Ende offen: Der Weg des Menschen aus der Steinzeit in die Zukunft (2020) von Peter Strauß Politik & Geschichte


Die Bundesregierung will dem globalen Treibhauseffekt entgegenwirken und auf fossile Energieträger weitestgehend verzichten. Im Widerspruch dazu steht, dass im Bedarfsfall der Strom in Polen gekauft werden soll. Das Nachbarland setzt weiterhin auf Energiegewinnung durch Kohle und baut diese sogar aus. Während das Elektroauto in Deutschland noch nicht ausgereift ist, werden immerhin Fortschritte in Entwicklung und Wirtschaftlichkeit der E-Mobilität sichtbar. Der Ökostrom soll es richten, saubere Städte versprechen einen Gewinn an Lebensqualität. Die Kehrseite dazu ist die Beschaffung der Rohstoffe, bei der die Bundesrepublik Deutschland nicht weiß, mit welchen Mitteln diese gewonnen werden und woher sie kommen sollen. Zur Rohstoffgewinnung werden oftmals Kinder eingesetzt unter lebensunwürdigen Arbeitsbedingungen. Das ist abscheulich. Weiterer Anklagepunkt sind Rotorblätter der Windräder, an denen jährlich hunderttausende Vögel verenden. Ein fataler Konstruktionsfehler.

Wenn es um Weichenstellungen der Zukunft geht, folgert der Autor, suchen die meisten Menschen eine Lösung innerhalb ihres eigenen Fachgebietes, was nur eine logische Schlussfolgerung ist. Viele Überlegungen, welche dabei angestellt werden, dienen vor allem der Planung für sich selbst und der Familie in der eigenen Umgebung, also für das, wofür sie stehen und was sie als Aufgabengebiet und ihren Einflussbereich wahrnehmen. Selten wird themenübergreifend gehandelt. Peter Strauß beginnt mit seinen Ausführungen bei den Anfängen der Menschheitsgeschichte und endet in einer absehbaren noch nicht erforschten Zukunft. Dies soll kein Buch über die Banken oder die Umwelt sein, sondern den Zusammenhang zwischen sämtlichen zukunftsrelevanten Themen herstellen. Ein großes Unterfangen, wenn jemand bis über den eigenen Tellerrand hinausschaut. Das gelingt nur den wenigsten. Peter Strauss befürchtet auch, dass viele Menschen glauben, der erreichte zivilisatorische Stand in den europäischen Nachkriegsgesellschaften sei dauerhaft gesichert. Ihn beschäftigt daran, was zu tun ist, um eine ferne Zukunft zum Besseren zu gestalten. Dabei werden zivilisatorische Fragestellungen behandelt: indem Widersprüche wie Liebe – Aggressivität thematisiert werden, ebenso die kritische Fragestellung nach einem menschenwürdigen Umgang mit Minderheiten. Wie aus den Folgen der Wegwerfgesellschaft entkommen? Peter Strauss einigt sich im Schlussteil auf eine intensive Bewusstseinsarbeit und bemüht sich um deren Einschätzung, um damit die innere Solidarität des Menschen noch zu erreichen. Natürlich bleibt auch hier realistisches Abwägen zwischen betriebswirtschaftlicher Sachlage und die Erfüllung der vielen Vorsätze für die Zukunft erforderlich. Ich tue mich mit dem Begriff Neoliberalismus etwas schwer, da mir dieser aus der Vergangenheit als politischer Dauerzustand elitärer Gruppierungen negativ in Erinnerung geblieben ist. Dabei verfügt der vorliegende Band als wissenschaftliche Expertise über ein Quellenverzeichnis mit Fußnotenanteil im Textbereich. Zudem gibt der Autor Empfehlungen aus der Fachliteratur, wozu mehrere Publikationen des Sozialpsychologen Erich Fromm zählen, was auf eine humanistisch intendierte Auffassung schließen lässt. Parallelen finden sich zu Fromms ‘Der moderne Mensch und seine Zukunft’. Christian Felbers wirtschaftspolitische Denkweisen bilden weitere Grundlage im Verständnis des Autors. Am nächsten kommt das vorliegende Buch Harald Welzers ‘Alles könnte anders sein’, der ähnliche Themenkomplexe diskutiert, jedoch weniger tief auf Hintergründe eingeht und zu einem anderen Fazit gelangt. Entstanden ist ‘Ende offen…’ erst aus einer großen Anzahl an Notizen und Beobachtungen, die in einem Puzzle zusammengesetzt wurden, wodurch der Eindruck eines Kompendiums entsteht.

Eine Buchbesprechung von Kulturexpress

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www.peterstrauss.berlin

Kurz-Interview zum Buch “Ende offen” von Peter Strauß

Ende offen – Der Weg des Menschen aus der Steinzeit in die Zukunft
Peter Strauß
(Hrsg.) tredition GmbH, Hamburg
1. Auflage, 2020
Broschiert, 488 Seiten
Größe: 14,8 cm x 21,0 cm
ISBN: 978-3-347-02027-6

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