Mobile vertikale Gärten: Zukunft der Stadtmöblierung


In Zeiten des Klimawandels sind innovative Lösungen gefragt, um Städte lebenswerter und nachhaltiger zu gestalten. Das Start-Up-Unternehmen MobiGa aus Neustadt hat genau das im Blick und präsentiert mobile vertikale Gärten, die nicht nur für Erfrischung sorgen, sondern auch die Biodiversität in urbanen Räumen fördern. Ergänzt wird das System durch hochwertige Sitzflächen aus nachhaltigem und pflegeleichtem Kebony Holz. Mit einem Hochdrucksprühnebel-System wird das Angebot erweitert. Es verspricht, die Umgebungstemperatur an heißen Tagen um bis zu zwölf Grad zu senken – und das bei einem Wasserverbrauch von nur zwei bis drei Litern pro Stunde. Ein zukunftsträchtiges Modell für Städte und Gemeinden für die wärmer werdenden Sommertage. Ebenso zählen Nisthilfen für Wildbienen zum Angebot.

Kürzlich konnten Passanten auf dem Stiftsplatz in Landau eine dieser Innovationen live erleben: Ein Hochdruck-Wasserverneblungssystem, das die Umgebungsluft spürbar abkühlt. “Mobile vertikale Gärten sind eine einfache Möglichkeit, versiegelte Flächen aufzuwerten und die Aufenthaltsqualität zu verbessern”, erklärt Markus Dotterweich, Entwicklungsleiter bei MobiGa. Ein besonderes Highlight dieser Gärten ist die Holzauflage, die von Kebony gesponsort wurde. Das FSC-zertifizierte Holz ist nicht nur nachhaltig, sondern auch besonders langlebig und pflegeleicht. “Kebony-Holz ist ideal für solche Projekte, da es die Unterhaltskosten für Städte und Gemeinden erheblich reduziert”, betont Kebony County Manager Lars Arndt. „Wir unterstützen dieses Projekt gern und haben ein MobiGa auch auf der „Green Building“ in Hamburg gezeigt – die Idee passt zu unserem Motto „Zukunft ist aus diesem Holz“. Unser Team versteht die Bedeutung von Nachhaltigkeit und Langlebigkeit in städtischen Projekten und findet gemeinsam mit den Ansprechpartnern/partnerinnen die besten Lösungen.“

Die Systeme sind so konzipiert, dass sie einen minimalen Wartungs- und Pflegebedarf haben. Dank eines integrierten Tanks wird Regenwasser gesammelt und zur Bewässerung der Pflanzen verwendet. Über eine App können Nutzer den aktuellen Bewässerungsstatus einsehen. Seit 2020 werden verschiedene MobiGa-Systeme in Landau im Rahmen eines Forschungsprojekts getestet. Ein neues Serienmodell, das seit Juli vor Ort ist, wird bis zum Herbst für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Die MobiGa-Systeme sind leicht zu transportieren und können bei Bedarf von einer Person neu arrangiert werden. Sie sind sowohl zum Kauf oder zur Miete fertig bepflanzt als auch im Bausatz erhältlich. Die begrünten Stadtmöbel sind aber nicht nur ein optisches Highlight, sondern bieten mit ihrer Bepflanzung auch ein Nahrungsangebot für Insekten. Interessierte können die mobilen Gärten auch auf der Bundesgartenschau in Mannheim bewundern (noch bis zum 8. Oktober 2023)

 

Podcast: Mobile Gärten für die Stadt der Zukunft
vom 04. Juni 2023

https://zukunftholz.podigee.io/21-neue-episode

An dieser Episode ist Sibylle Schenk beteiligt, sie spricht über ihre Laufbahn, die Gründung und Ziele von WiA Hamburg und die Bedeutung von Netzwerken und Gleichstellung in der Architekturbranche.

 

Über MobiGA

Die Entwicklung der MobiGa-Systeme basiert auf einem mehrjährigen Forschungs- und Entwicklungsprojekt, das in Zusammenarbeit mit der UDATA GmbH und der Technischen Hochschule Bingen durchgeführt wurde. Von 2018 bis 2022 wurden über 10.000 Arbeitsstunden in die Entwicklung und Erprobung verschiedener Prototypen investiert. Ein besonderer Fokus lag auf der Entwicklung eines organischen Substrats zur CO2-Speicherung. Das Projekt wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziell unterstützt. Derzeit arbeitet MobiGa UG intensiv an der Serienreife ihrer Systeme und plant den Aufbau einer Produktionsstätte in Rheinland-Pfalz. Dank der Unterstützung von regionalen und internationalen Partnern wie GTI Graffe Technik Innovation GmbH, BITT-Technologieberatung Rheinland-Pfalz, 1,2,3GO-Gründercoaching, klimafarmer GmbH, ackerbaum GmbH, UDATA GmbH, Wildpflanzengärtnerei Strickler GmbH und Kebony Norge AS, konnte eine solide Unternehmensstruktur geschaffen und zwei Modelle zur Serienreife entwickelt werden. Die hohe Nachfrage nach den MobiGa-Systemen kurz nach der Markteinführung zeigt das große Potenzial dieser grünen Innovation.

