Die Stadt Frankfurt am Main nahm die Ernennung zur World Design Capital 2026 am 17. Oktober 2024 zum Anlass, um auf der Buchmesse gemeinsam mit Gästen aus Partnerstädten über Orte an denen Demokratie entsteht und verteidigt wird, miteinander zu sprechen. Beim Design for Democracy Talk im Frankfurt Pavilion, eine Kooperation der Stadt Frankfurt am Main und World Design Capital 2026, drehte sich alles um das Thema Save Democratic Spaces. Die Moderation übernahmen, Managing Partner World Design Capital Frankfurt RheinMain 2026, Mathias Wagner K zusammen mit der Programmdirektorin des World Design Capital Frankfurt RheinMain 2026, Anna Scheuermann.
Gemeinsam mit den Gästen wurden wichtige Orte für unser Zusammenleben in der Demokratie vorgestellt. Zu den Teilnehmenden gehörten der Frankfurter Oberbürgermeister, Mike Josef, Stadträtin, Dezernentin für Kultur und Wissenschaft Frankfurt am Main, Dr. Ina Hartwig, Dezernent für Kultur Mailand, Italien, Tommaso Sacchi, Journalistin, Unternehmerin, Dr. Lena Marbacher, Designerin, Mitgründerin des Office for Microclimate Cultivation, Nicola Stattmann.
Dieses Panelgespräch am 17. Oktober ab 13 Uhr im Pavillon auf der Agora der Frankfurter Buchmesse 2024 fand auf Englisch und auf Deutsch statt. Als erster Redner sprach OB Mike Josef, seine Forderung lautete, Städte sollen zusammenarbeiten. Die Buchmesse sei ein geeigneter Debattenort. Er wählte die Frankfurter Paulskirche als Debattenort der Demokratie, da diese zentral gelegen neben dem Rathaus liegt und das erste Parlament der Deutschen gewesen ist. Der Paulsplatz davor ist ein öffentlicher Raum und ein freier offener Ort für Demonstrationen. Das Haus der Demokratie soll von Bürgern mitentwickelt werden, um die Demokratie zu erhalten. Der WDC 2026 wird ein Ort der Kultur, der Wirtschaft und des Sports sein. Einbezogen sind Frankfurt am Main wie die Rhein-Main Region insgesamt.
Dr. Ina Hartwig sprach sich für Kultur und kulturelle Räume aus. Sie teilt Werte von Mike Josef. Trotz Segmentierung und Blasen in denen wir leben, ändert sich was im öffentlichen Raum. Es gibt sogenannte Dritte Orte, der erste ist der private Raum, der zweite der Arbeitsraum und der dritte ein öffentliches Lernspiel, das für alle zugänglich sein soll. Raum entsteht zum Austragen aller Meinungen und um Platz zu finden für jede Orientierung, wobei Design dazu beiträgt sowohl innere als auch äußere Brücken zwischen Innen und Außen zu bilden. Ina Hartwig bezeichnete die geplante Kulturmeile aus Schauspiel und Oper in Frankfurt als ein Band kultureller Stätten, offene Räume die gestaltet werden. Sie erwähnte das Stadttheater für Kinder und junge Menschen, das am Zoo gebaut wird. Dort entsteht ein Ort zum experimentieren, denn Demokratie bedeutet aktive Teilnahme.
Als nächster sprach Tommaso Sacchi aus Mailand, er hob hervor, was aus Mailand nach Frankfurt an Einflüssen mitgebracht werden kann. Dies gelte auch umgekehrt für die Einflüsse aus Frankfurt, die nach Mailand kämen. Beide Städte sind Partnerstädte. Die Betonung liege auf den demokratischen Räumen in beiden Städten. Ideen austauschen, darin liegt ein Sinnzusammenhang, wenn es darum geht, World Design-Hauptstadt WDC 2026 zu werden. Vorbilder in Mailand sind die Mailänder Messe für Design und Gestaltung. Unter anderem sollen Workshops und anderes mehr im Jahr 2026 veranstaltet werden. Tommaso Sacchi war dabei eine Brücke zwischen WDC, Messe und Frankfurter Buchmesse zu ziehen. Als Beispiele nannte er die Förderung des Lesens und der Literatur zwischen beiden Städten. Solche Projekte sollen die kulturelle Haut der Stadt verändern. In Mailand gibt es die Europäische Bibliothek mit einer Größe von rund 30.000 qm, einem Ort um Bücher und das Leseverhalten besser zu verstehen. Eine Herausforderung besteht im Unterschied zwischen analogem Lesen auf Papier, was sich im Übergang zunehmend digitaler Lesegewohnheiten befindet. Bibliotheken bieten Schutzraum, um Geschlechtergewalt zu verhindern, das heißt, Gewalt gegen Frauen verhindern. Gewalt gegen Frauen sei ein globales Problem. Er nannte spontane Bibliotheken entlang der Peripherie der Stadt. Ältere bestehende Gebäude der 1960er- 70er Jahre verfügten über Gemeinschaftsräume, die ihre Funktion mittlerweile verloren hätten. Tommaso Sacchi fragt sich, wie demokratisch diese Räume sind und welche soziale Wirkung sie ausüben? Der Grundgedanke daher, Gebäude mit Gemeinschaftsräumen brauchen jemanden der Verantwortung für sie übernimmt, es müsse gesellschaftlicher Konsens darüber bestehen, dass dies nur in Selbstverwaltung geleistet werden kann, ohne diese Mitwirkung sei die Arbeit nicht zu schaffen. Demokratische Räume müssen geschützt werden.
Dr. Lena Marbacher (Defensive Architecture) forderte in Design zu denken. Wie wir zusammenarbeiten und wie Organsiationen aufgebaut werden. Sie sind das Betriebssystem, ein Spiegel der Gesellschaft, denn die Demokratie ist angeschlagen, durch separiertes Handeln oder zu starker Polarisierung. Zusammenarbeiten und zusammenleben gehören zusammen und haben Auswirkungen auf unsere Arbeit.
Nikola Stattmann ist Designerin, sie möchte Schatten für Menschen in den Städten, denn Kühlung und Schatten sind wichtig für die Menschen. Es ist zu heiß in den Städten. In Frankfurt wird an heißen Sommertagen eine Lufttemperatur von 50 Grad erreicht, deshalb brauchen wir mehr Grüne Orte. Schüler wie Lehrer haben Anspruch auf Schattenflächen, um urbanes Klima erträglicher zu machen. Es geht um den Schutz des sozialen Miteinanders, deshalb sind Grünflächen wichtig. In London wurde mitten in der Stadt z.B. ein hölzerner Rahmen geschaffen, um sich darauf auszuruhen.
OB Mike Josef will sich für den Sport in den Städten im öffentlichen Raum in Frankfurt einsetzen. Er sagt, Mailand hat sechs Fussballvereine, die in der Stadt ihr Auskommen haben. Der Sport bringt Menschen zusammen. Es wird eine Zusammenarbeit zwischen Eintracht Frankfurt und dem WDC 2026 geben, kündigte er an.
Moderatorin Anna Scheuermann, die Buchmesse zählt zu den demokratischen Räumen, die Agora ist als demokratischer Raum prädestiniert. Draußen auf der Agora sein, ist ein wunderbarer Ort.
Siehe auch: Frankfurt/Rhein-Main erringt den World Design Capital 2026