WAS GESCHAH MIT BUS 670? Regie: Fernanda Valadez (Mexiko) Entschlossene Mutter begibt sich in der Todeszone Nord-Mexikos auf Spurensuche nach dem verlorenen Sohn


Kinostart ab 10. Februar 2022: In der Todeszone Nord-Mexikos begibt sich eine entschlossene Mutter in diesem Spielfilm auf Spurensuche. Das Ergebnis sind Handlungsabläufe, wie sich was abgespielt haben könnte, die viel stärker eine Lebenssituation umschreiben, als dass sie eine sorgfältig geplante Flucht zielführend zu Ende bringen würden. Die Sichtweise ist die einer Mutter auf der Suche nach ihrem Sohn, der schon längst das Opfer verbrecherischer Machenschaften in Mexiko geworden ist. In dieser Hinsicht kann es keine Hoffnung mehr auf Rettung geben, ein positives Ende ist somit ausgeschlossen. Stattdessen geraten Nebensächlichkeiten in den Vordergrund. Es ist das Protokoll einer Ohnmacht gegen die Unmenschlichkeit der Verhältnisse, wenn das eigene Kind auf dem Weg ins gelobte Land scheitert. Dem Film fehlt meiner Meinung aufgrund seiner Haltung deshalb die nötige Spannung. Gefahrenmomente werden nicht unmittelbar und konfrontativ gespielt, vielmehr agiert der Film als Erzählung und spielt oder erzählt nach, was auf dem Weg zur Grenze nach Norden eigentlich passiert sein könnte. Das Schreckensszenario, die Brutalität des Alltags jedoch, wenn jemand in die Fänge verbrecherischer Banden gerät und massakriert werden soll, werden als Akt einheimisch gebräuchlicher Umgangsformen beschrieben oder nur in Anlehnungen schauspielerisch vermittelt.

Filmposter

Jesús ist Magdalenas Sohn, der hat sich lange nicht mehr Zuhause gemeldet. Mehrere Monate nachdem er mit seinem Freund Rigo die US-amerikanische Grenze überquerte, wird dessen Leiche gefunden, doch auch von Jesús fehlt jegliches Lebenszeichen. Magdalena macht sich daraufhin trotz aller Warnungen auf die Suche. Begleitet wird sie von Chuya, Rigos Mutter. Sie wissen, dass er ums Leben kam, als der Bus, mit dem sie nach Arizona unterwegs waren, durchsucht wurde. Sie begeben sich von Guanajuato aus in den Norden Mexikos, eine der gefährlichsten Gegenden der Welt, fahren mit dem Bus 670 in Richtung der US-amerikanischen Grenze. Im Niemandsland begegnen sie vielen, die ihr Schicksal teilen, denn was mit Jesús passiert ist, ist kein Einzelfall.

Dramatischer und spannender in seiner Schlüssigkeit fand ich den mexikanischen Spielfilm “Sin Nombre – Zug der Hoffnung” (2009) in der Regie von Cary Jôji Fukunaga, der entlang dem Schienenstrang und auf dem Dach eines Zuges eine Reise beschreibt, die trotz aller Gefahren dennoch ein Fenster auf Gelingen der Flucht offenlässt. 

WAS GESCHAH MIT BUS 670? entstand durch ein vorwiegend aus Frauen bestehendes Team an Filmemacherinnen. Produziert wurde er von der Corpulenta Producciones und Avanti Pictures. Bei den 54. Internationalen Hofer Filmtagen 2020 feierte der Spielfilm seine Deutschlandpremiere. Jetzt startet er endlich in den deutschen Kinos.

WAS GESCHAH MIT BUS 670? erhielt den Jugendpreis beim Mooov Filmfestival in Belgien, den Preis der großen Jury beim Festival PyeongChang Peace Forum in Südkorea, den Preis für die beste Regie auf dem Tarkowski-Filmfestival in Russland, den Preis für das beste Debüt und die beste Kamera beim Lima Alterna Festival Internacional de Cine und den Grand Prix beim Molodist Kiew Film Festival in der Ukraine. Auch beim bedeutenden 61. Thessaloniki Film Festival ist WAS GESCHAH MIT BUS 670? ausgezeichnet worden – mit dem “Goldenen Alexander” als bester Spielfilm, und Valadez‘ Film erhielt zwei Auszeichnungen beim Stockholm Film Festival – Beste Regie und Bestes Debüt. Der Film wurde auch mit dem angesehenen Gotham Independent Film Award als Bester Internationaler Spielfilm prämiert.

Originaltitel | Sin Señas Particulares; Genre | Drama; Laufzeit | ca. 99 Minuten; Produktionsland | Mexiko, Spanien; Jahr | 2020; Format | DCP, Blu-ray; Sprachfassung | dtF, OmU; FSK | ab 16 Jahren freigegeben; Kinostart | 10.02.2022; Deutscher Verleih | MFA+ Filmdistribution; Pressebetreuung | Ulrike Körner PR (www.ulrikekoerner.de)

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Cast

Magdalena | Mercedes Hernández
Miguel | David Illescas
Jesús | Joan Jesús Varela
Rigo | Armando García
 

Crew

Regie | Fernanda Valadez
Drehbuch | Astrid Rondero, Fernanda Valadez
Kamera | Claudia Becerril Bulos
Schnitt | Susan Korda, Astrid Rondero, Fernanda Valadez
Ton | Omar Juárez, Misael Hernández
Musik | Clarice Jensen
Produktion | Jack Zagha, Astrid Rodero, Fernanda Valadez, Yossy Zagha
Art Director | Dalia Reyes

Foto © 2020 Corpulenta Producciones, Avanti Pictures, Nephilim Producciones, Enauguas Cine. All rights reserved

Siehe auch: Interview mit Regisseurin Fernanda Valadez „In Mexiko ist unser Problem die Distribution“ – kulturexpress.info

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