NDR Filmpreis für lettische Literaturverfilmung “Die Grube” Nordische Filmtage 2020


Die lettisch/finnische Koproduktion “Die Grube” hat bei den 62. Nordischen Filmtagen in Lübeck den mit 12.500 Euro dotierten NDR Filmpreis gewonnen. Insgesamt gingen 16 Filme ins Rennen um den Preis, der seit 1990 verliehen wird. Der 108-minütige Spielfilm der Regisseurin Dace Puce erzählt auf einfühlsame Weise die Seelennöte des 10-jährigen Markuss, der in seinem Dorf als Außenseiter gilt und Trost in Bildern findet, die er malt. Dabei zeigt sie viel Sympathie für ihren jungen widerständigen Helden, der an einer lieblosen, egoistischen, ja brutalen Erwachsenenwelt beinahe zerbricht.

Lobende Erwähnungen gingen an die beiden norwegischen Regisseurinnen Maria Sødahl und Charlotte Blom für die Filme “Hoffnung” und “Dianas Hochzeit”. Der NDR Filmpreis wurde am Sonnabend, 7. November, im Rahmen einer Gala der Nordischen Filmtage im Theater Lübeck, die ohne Publikum aufgezeichnet wurde, online übergeben.

Volker Thormählen, Direktor des NDR Landesfunkhauses Schleswig-Holstein: “Die Nordischen Filmtage sind seit mehr als sechs Jahrzehnten ein Schaufenster für kreative Filme und Erzählungen aus dem Ostseeraum, den wir in unserem Haus besonders im Blick haben – ein faszinierender Kulturraum. Mein herzlicher Glückwunsch geht an Regisseurin Dace Puce, die ein gelungenes Erstlingswerk vorgelegt hat. Das Preisgeld soll sie bei weiteren Produktionen unterstützen.”

Die Jury begründete ihre Wahl so: “Ein traumhaftes Erstlingswerk aus Lettland hat uns in jeder Hinsicht vollkommen in den Bann gezogen. Im Zentrum steht ein einsamer Junge, der versucht, in einer bedrückenden Umgebung seinen Weg zu finden. Eine spannende Geschichte mit großartigen Schauspielern, herzzerreißend, aber nie rührselig erzählt, mit poetischen Bildern, die man nicht mehr vergessen wird. Im Kern handelt ‘Die Grube’ davon, wie Kunst trösten und Leben retten kann.”

Zum Inhalt von “Die Grube”: Markuss (Damir Onackis) lebt bei seiner Oma auf dem Land. Freunde hat der Junge hier nicht. Als er einem Nachbarmädchen übel mitspielt, wendet sich das ganze Dorf gegen ihn, und auch die Großmutter wird noch strenger. Markuss’ einziger Trost sind die Bilder, die er malt. Schon sein Vater war Künstler. Und tatsächlich lebt in einer Scheune im Wald ein “Seemann” genannter Mann, dem der Vater früher dabei half, ein mehrfarbiges Glasfenster einzubauen. Markuss freundet sich mit ihm an – und kommt bei der Vollendung des Kunstwerks hinter manches Familiengeheimnis …

Mitglieder der Jury des NDR Filmpreises waren in diesem Jahr Schauspielerin Jana Klinge, Schauspieler Bjarne Mädel, Produzent Raimond Goebel (Pandora Film), Kameramann Kristian Lescher sowie vom NDR Christian Granderath, Leiter der Abteilung Film, Familie und Serie.

Hinweis für die Redaktionen: Das NDR Fernsehen zeigt anlässlich der 62. Nordischen Filmtage in Lübeck am Sonnabend, 7. November, gleich zwei skandinavische Produktionen. Um 21.45 Uhr den Sieger des NDR Filmpreises von 2018 “Gegen den Strom” des isländischen Regisseurs Benedikt Erlingsson, sowie um 23.20 Uhr, den dänischen Film “Ditte & Louise” von Niclas Bendixen. Außerdem am Sonntag, 8. November, um 1.05 Uhr die schwedische Produktion “HalloHallo” von Regisseurin Maria Blom.

Der traditionsreiche Dokumentarfilmpreis des DGB Bezirk Nord zeichnet einen Film aus, „der junge, politisch engagierte Menschen bei ihren ersten Schritten auf dem Weg zur Erhaltung der Tradition und zur Unabhängigkeit Grönlands zeigt“, so die Begründung der Jury. Ihre Wahl fiel auf „Der Kampf um Grönland“ (“Kampen om Grønland”) von Kenneth Sorento, eine dänisch-grönländisch-norwegische Produktion. 

NDR Filmpreis:
DIE GRUBE (Bedre), Regie: Dace Pūce, Lettland / Finnland
Eine Lobende Erwähnung geht an:
HOFFNUNG (Håp), Regie: Maria Sødahl, Norwegen / Schweden
DIANA’S WEDDING (Dianas bryllup), Regie: Charlotte Blom, Norwegen / Schweden

Preis des Freundeskreises für das Beste Spielfilmdebüt:
GESELLSCHAFTSSPIELE (Seurapeli), Regie Jenni Toivoniemi, Finnland

Publikumspreis der Lübecker Nachrichten: 
DER WALDRIESE (Metsäjätti), Regie: Ville Jankeri, Finnland 

Kirchlicher Filmpreis INTERFILM:
EINE TOTAL NORMALE FAMILIE (En helt almindelig Familie), Regie: Malou Reymann, Dänemark

Baltischer Filmpreis für einen nordischen Spielfilm: 
GESELLSCHAFTSSPIELE (Seurapeli), Regie Jenni Toivoniemi, Finnland

Dokumentarfilmpreis des DGB Bezirk Nord:
DER KAMPF UM GRÖNLAND (Kampen om Grønland), Regie Kenneth Sorento Dänemark/Grönland/Norwegen
Eine Lobende Erwähnung geht an:
HINTER DEN WOLKEN (Bag skyerne), Regie: Kathrine Philp

CineStar-Preis:
NACH ZWEI STUNDEN WAREN ZEHN MINUTEN VERGANGEN, Regie: Steffen Goldkamp, Deutschland
Eine Lobende Erwähnung geht an:
FIRST IN FIRST OUT, Regie: Zacharias Zitouni, Deutschland

Kinder- und Jugendfilmpreis:
SCHWESTERN – DER SOMMER IN DEM WIR ALLEINE WAREN (Tottori – Sommeren vi var alene), Regie: Silje Salomonsen, Arild Østin Ommundsen, Norwegen
Eine Lobende Erwähnung geht an:
EDEN (Eden), Regie: Ulla Heikkilä, Finnland

Preis der Jugendjury:
TIGER (Tigrar), Regie: Ronnie Sandahl, Schweden / Dänemark / Italien

Preis der Kinderjury: 
FLUCHT ÜBER DIE GRENZE (Flukten over grensen), Regie: Johanne Helgeland, Norwegen
Eine Lobende Erwähnung geht an:
SCHWESTERN – DER SOMMER, IN DEM WIR ALLEINE WAREN“ (Tottori – Sommeren vi var alene), Regie: Silje Salomonsen, Arild Østin Ommundsen, Norwegen

Download derJurybegründungen hier. 

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