CIRKUS COLUMBIA (Bosnien-Herzegowina 2010)


Movienet Verleih                  Spieldauer: 113 Min.                  Kinostart: 20. Okt. 2011

Ein Film von Danis Tanovic

Bosnien-Herzegowina 1991. Nach Jahren kommunistischer Führung wird eine neue demokratische Regierung gewählt. Gegner des alten Systems kehren in ihr Land zurück. Auch Divko Buntić (MIKI MANOJLOVIĆ) nutzt die Chance und kommt nach 20 Jahren Exil in seine Heimatstadt an. Er hat eine neue Frau dabei, die er nach der Scheidung von seiner ersten Frau Lucija (MIRA FURLAN) heiraten will. Zunächst lässt Divko Lucija und den gemeinsamen Sohn Martin (BORIS LER) aus dem Haus werfen, denn schließlich gehört es ihm, auch wenn er sich zwei Jahrzehnte bei seiner Familie nicht gemeldet hat. Währenddessen fühlt sich Divkos junge Geliebte Azra (JELENA STUPLJANIN) zusehends unwohl in ihrem neuen Zuhause, sie weiß nicht, was sie in diesem gottverlassenen Kaff tun soll.

Movienet Verleih                          Spieldauer: 113 Minuten                          Kinostart: 20. Oktober 2011

Ein Film von Danis Tanovic

Bosnien-Herzegowina 1991. Nach Jahren kommunistischer Führung wird eine neue demokratische Regierung gewählt. Gegner des alten Systems kehren in ihr Land zurück. Auch Divko Buntić (MIKI MANOJLOVIĆ) nutzt die Chance und kommt nach 20 Jahren Exil in seine Heimatstadt an. Er hat eine neue Frau dabei, die er nach der Scheidung von seiner ersten Frau Lucija (MIRA FURLAN) heiraten will. Zunächst lässt Divko Lucija und den gemeinsamen Sohn Martin (BORIS LER) aus dem Haus werfen, denn schließlich gehört es ihm, auch wenn er sich zwei Jahrzehnte bei seiner Familie nicht gemeldet hat.

Währenddessen fühlt sich Divkos junge Geliebte Azra (JELENA STUPLJANIN) zusehends unwohl in ihrem neuen Zuhause, sie weiß nicht, was sie in diesem gottverlassenen Kaff tun soll. Divko hat sich verändert. Er glaubt sich mit Geld alles kaufen zu können. Irgendwann verschwindet sein geliebter Kater Bonny, sein Glücksbringer. Nun merkt Divko, dass das Glück nicht so einfach zu halten ist und seine Macho-Fassade beginnt zu bröckeln. Auch machen die politischen Veränderungen im Land nicht vor der Kleinstadt halt…

 

Festivalteilnahmen und Auszeichnungen (Auswahl)

Sarajevo Film Festival – Audience Award Antalya Golden Orange IFF – Best Film Award of the Intern. Feature Competition Thessaloniki IFF – Fischer Audience Award, Survey Section tiff. Toronto International Film Festival – Official Selection Giornate degli Autori – Venice days 58. Festival de San Sebastian

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bosnien – Ein Land zwischen Krieg und Hoffnung

von Zoran Gojic, Journalist

Als der gebürtige Bosnier, bekennende Jugoslawe und Nobelpreisträger Ivo Andrić in seiner kurzen Erzählung „Brief aus dem Jahr 1920“ den Hass als „bosnische Krankheit“ und als „Instrument des Selbstvernichtungstriebes“ bezeichnet, schenkt man dem weiter keine Beachtung. Zu Zeiten des sozialistischen Jugoslawiens gilt Bosnien als Vorzeigemodell des Vielvölkerstaates, als „Jugoslawien im Kleinen“. Moslems, Serben, Kroaten und viele, die sich selbst als „Jugoslawen“ deklarierten, leben friedlich zusammen. Ein ethnischer Konflikt, ein blutiger Bruderkrieg gar, scheint unvorstellbar.