Am Pfalzgrafenplatz in Ludwigshafen am Rhein wurde 2020 ein Prototyp des mobilen vertikalen Gartens aufgestellt. Ziel dieses so genannten MobiGa ist es, einen Beitrag zur Klimaanpassung in Städten zu leisten und der Aufheizung in Hitzeperioden entgegenzuwirken. Der erwünschte Kühleffekt wird durch Verdunstung an der Blattoberfläche der Pflanzen und durch Beschattung erzeugt. Gegenüber normalen Hochbeeten oder Pflanzkübeln haben MobiGa-Systeme aufgrund des vertikalen Aufbaus eine fünf bis achtfach größere Grünoberfläche. Mit der Pflanzeninsel wird zusätzlich die Fläche aufgewertet, die städtische Biodiversität erhöht und der Lärm reduziert.

“MobiGa-Systeme sollen insbesondere dort eingesetzt werden, wo eine dauerhafte Begrünung aufgrund der Untergrundsituation, des Denkmalschutzes oder eingeschränkten Platzansprüchen zum Beispiel für Veranstaltungen nicht möglich ist. Übertragen auf das Sanierungsgebiet Ludwigshafen-Süd sorgen vor allem die versiegelten Blockinnenbereiche im Sommer für eine deutliche Überhitzung. Eine dauerhafte Entsiegelung kann aufgrund der Nutzungsstruktur nicht umgesetzt werden. Ich würde es jedoch begrüßen, wenn sich der Prototyp über den Forschungsaspekt hinaus hier etabliert und Bewohner*innen damit ihre Innenhöfe begrünen”, erläuterte Bau- und Umweltdezernent Alexander Thewalt, der das Projekt am Montag, 27. Juli 2020, der Öffentlichkeit vorstellte.

Bei dem bis Oktober 2020 exemplarisch auf dem Pfalzgrafenplatz aufgestellten Prototyp werden dessen mikroklimatische Effekte unter Realbedingungen analysiert, die technische Machbarkeit geprüft und die Akzeptanz des Systems in der Bevölkerung beobachtet. Die Abteilung Stadterneuerung der Stadt Ludwigshafen fördert dieses Vorhaben, indem sie die Bereitstellung der Fläche koordiniert, die Initiatoren berät und logistisch unterstützt.

Die Innovation des Vorhabens besteht unter anderem darin, dass die Klima- und Umweltfreundlichkeit des Systems messtechnisch nachgewiesen und quantifiziert werden soll. Eine weitere Besonderheit ist die geringe Wartung und Pflege, da die Wasserversorgung über eine integrierte und mit Regenwasser versorgte Zisterne erfolgt und die optimale Wasserversorgung über eine App beobachtet und gesteuert werden kann. Weiterhin wird bei der Herstellung, im Betrieb und der Verwertung eine maximale Ökoeffizienz und CO2-Neutralitität angestrebt.

Wie der Ludwigshafener Klimaschutzbeauftragte und Leiter des Bereichs Stadtvermessung und Stadterneuerung Prof. Dr. Joachim Alexander darlegte, sei das Büro UDATA auf der Suche nach einem Referenzstandort auf die Stadtverwaltung zugekommen. “Und wir als Stadterneuerung sind natürlich gerade auch im Hinblick auf das Kfw-Gebiet Ludwigshafen-Süd sehr an dem Projekt interessiert. Wer sich speziell über Vertikale Gärten informieren möchte, kann sich sehr gerne von unserem Sanierungsmanager beraten lassen”, so Alexander.

Das mobile Vertikalgarten-System wurden seinerzeit in einer Kooperation aus der UDATA GmbH, der Palaterra Betriebs- und Beteiligungsge-sellschaft mbH und der Arbeitsgruppe Klimaschutz und Klimaanpassung an der TH Bingen entwickelt. Unter dem Projekttitel MobiGa wird dieses Forschungs- und Entwicklungsprojekt über die Fördermaßnahme “KMU Innovativ – Ressourceneffizienz und Klimaschutz” vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.

Foto (c) MobiGa, Meldungen: Kebony Norge AS, 28844 Weyhe und Stadt Ludwigshafen am Rhein

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