangen. Einer ganz neuen Generation von Kindern ist DER GEHEIME GARTEN weitestgehend kein Begriff; ihnen wollen wir das Vergnügen an dieser geheimnisvollen, unheimlichen und profunden Geschichte nicht vorenthalten. Zudem haben wir uns immer noch weiter entfernt von der Natur und brauchen ihre Vorzüge gleichzeitig mehr denn je. Unsere neue Adaption hat einen ganz eigenen Ansatz: Es ist eine subjektive, immersive Version der Geschichte, erzählt aus der Sicht Marys. Die Grenzen zwischen ihrer Imagination und der Welt um sie herum sind fließender, als in früheren Fassungen. Unser Garten steht auch in einer wechselseitigen und symbiotischen Beziehung zu den Kindern. Wir wollten Ansätze finden, wie die Natur als Echo oder Reflektion ihrer Stimmungen wirkt oder auch darauf reagiert, so als würde ihre Vorstellungskraft eine größere Rolle in ihrem Verhältnis zur Natur sein. Die „Magie“ des Gartens erinnert mehr an magischen Realismus.

Wir haben außerdem die Entscheidung getroffen, unseren Film anders zu machen. Anstatt nur zwei Drehorte abseits der M25-Autobahn zu finden und den Garten im Studio zum Leben zu erwecken, stellten wir uns einen wilderen, mehr ausufernden Garten vor, der so grenzenlos sein sollte wie Marys Fantasie. Um dem gerecht zu werden, wollten wir in den prächtigsten Gärten drehen, die das Vereinigte Königreich zu bieten hat.

Wir haben uns überall umgesehen. Unser Dreh erwies sich als regelrechte Odyssee, die uns von den Heide- Mooren von North Yorkshire mit seinen Abtei-Ruinen über den wundervollen Laburnum Arch und dem Wiesenbach von Bodnant in Nordwales, hin zu den gewaltigen Mammutblättern und Baumfarnen in den subtropischen Trebah Gardens in Cornwall führte. 6

Außerdem besuchten wir das urzeitliche und geheimnisvolle, moosbewachsene Waldgebiet Puzzlewood im Forest of Dean sowie die erstaunlichen versteckten Terrassengärten von Iford Manor in Somerset, um nur einige zu nennen. Wir hoffen, auf diese Weise die Wunder der Natur angemessen zu feiern, immer gesehen durch die Augen der Kinder. Reale Gärten waren immer unsere wichtigste Inspiration, wichtiger als die Natur mit Hilfe von visuellen Effekten „neu zu erfinden“.

Eine der maßgeblichen Änderungen unserer Adaption war die Entscheidung, die Geschichte zeitlich weiter nach vorne zu verlegen. „Der geheime Garten“ wurde als Roman im Jahr 1911 veröffentlicht, aber wir hatten den Eindruck, dass sich die Geschichte weniger weit weg entfernt anfühlen würde, wenn wir uns von den Hauben, wie sie zu Zeiten Edwards VII getragen wurden, entfernen, sie aber dennoch eindeutig in der Vergangenheit ansiedeln würden. Als ideal für diesen Ansatz erschien uns die Zeit unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg, das Jahr 1947. Mary muss am Anfang der Geschichte den Verlust ihrer Eltern in Indien bei einer Cholera-Epidemie während der Teilung des Landes verkraften. Und Misselthwaite Manor muss sich von den Schatten des Krieges erholen, nachdem es während der Kriegszeit als Hospital für Soldaten verwendet worden war. Die Atmosphäre der Trauer ist für Mary viel persönlicher. Im ganzen Land sind noch die Auswirkungen des Krieges spürbar.

Wir haben ein paar der Nebenfiguren vernachlässigt, um die wirklich wichtigen Beziehungen in der Geschichte noch stärker herauszuarbeiten. Unser Fokus liegt mehr auf dem Psychodrama zwischen Marys trauerndem Onkel Archibald und der Projektion seiner Depression auf seinen kranken Sohn Colin – die merkwürdige, Münchhausen-artige Angelegenheit, die im Zentrum der Originalgeschichte steht. Wir haben versucht, das Geheimnis hinter der Trauer der Familie, die wie ein Mühlstein auf Misselthwaite lastet, zu vertiefen. In unserem Film stellen wir dieses tiefe Gefühl des Verlusts, das die Hauptfiguren unablässig verfolgt, wie eine Geistergeschichte dar.

Interviews mit unserem Autor Jack Thorne und Regisseur Marc Munden finden sich in den folgenden Presseinformationen. Mit ihnen, wie mit unserer fantastischen Besetzung und dem großartigen Stab haben wir an einem hoffentlich ganz puren, in liebevoller Handarbeit entstandenen Film gearbeitet, in dem Design, Kostüme, Kameraarbeit und Musik nahtlos ineinander übergehen.

