Zur Sammlung der Museumsstiftung Post und Telekommunikation gehört auch Kunst, darunter Werke von Carl Spitzweg, Alexej von Jawlensky und Max Ernst. Auch Installationen und zeitgenössische Kunst mit Medienbezug wie das „Hummertelefon“ von Salvador Dalí und das Telefon „S– – “ von Joseph Beuys zählen zu den Signetwerken. Die Anfänge der umfangreichen Sammlung, liegen im 19. Jahrhundert und gehen auf Generalpostmeister Heinrich von Stephan zurück. Gemälde, Grafiken, Fotografien, Videos, Skulpturen und Installationen aus der Zeit von 1650 bis 2010 sind ab 17. April 2025 in einer repräsentativen Auswahl im Museum für Kommunikation Frankfurt zu sehen.
Mediengeschichte(n) … mit Kunst erzählt
Mit der „Kunstspur“ wird Mediengeschichte durch Kunst neu erzählt. Die Räume folgen den Phänomenen der Dauerausstellung: BESCHLEUNIGUNG, VERNETZUNG, KONTROLLE und TEILHABE – ergänzt durch digitale Kunstwerke und ausgewählte Porträts. Kunst hatte in verschiedenen Epochen unterschiedliche Funktionen. Klassische kunsthistorische Einordnungen der Kunstwerke oder Biografien der Künstler:innen sind hier bewusst nicht zu finden. Stattdessen erhalten die Besucher:innen in den Kunstkabinetten Informationen zur Bedeutung von Kunst als Medium für Kommunikation. Die Kunstwerke sind deswegen besonders inszeniert. Diese vielfältige, bisweilen überraschende Präsentation lädt ein, die Wahrnehmung zu schärfen und sich persönlich auf die Werke einzulassen. Um mit den Gästen in Kommunikation zu treten, werden den Werken Impulse aus der Mediengeschichte zugeordnet, angeregt durch visuelle Angebote der Kunstwerke selbst. So eröffnen sich Assoziationsräume für den „Dialog mit der Kunst“.
Kinderspur durch die Ausstellung
Neben der „Kunstspur“ können sich Familien und Kinder auf die „Kinderspur“ begeben und der kleinen Taube folgen, die mit neugierigen Fragen durch die Kunsträume führt und für Gesprächsstoff sorgt. Bereiche der Ausstellung – Phänomene aus der Dauerausstellung
Beschleunigung
Ob im Beruf oder in der Freizeit – unser Alltag ist von Stress und Zeitdruck geprägt. Wir wollen mehr: mehr erleben, leisten und fühlen. Erfindungen zur Verbesserung der Mobilität und Kommunikation haben die rasante Beschleunigung aller Lebensbereiche ermöglicht – bis hin zur heutigen digitalen Übermittlung. Lange Zeit ist eine Nachricht nur so schnell, wie ein Bote von A nach B laufen kann. Pferde und Kutschen erweitern die Reichweite, dazu kommt eine effiziente Organisation mit Wechseln an vorgegebenen Posten. Technische Entwicklungen beschleunigen den Transport von Briefen und Nachrichten weiter. Dank der Dampfmaschine wird nicht nur die Eisenbahn ein kraftvolles, zuverlässiges Transportmittel, auch Schiffe können, von Dampfkraft angetrieben, enorme Distanzen überwinden. Ihre eisernen Schiffskörper bergen Post, Pakete und Reisende. Sie benötigen Wochen, um die Ozeane zu überqueren.
Teilhabe
Nachrichten werden über Zeitungen, Radio und Fernsehen verbreitet. Heute ist fast jeder im Internet und dank des Smartphones Teil einer digitalen Gemeinschaft. Daraus ergeben sich
neue Möglichkeiten der Beteiligung. Massenmedien sind Kommunikationsmittel, die einen sehr großen Personenkreis erreichen. Plakate an Litfaßsäulen wirken auf Vorübergehende, Radio und Fernsehen werden von Menschen in der ganzen Welt empfangen. In der individuellen Kommunikation kann telefonieren, wer Zugang zu einem Anschluss hat. Und via Internet, mit Messengerdiensten und Social Media kann jeder Mensch auch senden. Mit der Möglichkeit, über große Distanzen zu kommunizieren und diese zu überwinden, ist immer auch die Hoffnung verbunden, dass man einander näherkommt.
