WIR UND DAS TIER Schlachthausmelodram Regie: David Spaeth (BRD) Doku ab 11. März 2024 in der ARD Mediathek, am 11. März um 23:35 Uhr im Ersten. Ab 14. März Digital EST, ab 21. März Digital TVOD und ab 04. April auf DVD


Bundesweiter Kinostart ab 02. November 2023: Vielfach verdrängen oder vergessen Fleischkonsument:innen, dass Tiere getötet und zerlegt werden müssen. Der Dokumentarfilm von Grimme-Preisträger David Spaeth nimmt die Zuschauer:innen klischeefrei mit hinter die Fassaden von Schlachtbetrieben zu den Frauen und Männern, die Tiere lieben, respektieren – und sie schlachten. Er zeigt, wie sie über diesen scheinbaren Widerspruch nachdenken und wie sich das mit ihrer Arbeit vereinbaren lässt. “Wir und das Tier: Ein Schlachthausmelodram” wird am 11. März um 23:35 Uhr im Ersten gezeigt und ist ab Sendedatum in der ARD Mediathek abrufbar.

Tiere lieben und zugleich essen, den Tod ausblenden, aber Salami genießen –

wie geht das zusammen? Der fleischessende Mensch hat es geschafft zu verdrängen, dass er Tiere isst, die vorher getötet werden müssen. Der tiefgründige Dokumentarfilm von David Spaeth geht zu denen, die am Anfang der Reihe stehen und sowohl den Tieren aus auch den Tatsachen ins Auge sehen – zu jenen, die das Töten übernehmen.   

Ehrliche Auseinandersetzung mit dem Töten von Tieren

Eine junge Auszubildende, ein routinierter Kopfschlächter, zwei Frauen, die einen Schlachtkurs belegen … – die Hauptpersonen des Films erzählen fernab aller Klischees, verblüffend offen und reflektierend von ihrem Tun. Was zunächst makaber scheinen mag, zeigt sich gleichzeitig in aller Ehrlichkeit und Intensität und umkreist grundlegende Fragen. Auch die, ob Roboter künftig ohne den Menschen das Töten übernehmen können. Die Protagonist:innen des Films verhandeln hier stellvertretend für alle Fleischesser:innen das ganze Dilemma des Fleischkonsums. Was denken, was verdrängen, was fühlen sie dabei?

Filmwebsite: Wir und das Tier – ein Schlachthausmelodram, ein Dokumentarfilm von David Spaeth

Der moderne Mensch hat sich immer weiter vom Schlachtprozess entfernt – denn am Anfang steht dabei immer der Tod eines Tieres. Was bedeutet ein solcher Akt für die schlachtenden Menschen und welche Lehren können wir daraus ziehen? WIR UND DAS TIER zeigt, wie vielschichtig das Verhältnis zwischen Menschen und Schlachttier sein kann. So vermittelt der langjährige Schlachtermeister Jürgen seinen Lehrlingen Haltung im Umgang mit dem Tier. Zwei Freundinnen verlassen ihre Komfortzone und besuchen einen Schlachtkurs. 

RoBUTCHER Projekt / Universität für Umwelt- und Biowissenschaften in Ås, Norwegen (c) BR/SWR/Sebastian Bäumler/EIKON Media 2023

Zugleich forschen in Norwegen Wissenschaftler*innen an einem modernen Schlachtroboter, währenddem tötet Ionel in einem Schlachthof Tiere am Fließband. Tiere lieben und Tiere töten, wie passt das zusammen? Dieser Fragestellung geht Regisseur David Spaeth, der mit dem Grimme Preis für „Betrug – Aufstieg und Fall eines Hochstaplers“ ausgezeichnet wurde, auf den Grund. Dabei lässt der Film seine Akteure selbst sprechen, spart sich den erhobenen Zeigefinger oder ein Übermaß an schockierenden Darstellungen und regt gerade so zum Nachdenken über ein existentielles Thema an. WIR UND DAS TIER feierte seine Premiere auf dem diesjährigen DOKfest München.

Wir essen, was wir lieben. Eine generelle Absage kann also nicht der Schlüssel zur Lösung sein. Wobei der Konsum von Fleisch aus Tieren gewonnen, meiner Meinung gar nicht im Vordergrund steht. Mir würde künstliches Fleisch  genauso schmecken, wenn Appetit und Gewöhnung eingeladen sind mit zu speisen. Eigenes Konsumverhalten soweit zu ändern, um nicht mehr auf vehemente Massentierhaltung setzen zu müssen, den täglichen Konsumbedarf decken, ist ein faszinierender Gedanke. Fleisch allein macht nicht glücklich. Sorge bereitet mir die zunehmend klinische Abwicklung der Schlachtvorgänge. Das ist nicht mehr nur die Arbeit wie am Fließband, das wäre linear gedacht, sondern dahinter steckt die perfide Konstruktion einer Scheinwelt, um sich gegen äußere Einflüsse abzuschließen. Aber was hat Schlachten mit klinischen Bedingungen zu tun? Nicht sehr viel. Ein Tier sachgerecht zerlegen, können Maschinen niemals ohne Verluste leisten. Wichtiger ist die Aussage, Tiere schätzen lernen, denn sie sind unsere Verbündeten, wenn es um den Erhalt des Planeten gehen soll. Der Film zeigt die Menschen während der Arbeit, beim Dazulernen genauso wie beim Nachdenken über ihr Tun überhaupt, das finde ich beeindruckend. 

