Zur Kritik des Betriebsrats an der Initiative Zukunft Bühnen Frankfurt Brief an den Betriebsrat


Der Betriebsrat der Städtischen Bühnen hat die jüngsten Äußerungen der Initiative Zukunft Bühnen Frankfurt “Abbruch statt Aufbruch?” scharf kritisiert, wie einige Zeitungen berichteten. Da der Betriebsrat zu keinem Gespräch mit den Betroffenen bereit ist, ging dieser Brief an diesen heraus:

Sehr geehrter Herr Roland Sittner,

wir danken für Ihre Antwort vom Freitag, den 25.02.2022, die für uns aber nicht zufrieden stellend ist. Sie haben am 16. Februar 2022 öffentlich kritisiert, dass wir nicht das Gespräch mit dem Betriebsrat gesucht haben. Aber unsere Bitte um ein solches Gespräch vom 18. Februar lehnen Sie ab.

Anders als Sie suggerieren fordern wir keine weiteren Untersuchungen und machen keine neuen Vorschläge, ganz im Gegenteil. Wir plädieren dafür, den Standort Willy-Brandt-Platz zu erhalten. Nach den Anfang 2020 abgeschlossenen Untersuchungen hätte man hierfür die Weichen stellen können. Ein – wie auch an anderen Bühnen üblich – ausgelagertes Produktionszentrum sowie die Interimsbühnen könnten schon in Bau sein. De facto verzögert der angedachte Standortwechsel das weitere Verfahren, noch über die verflossenen zwei Jahre hinaus. Weder verfügt die Stadt bislang über das Grundstück an der Neuen Mainzer Straße, noch besteht dort Baufreiheit. Zunächst müsste ein Ersatzquartier für die dortigen Bediensteten geschaffen werden, bevor mit einem Abriss begonnen werden könnte. An einen Neubau des Schauspiels ist wohl erst nach Fertigstellung der Oper zu denken.

Auch gibt es keine Veranlassung zu behaupten, wir würden die Bedürfnisse der Beschäftigten ausblenden. Dies hatte bereits Ihr Intendant Anselm Weber uns vor einem Jahr unterstellt, aber durch Ihre Wiederholung wird diese Falschaussage nicht richtiger. Wie gesagt, wir wissen um die Schwierigkeiten des Bestandes und schließen auch Teilabrisse keineswegs aus. Bei jeder Sanierungs- und Weiterbaulösung wird der baurechtliche Bestandsschutz aufgehoben, was heißt, dass der Bau dann den aktuellen rechtlichen Anforderungen u.a. bzgl. Arbeitsstätten und Energieeffizienz entsprechen muss. Es ist aber nicht zu erkennen, wieso etwa der Erhalt eines energetisch sanierten Wolkenfoyers oder eine Weiternutzung des 2014 fertiggestellten Werkstättenkomplexes für die Bediensteten unzumutbar sein soll.

Die einzige „Zumutung“ unseres Plädoyers für den Standort Willy-Brandt-Platz ist es, dass beide Bühnen vorübergehend in ein Interim ziehen müssten. Dies ist sowohl künstlerisch wie für die Beschäftigten eine Herausforderung, aber weder unüblich noch unzumutbar. Bei dem Neubaustandort Neue Mainzer Straße wäre zwar ein Operninterim nicht erforderlich, aber auf Kosten der MitarbeiterInnen der Sparkasse, die ohne Not zweimal umziehen und über mehrere Jahre in einem Interim-Büro arbeiten müssten.

Ihre alternativlose Forderung einer Neubaulösung lässt sich mit Arbeitnehmerinteressen nicht begründen. Ansonsten sind wir dankbar, dass Sie uns mit Ihrem Schreiben vom 25. Februar 2022 versichern, keine Einwände gegen unsere Forderung nach Transparenz und einen fachlich begründeten Umgang mit den Ergebnissen aller bisherigen Untersuchungen haben. Zu begrüßen ist auch, dass Ihnen wie uns Nachhaltigkeit eine Herzensangelegenheit ist. Auf dieser Basis sollte eine Verständigung möglich sein.

Da Sie uns öffentlich kritisiert haben und weder zu einem Gespräch bereit sind noch zu einer Korrektur Ihrer Äußerungen über uns, werden wir unser Schreiben an Sie Vertreter*innen von Politik und Presse zur Kenntnis bringen. Falls Sie und Ihre Kolleg*innen doch noch zu einem Gespräch bereit sein sollten, würden wir uns darüber nach wie vor freuen und dafür zu Verfügung stehen.

Mit freundlichen Grüßen
Alfons Maria Arns, Maren Harnack, Philipp Oswalt

Foto (c) Kulturexpress

Siehe auch:  “Abbruch statt Aufbruch?” verfasst am 15. Februar 2022
Siehe auch:  Der Vorschlag zur Zukunft der Städtischen Bühnen Frankfurt bleibt in altem Denken gefangen

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