Negativpreis „Plagiarius“ rückt urheberrechtlichen Missbrauch in das öffentliche Interesse


Produkt- und Markenpiraterie ist ein lukratives Milliardengeschäft, auch für die organisierte Kriminalität. Designplagiate, Billig-Fälschungen, Dupes und Replica überfluten Websites, eCommerce- und Social Media Plattformen – die Zahlen sind erdrückend und besorgniserregend. Die Schäden, die gefälschte Produkte bei Käufern, innovativen Herstellern, dem autorisierten Handel und nicht zuletzt der Umwelt verursachen, sind immens. Wer bewusst Fälschungen kauft oder Dritte durch aggressive Werbung oder Verharmlosung zum Kauf animiert, unterstützt die verheerenden Herstellungsbedingungen und die sozioökonomischen Folgen. Das gleiche gilt für Plattformbetreiber, die den Verkauf von Fälschungen weder aktiv noch vorbeugend unterbinden.

Das gesamte, vielfach ausgezeichnete CUBORO Kugelbahnsystem besteht aus über 100 verschiedenen Elementen. Es trainiert die Feinmotorik, stärkt das räumliche Vorstellungsvermögen und regt die Kreativität an. Erfunden von Matthias Etter in den 1970er Jahren, begeistert CUBORO heute Kinder und Erwachsene in mehr als 30 Ländern, auch in Asien. Die Originalwürfel werden in einer Familienschreinerei aus zertifiziertem „Schweizer Holz“ aus nachhaltig bewirtschafteten Buchenwäldern hergestellt. Alle Elemente sind reine Naturprodukte, chemisch unbehandelt. Konzeptklau: Easycool kopiert fast alle CUBORO Produkte, teils inkl. Verpackung, Fotos, Funktionsgrafiken, Auszeichnungen und Herkunftsbezeichnungen. Sie bewerben die Plagiate als „mit CUBORO kompatibel“. Seit 2023 versucht Easycool die europäischen Händler von Cuboro direkt abzuwerben. Die Plagiate kosten 50 Prozent des Originals.

PLAGIARIUS 2024 – 1. Preis: Glasserie „DENK’ART“ (Champagner-, Universal-, Bordeaux- und Burgunderglas)
links Originale: ZALTO Glas GmbH, Gmünd, Österreich
rechts Plagiate: Bayerische Glaswerke GmbH, Neustadt a.d. Waldnaab, Deutschland

2004 hat Zalto die bei Winzern, Spitzengastronomie und Verbrauchern beliebte, und nach alter Handwerkstradition mundgeblasene Glasserie „DENK’ART“ auf den Markt gebracht. 2020 stellte die Bayerische Glaswerke GmbH ihre maschinell gefertigte Glasserie „Definition“ vor, die sich laut eigener Aussage an zwei älteren eigenen Glasserien orientiert. Keine der Firmen hat Designschutz angemeldet. Aktuell ist zwischen den renommierten Unternehmen ein Klageverfahren anhängig. Unabhängig davon, wie das Gericht in Bezug auf mögliches unlauteres Wettbewerbsverhalten entscheidet, fand die Jury, dass die 4 Glastypen der Serie „Definition“ den 4 erfolgreichsten Glastypen der Zalto-Serie zum Verwechseln ähnlich sehen und dass fairer Wettbewerb unter respektierten Mitbewerbern anders aussieht. In seiner Stellungnahme vor der Jurysitzung verweist die Bayerische Glaswerke GmbH explizit auf „Nachahmungsfreiheit“ und bestreitet, dass gesetzliches oder moralisches Unrecht vorliegt.

Das Internet ist kein rechtsfreier Raum. Die strengen Regeln, die im stationären Handel gelten, gelten auch in der digitalen Welt – sie müssen dort nur viel konsequenter durchgesetzt werden – insbesondere auch gegen Anbieter aus Drittländern. Plagiarius: Gegen dreisten Innovationsklau – Für kreative Vielfalt und fairen Wettbewerb Die Aktion Plagiarius hat am 26. Januar 2024 zum 48. Mal ihren gefürchteten Negativpreis „Plagiarius“ an Hersteller und Händler besonders dreister Plagiate und Fälschungen vergeben. Die Verleihung fand im Rahmen einer Pressekonferenz auf der Frankfurter Konsumgütermesse „Ambiente“ statt. Bevor die jährlich wechselnde Jury die Preisträger wählt, werden die vermeintlichen Plagiatoren über ihre Nomi[1]nierung informiert und erhalten die Möglichkeit zur Stellungnahme. Die Auszeichnung mit dem Negativ[1]preis sagt nichts darüber aus, ob ein nachgemachtes Produkt im juristischen Sinne erlaubt oder rechtswidrig ist. Die Aktion Plagiarius kann kein Recht sprechen. Sie darf aber die Meinung äußern, dass plumpe 1:1 Nachahmungen, die dem Originalprodukt bewusst täuschend ähnlich sehen, rück[1]sichtslos und moralisch verwerflich sind und zu Stillstand statt Fortschritt und Vielfalt führen. Unter den Preisträgern sind erstmals auch namhafte Plattformbetreiber, die zwar nach Hinweis durch die Rechte[1]inhaber, nicht aber proaktiv und vorbeugend gegen rechtsverletzende Nachahmungen vorgehen.

Abwärtsspirale: Produkt- und Markenpiraterie schwächt legalen Handel und Innovationskraft Allein im Jahr 2022 wurden laut der Europäischen Kommission und dem Amt der Europäischen Union für geistiges Eigentum (EUIPO) an den EU-Außengrenzen und im EU-Binnenmarkt rund 86 Millionen gefälschte Waren mit einem geschätzten Wert von über 2 Milliarden Euro beschlagnahmt. Und das sind nur die nachweislichen Aufgriffe von Zoll- und Polizeibehörden, also die Spitze des Eisbergs. Den in[1]ternationalen Handel mit Fälschungen bezifferten EUIPO und OECD für 2019 auf alarmierende 412 Milliarden Euro, was 2,5 Prozent des Welthandels entspricht. Mit viel krimineller Energie und unter ethisch fragwürdigen Bedingungen lassen internationale Fäl[1]scher(banden) ihre teils gefährlich minderwertigen Nachahmungen herstellen, und das ohne Rücksicht auf Menschenrechte oder Sicherheits- und Umweltstandards. Plagiate und Fälschungen schwächen die Investitions- und Innovationskraft von forschenden Unternehmen, sie vernichten Arbeitsplätze und bremsen das Wirtschaftswachstum. Um den legalen Handel zu stärken und Geldwäsche zu verhindern, muss der Gesetzgeber dafür sorgen, dass die Strukturen von global-agierenden Fälscherringen zer[1]schlagen und den Verantwortlichen die illegalen Gewinne entzogen werden.

Foto und Meldung: Aktion Plagiarius e.V., 89275 Elchingen

www.plagiarius.com

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