Hofschlachtung im Piemont, Italien (c) BR/SWR/Aljoscha Haupt/EIKON Media 2023
Filmposter

 

DIE PROTAGONIST*INNEN

 

JÜRGEN
Seit über 40 Jahren schlachtet Jürgen bereits Tiere. Er ist sehr erfahren und – so könnte man denken – abgehärtet. „Aber ich muss ganz ehrlich sagen: Es fällt mir immer schwerer, ein Tier zu töten, statt, dass es leichter wird.“, sagt er zu seinen Lehrlingen.
Jürgen ist Leiter einer Bio-Fleischproduktion, in seinen Kreisen eine echte Koryphäe und beeinflusst mit seiner Haltung, seiner Ethik, seinem Können die Fleischerszene über die Grenzen Deutschlands hinaus.

AMELIE
…ist Auszubildende, Jürgen ihr Meister. Der nächste Schritt in ihrer Ausbildung ist das Töten eines Schweines.
Wie übt man das Schlachten? Probiert man einfach aus, ob es klappt, oder gibt es Trockenübungen? Mit welchen Gedanken und Gefühlen begegnet Amelie dieser Aufgabe, wie bereitet sie sich darauf vor und wie geht sie damit um, wenn es dann wirklich ans Töten geht?

KATRIN & KATRIN
Die beiden Lehrerkolleginnen machen gemeinsam einen Schlachtkurs – ein Geburtstagsgeschenk. Und obwohl sie schon im Vorfeld gespannt und neugierig sind, ist das, was sie erwartet, letztendlich massiv überfordernd. Der Film begleitet die beiden Frauen bei dieser Entdeckungsreise in die Welt des Schlachtens.

ELISABETH
Die studierte Lebensmitteltechnikerin experimentierte bereits im Rahmen einer Studienarbeit mit Blut. Fasziniert von der Materie begann sie, sich fürs Schlachten zu interessieren. In einer Kooperative in Norditalien kümmert sie sich um die Tierproduktion und ist in der Slowfood-Szene eine bekannte Größe.

MATTHIAS & DAVID
Matthias und David haben selbst mal in der Schlachtung gearbeitet, heute sind sie Geschäftsführer in Europas größtem Rinderschlachthof. In dieser Position tragen sie die Verantwortung für hunderte Arbeitsplätze, viele hundert Tonnen Lebensmittel jeden Tag und auch für die Schlachtung tausender Rinder, Woche für Woche. „Ich liebe Tiere. Aber ich hab‘ auch kein Problem damit, mein Nahrungsmittel davon zu beziehen“, sagt David.

IONEL
Ionel ist einer der Arbeiter in dem von Matthias und David geleiteten Rinderschlachthof. Sein Arbeitsplatz ist der Schießstand. Mehrere hundert Rinder täglich laufen in seine Box und fallen, wenn er seinen Job gut macht, möglichst regungslos heraus. Es sind hunderte letzte Begegnungen, letzte Atemzüge, letzte Momente, die er mit den Tieren teilt, in denen er sie begleitet und mit denen er umgehen muss. Nach Schichtende geht er nach Hause und denkt nicht mehr an die Arbeit, sagt er.

CREW

BUCH UND REGIE David Spaeth
BILDGESTALTUNG Sebastian Bäumler
MONTAGE Georg Michael Fischer (BFS)
MUSIK Axel Huber
Philipp Noll
TONMEISTER Björn Rothe
Aljoscha Haupt
Paul Powaljaew
HERSTELLUNGSLEITUNG Helene Friedl
PRODUCER Nick Pastucha
PRODUZENT Christian Drewing
IN KOPRODUKTION MIT Südwestrundfunk
Bayerischer Rundfunk
PRODUKTION EIKON Media
GEFÖRDERT DURCH MFG Filmförderung Baden-Württemberg
FilmFernsehFonds Bayern

DREHORTE

Hermannsdorfer Landwerkstätten, Glonn
VION Food Schlachthof, Waldkraiburg
Valli Unite Cooperative, Costa Vescovato AL, Italien
Landfleischerei Neumeier, Hessisch-Lichtenau
Universität für Umwelt- und Biowissenschaften, Ås, Norwegen

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