Winter/Hoerbelt – DAS VERKEHRSWESEN Jakobshallen Galerie Scheffel in Bad Homburg 24. April - 10. August 2024


Wolfgang Winter (*1960) und Berthold Hörbelt (*1958) arbeiten seit 1992 als Künstlerduo Winter/Hoerbelt zusammen. Bekannt wurden sie zuerst durch ihre charakteristischen „Kastenhäuser” – begehbare Skulpturen aus Getränkekisten als Begegnungsorte im öffentlichen Raum. Wie diese, schließen alle Werke ihres vielseitigen Schaffens an einen erweiterten Skulpturbegriff an und beziehen häufig die körperliche Interaktion von Menschen mit ein – mal spielerisch, mal mit Blick auf eine funktionale Nutzung der Objekte. Als bildhauerisches Material verwenden Winter/Hoerbelt alltägliche Industrieprodukte wie Edelstahlgitter, Federkern oder Autorücklichter. Sie verwandeln diese Werkstoffe in verblüffende Kunstwerke, die eine veränderte Raumwahrnehmung und zugleich eine neue Sicht auf die ästhetischen Qualitäten des Ursprungsmaterials und das Umfeld erzeugen. Licht und Transparenz spielen dabei eine ebenso große Rolle wie Farben, serielle Anordnungen oder Spiegelungen.

Das gelbe Geflecht an der Wand im Eingangsbild besteht aus spiralförmigen Metall-Bettfedern auch Bonell-Federn, pulverbeschichtet, die zu einem Pocket-Gehäuse angeordnet miteinander verhakt wurden. Die rote kelchförmige Skulptur im Hintergrund aus lauter Abdeckungen für Auto-Schlussleuchten zusammengesetzt, die, wenn von Innen beleuchtet, rotes Licht in unterschiedlichen Facetten erzeugen. Verchromt metallisch wirkende Ringe sind an das Äußere von Betonröhren angelehnt wie aus dem Tiefbau bekannt. Die Transformation der Dinge wäre umkehrbar, so dass aus einem Kunstwerk wieder ein funktionaler Zusammenhang hergestellt werden kann, wenn die Notwendigkeit besteht und der Gebrauch dies erfordern würde. Es geht also nicht um eine Verwandlung oder Metamorphose im klassischen Sinne, sondern um seriell zusammengefügte Objekte, die in einen künstlerischen Kontext übersetzt wurden. Die verwendeten Materialien, sogenanntes Halbzeug, stammt aus industrieller Fertigung. Bei der menschlichen Figur in der Mitte des Raumes handelt es sich um einen Laubbläser, der im 3D-Druck Verfahren hergestellt wurde und synonym für die Luftbeweglichkeit steht, die beim Laubblasen permanent fortgepustet wird.  Nicht zu sehen auf dem Foto ist der Pixelspiegel, dessen unförmige Konturen an eine aufgeschnittene Kartoffel erinnern. Ebenso eine Vorhangstruktur aus Metall, farblich nuanciert, um einen spielerischen Effekt zu erzielen. 

Wolfgang Winter studierte zunächst Musik in Köln, absolvierte dann eine Ausbildung als Steinbildhauer und studierte anschließend (1985-1989) an der Kunsthochschule Kassel und an der Frankfurter Städelschule, wo er seit 1993 Bildhauerei lehrt.

Auch Berthold Hörbelt erlernte zuerst den Beruf des Steinbildhauers und schloss ein Studium an der Kunsthochschule Kassel (1984-1989) an. Beide Künstler leben und arbeiten heute in Frankfurt am Main, Hörbelt auch in Havixbeck.

 

Winter/Hoerbelt haben weltweit Projekte für den öffentlichen Raum realisiert: in vielen Ländern Europas ebenso wie in den USA, in Ägypten, in Japan, Südkorea, Vietnam oder Brasilien. Ihre Werke wurden international in repräsentativen Ausstellungen gezeigt – etwa bei Skulptur.Projekte Münster (1997), den Biennalen von Venedig (1999) und Liverpool (2002) oder der Triennale von Yokohama (2005) – und sind in zahlreichen öffentlichen und privaten Sammlungen vertreten.​​

Mit der Einzelausstellung „Winter/Hoerbelt – DAS VERKEHRSWESEN” bietet die Galerie Scheffel in den Jakobshallen einen Einblick in das komplexe Werk des Künstlerduos. Gezeigt werden in den Räumen der ehemaligen Jakobskirche zwei begehbare Installationen ebenso wie eine Vielzahl-von Skulpturen und Wandobjekten in unterschiedlichen Formaten, Materialien und Ausdrucksformen.

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