Vernetzung
Wir vernetzen uns mit Menschen, Informationen und Dingen. Manchmal sind wir regelrecht eingesponnen in Netzen. Vielleicht auch, weil die Grenze zur digitalen Welt fließend geworden ist.
Welche Gefühle weckt das in uns? Sinnbild der Vernetzung ist in vielen Darstellungen das Telefon.
Es verbindet Menschen über größer werdende Distanzen. Zur Zeit seiner Erfindung vor rund 150 Jahren wird es zunächst selten gebraucht. Heute kommunizieren Menschen damit in der ganzen Welt, mit der mobilen Variante sind alle ständig erreichbar. Das ist fortschrittlich und unangenehm zugleich. Verliert die Welt ihre Schönheit? Für das weltweite Miteinander sind Kabel durch Landschaften, Wälder und Meere erforderlich. Die Allgegenwärtigkeit der Technik hat ihren Preis: unberührte Natur und intakte Ökosysteme werden beeinträchtigt. Viele Menschen verrichten kraftaufwendige Arbeiten, um die Verbindung herzustellen.
Kontrolle
Ein Brief ist für einen Empfänger bestimmt. Wird er unterwegs geöffnet, ist dies eine Verletzung des Briefgeheimnisses. Es gibt viele Gründe, warum Menschen sich für die Geheimnisse anderer interessieren. Nicht nur Privatpersonen versuchen an Informationen zu gelangen, die nicht für sie bestimmt sind. Auch Staaten und Nationen investieren viel, um sich geschützte Nachrichten zu verschaffen. In Kriegszeiten verspricht man sich davon strategische Vorteile. Insbesondere totalitäre Regime wollen bestimmen, welche Informationen verfügbar sind, und kontrollieren Medien und Gesellschaft. Aber es gibt auch wirtschaftliche Interessen, um an Daten zu kommen. Viele Angebote im Netz sind kostenfrei, aber nicht „kostenlos“: Unsere Daten sind eine gefragte Ware. Damit finanzieren sich viele Angebote und erwirtschaften Gewinne. Wir hinterlassen zahlreiche Spuren im Netz, die genutzt werden, um (oft unbemerkt) Informationen zu sammeln.
Zeit
Mit der Verbreitung des Internets und der Erfindung des Smartphones verbringen die Menschen im 20. Jahrhundert immer mehr Zeit in einer sich beständig erweiternden digitalen Welt. Darauf reagieren Künstler:innen, indem sie Medien für ihr Kunstschaffen nutzen. Videokunst bindet Zeit. Sie lenkt die Aufmerksamkeit der Betrachtenden auf ganz persönliche, durch künstlerische Verfahren angereicherte Erzählungen. Die so entstehenden Kunstwerke sind unkonventionell, unterhaltsam, lustig. Bisweilen auch skurril und verstörend, wenn sie Sehgewohnheiten zuwiderlaufen oder Normen missachten.
Menschen
Deutlich veranschaulichen die in der Galerie versammelten Porträts, wie Menschen gesehen werden wollen, ihre soziale Stellung und ihre Berufe. Sie zeigen Wertschätzung, Respekt und Zuneigung für das Individuum im Besonderen und für die Menschen und das Menschliche im Allgemeinen. Überall auf der Welt machen Smartphonenutzer:innen Selfies. Selfies sind spontane informelle Fotos. Sie entstehen oft für soziale Aktionen und die Selbstdarstellung in sozialen Medien. Die technische Entwicklung hat dazu geführt, dass wir uns inmitten der Computerrevolution an einer Schwelle befinden, wo wir kaum mehr unterscheiden können, ob Bilder von künstlicher Intelligenz generiert sind oder Abbildungen echter Menschen darstellen.