Über die Produktion

DER GEHEIME GARTEN von Frances Hodgson Burnett wurde in Buchform erstmals im Jahr 1911 veröffentlicht, nachdem die Geschichte zunächst von November 1910 bis August 1911 als Serie in The American Magazine abgedruckt worden war. Der in Yorkshire angesiedelte Roman wurde zu einem der meistgelesenen in der Karriere von Hodges und gilt gemeinhin als Klassiker der englischen Kinderliteratur. In seiner originalen periodischen Fassung wurde DER GEHEIME GARTEN indes an die erwachsene Leserschaft vermarktet – nur wenige Kinder blätterten jemals durch The American Magazine und man lehnt sich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn man festhält, dass die anhaltende, zeitlose Beliebtheit dem Umstand geschuldet ist, dass alle Generationen Gefallen an dem Stoff finden können.

Bei der Ausarbeitung der Geschichte verfolgte Burnett einen unorthodoxen Ansatz. Sie nahm das traditionelle Konzept einer verwaisten Hauptfigur, machte aus ihr aber ein launisches, verwöhntes und unfreundliches Mädchen, Mary Lennox. Im ersten Satz des Romans heißt es, alle Leute sagten, „einem so unangenehm aussehenden Kind seien sie noch nie begegnet“. Ein Literaturkritiker merkt an: „Mary (…) ist kein freundliches, ausgenutztes Wesen nach Vorbild eines Oliver Twist oder Aschenputtel“. Sie ist keine Jane Eyre. Keine Heidi. Im Alter von sechs Jahren, schrieb Burnett, war Mary tyrannisch und selbstsüchtig.

Auf diesen ungewöhnlichen Anfang baut sich die Geschichte auf. Durch ihre Interaktion mit einem magischen Garten lernt Mary, sich selbst zu heilen. Es gibt keine Rettung durch romantische Liebe. Dies ist eine Geschichte der Selbstverwandlung, in der Themen wie Behinderung und die heilende Kraft der Natur thematisiert werden. Es ist eine Abenteuergeschichte für junge Leser, deren Komplexität die meisten Kindergeschichten transzendiert.

Adaption eines literarischen Stoffes für das moderne Zeitalter

Obwohl die Schriftstellerin den ersten Teil ihrer Erzählserie 1910 veröffentlichte, beschlossen die Produzenten, die Geschichte nicht in der Ära von König Edward spielen zu lassen. Schon bevor überhaupt die Suche nach einem Drehbuchautor und einem Regisseur unternommen wurde, hatte man sich dafür entschieden, die Geschichte in der Zeit nach vorne zu bewegen. „Wir fanden, dass die Geschichte Kindern von heute weniger fremd vorkommen würde, wenn man auf die typischen Hauben der Zeit verzichtete und doch unterstrich, dass die Geschichte in der Vergangenheit spielt“, erklärt Rosie Alison. „Wir haben uns für das Jahr 1947 entschieden, kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Auf diese Weise erlebt Mary den tragischen Verlust ihrer Eltern zu einer Zeit, in der eine Cholera-Epidemie während der Partition in Indien wütete.“

Diese Entscheidung erlaubte den Filmemachern einen historischen Kontext für den Niedergang von Misselthwaite Manor, das im Film seinen Einsatz als Hospital für verletzte Soldaten verkraften muss. „Auf diese Weise ist die Atmosphäre der Trauer, mit der Mary fertigwerden muss, viel persönlicher“, meint die Produzentin. „Alle Figuren sehen sich konfrontiert mit den Nachwirkungen des Krieges. Das Haus ist ein Rückzugsgebiet, weit weg von der großen Welt da draußen. Das lässt die Geschichte größer erscheinen und verleiht ihr größeren Nachhall.“

Obwohl Mary zu Beginn der Geschichte weiterhin das kämpferische, privilegierte und emotional vernachlässigte Mädchen wie im Roman ist, haben die Filmemacher zusätzlich ein paar Nebenfiguren 11 gestrichen, um das Narrativ stärker auf die Kernbeziehungen zu fokussieren, speziell das komplizierte Verhältnis zwischen Colin und seinem trauernden Vater Archibald.

Archibalds Bruder und Marys böser Onkel Dr. Craven wurden indes ausgelassen. Ebenso verfuhr man mit dem Gärtner. Dagegen führte Jack Thorne eine neue Figur ein, einen Hund, zu dem Mary eine Freundschaft während ihrer frühen Isolation in Misselthwaite knüpft. Dieser Hund ist es, der sie in den Garten führt.

Quelle: Studiocanal

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