ORPHEA Regie: Alexander Kluge (BRD) in einem Filmprojekt gemeinsam mit dem philippinischen Filmemacher Khavn


Filmposter

Startet ab 22. Juli 2021 im Kino: Der antike Mythos vom Musiker Orpheus, der seine Geliebte aus der Unterwelt zurückholen will und mit der Macht der Musik den Höllenhund bezwingt, ist älter als 2.000 Jahre. Der hochbetagte Alexander Kluge hat mit dem Film drehen scheinbar ein neues Metier gefunden. Das ist mittlerweile sein zweiter dokumentarisch anmutender Theaterspielfilm. Mit dem Filmprojekt wird die Umkehrung eines alten Mythos suggeriert gewissermaßen im Geschlechtertausch. Diese Thematik liegt auf der Hand, inwieweit sie neue Lösungsansätze zu erbringen vermag, was den alten Mythos und sein ungelöstes Problem die Befreiung aus der Unterwelt angeht, bleibt dahingestellt. Ich fand den Film stellenweise recht aggressiv, eine innere Aufruhr die der Handlung innewohnt und durch Orphea nur bedingt unter Kontrolle gehalten werden kann, gleich einer Performance die manchmal ausufert und in der jede Handlung und jede Gewohnheit erlaubt scheint. Das wirkt bisweilen wie der Ruf nach Selbstbefreiung besonders innerhalb der jungen Generation. Insgesamt ist ein sehr künstlerischer Film daraus geworden, der auch nicht mit Einblicken im Umgang mit der Bildenden Kunst spart, die vielen fremd ist, aber dennoch beständig eine Sehnsucht nach Neuem und unbekanntem Terrain auslöst. 

Filmposter

Als Khavn, Kluge und das ganze Team auf den Filmfestspielen nach der Premiere des kooperativen Alexander Kluge-Films, HAPPY LAMENTO in Venedig zusammensaßen, kam die Idee auf, diesen Stoff zu verfilmen. Man fand es zugleich traurig, dass Orpheus seine Eurydike in allen Wiederholungen dieses Mythos nicht wirklich ans Tageslicht holen konnte, und es war allen unverständlich, dass die natürliche Geste, der Blick zurück zur Geliebten, ewig mit deren Tod bestraft werden sollte. Man muss, einen Geschlechterwechsel riskieren. Vielleicht kann eine ORPHEA „ihren Liebsten tatsächlich aus der Hölle holen“.

Die Musik ist eine Kunst aus der Rippe Evas

In Manila, Khavns Heimat, geht Lilith Stangenberg durch eine Hölle. Während sie leidenschaftlich nach ihrem Eurydiko sucht, folgt er ihr bereits auf dem Fuße. Zur gleichen Zeit in Mitteleuropa: Orphea arbeitet „Im Namen der Revolution“ nicht nur für die Befreiung ihres Geliebten, sondern für die Wiederkehr aller Toten: Für die Utopie der Apokatastasis panton.

Diese Utopie passt genau so zum Silicon Valley heute, wie sie zum Programm der Revolution von 1917 gehörte. Nichts in ORPHEA ist gesichert, alles hier ist Rhythmus. Orphea hat die antike Tragödie mit ihren ehernen Maßstäben hinter sich gelassen: Im Glauben an die Mammute der Phantasie, auf die Macht der Musik und die Liebesfähigkeit, die allem Kino zugrunde liegt.

Ian Madrigal als Eurydiko daneben Orphea

Der Film ORPHEA ist eine Kooperation zwischen dem deutschen Filmemacher Alexander Kluge und dem philippinischen Filmemacher Khavn. Im Mittelpunkt des Musikfilms steht die Akteurin Lilith Stangenberg als Orphea.

Stabliste
Regie: Alexander Kluge, Khavn
Produktion: Kairos Film, Alexander Kluge, Rapid Eye Movies, Stephan Holl & Antoinette Köster
Drehbuch: Alexander Kluge, Khavn / Douglas Candano
Darsteller
Lilith Stangenberg als Orphea
Ian Madrigal als Eurydiko

Orphea (2020)
Musikfilm
Spieldauer: 99 Minuten 

 

Kairos Film

Drehteam: Thomas Willke, Walter Lenertz, Vincent Schaack, Michael Kurz, Frédéric Krauke
Postproduktion & Schnitt: Kajetan Forstner, Andreas Kern, Roland Forstner, Erich Harant, Toni Werner
Organisation: Barbara Barnak, Beata Wiggen

Musik
• Gran Tango de Salon / DIE MARNE-SCHLACHT / Composed by Eduardo
AROLAS (1919)
• ORFEO / Composed by Jacopo Peri (1600)
• STENKA RAZIN / Russian traditional
• RÜSSEL-MAMMUTS HEIMKEHR / Composed by Th. W. Adorno (1941)
• Ausschnitt aus Beethovens “FIDELIO” / Bayrische Staatsoper München
• Ausschnitt aus Monteverdis “ORFEO” / Staatsoper Stuttgart
• Ausschnitt aus Glucks “ORPHEUS UND EURYDICE”

Kamias Overground

Produktions Design: Martin Yambao
Kostüm Design: Zeus Bascon, Kim Perez, Antoinette Köster
Animation: Roxlee
Musikalisches Arrangement: Diego Mapa
Schnitt: Lawrence S. Ang
Sound Design: Mikko Quizon
Colorist: Timmy Torres
Junior Colorist: Carla Manalo
Regie Assistenz & Produktions Manager: Kristine Kintana
Musik Supervisor: Stephan Holl
Location & Produktions Manager: Santie Navarro
Casting & Assistenz Produktions Manager: Mikee Quejada
Assistenz Produktions Manager: Amaya Han
Zusätzliche Fotografen: Jippy Pascua, Jet Leyco, Francis Guillermo, Rocky Aurelio, Keith De Venecia, JB Corpuz
Untertitel Übersetzung; Joel Toledo, Maria Estela Paiso, Vim Nadera

Musik:
• Words & Music by Khavn / Lyrics inspired by Rainer Maria Rilke’s “Die Stimmen” / Vocals Lilith Stangenberg / Arranged by Diego Mapa / Recorded by Diego, Mapa at Pulse Wave Studio & by RJ Mabilin at Redverb Studio
• Khavn on Piano, Diego Mapa on electric guitar
• “TRINKER” Featuring Lamenti
• (Karlik)
• “BALO” Featuring Raye Lucero on vox & Gerry Duran on guitar
• “LABINGDALAWANG SUGAR NG PUSO” (Twelve Wounds Of The Heart) / Poem
by Francisco Balagtas
• “IDIOT” / “DRUNK” / “LEPER” / “ORPHAN” / “LEAF SUICIDE” / Featuring Rico
Dahon on leaf
• (Pjanitza) / “BEGGAR” / “PULUBI” / Featuring Racquel de Loyola on vox
• “BLIND” / “MARIMBA SUICIDE” / Featuring Charlie Sage on vox and Leo
Saballe on marimba
• “TIWAKAL” / “HINAHANAP” / (Looking) / Poem by Khavn
• “BWAKEVA + BWAKIGO” = Touch By Touch / Music by Martin de Mesa & /
Maan de Loyola
• Martin de Mesa on vox / Maan de Loyola on melodica

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