Als nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Ostblocks 1990 auch im „blockfreien“ Jugoslawien Wahlen durchgeführt werden, stimmen auch in Bosnien die verschiedenen Ethnien fast analog zum Bevölkerungsanteil für die nationalistischen Parteien. Der Wahlgewinner Alija Izetbegović von der Partei der Muslime, der größten Bevölkerungsgruppe in Bosnien, bildet mit den Parteien der Serben und Kroaten eine große Koalition. Drei verfeindete nationalistische Parteien sollen gemeinsam regieren – eine skurrile Situation, die bald für Spannungen sorgt.

Als sich im Juni 1991 die Teilrepubliken Slowenien und Kroatien von Jugoslawien lossagen und daraufhin erste Kämpfe ausbrechen, ist man in Bosnien immer noch davon überzeugt, dass es dort nicht soweit kommen kann – obwohl hinter den Kulissen längst die Vorbereitungen für den Krieg laufen. Der serbische Präsident Solobodan Milošević und sein kroatischer Amtskollege Franjo Tudjman (beide Ex-Kommunisten und nun extremistische Nationalisten) vereinbaren bei einem Geheimtreffen im Frühjahr 1991 die Teilung Bosniens.

Während der Krieg in Kroatien eskaliert und sich die Jugoslawische Volksarmee immer offener auf die Seite Serbiens stellt, glaubt man in Bosnien den Krieg verhindern zu können. Ende Juli 1991 geben in der bosnischen Hauptstadt Sarajewo die berühmtesten Rockstars des Landes ein Konzert für den Frieden. Zehntausend Zuschauer jubeln ihnen zu, das ganze Land sieht sich die Live-Übertragung an. Komiker machen sich über die nationalistischen Politiker aller Lager lustig. Nicht mehr lange. Als Im Herbst 1991 das bosnische Parlament ein Memorandum zur Unabhängigkeit des Landes verabschiedet, verlassen die Abgeordneten der nationalistischen Serbenpartei den Saal und drohten offen mit Krieg. Am 29. Februar 1992 stimmen die Bosnier in einem Referendum, das die meisten Serben boykottierten, für die Unabhängigkeit. Am 5. April gibt es noch eine große Friedensdemonstration in Sarajewo. Serbische Scharfschützen schießen in die Menge, Bosnien hat seine ersten Kriegstoten. Erst im November 1995 schweigen die Waffen wieder. Für rund 100 000 Todesopfer kommt der Frieden zu spät. Zwei Millionen Menschen verlieren ihre Heimat.

In diesem merkwürdigen Zeitraum nach den ersten freien Wahlen und vor dem blutigen Bürgerkrieg spielt „Cirkus Columbia“. Regisseur Danis Tanović zeichnet den fast unmerklichen Übergang von friedlicher Koexistenz im Schatten des Kriegs bis zum Ausbruch des Konflikts so präzise wie bislang kein Film zuvor. Und er liefert eine Erklärung: Die Sünden der Vergangenheit holen das Land ein. Im Zweiten Weltkrieg ging ein tiefer Riss durch Jugoslawien. Fanatische serbische und kroatische Nationalisten lieferten sich einen unerbittlichen Bürgerkrieg und bekämpften auch die kommunistischen Partisanen – es kamen mehr Jugoslawen durch Jugoslawen um, als durch deutsche

oder italienische Besatzer. Nach 1945 ist das Blutvergießen zwischen Serben und Kroaten, zwischen Kommunisten und Nationalisten ein Tabuthema. Vergessen ist es nicht, auch wenn es 1991 den meisten zu weit weg von ihrer Realität erscheint, um noch von Bedeutung zu sein.

Johnny Stulić, Sänger der im Film mehrfach erwähnten Rock-Band „Azra“, flieht übrigens im Sommer 1991 vor dem Krieg in Kroatien nach Sarajewo. Die Bosnier, da ist sich Stulić sicher, würden niemals aufeinander schießen. Vor 20 Jahren hätten ihm die meisten Bosnier zugestimmt.

Meša Selimović, neben Andrić der andere große Schriftsteller Bosniens, hat in seinem Roman „Der Derwisch und der Tod“, 1966 das große Problem der bosnischen Selbsttäuschung anschaulich beschrieben: „Mit niemand sonst hat die Geschichte so ihren Scherz getrieben wie mit uns. Bis gestern waren wir das, was wir heute vergessen wollen. Aber wir sind auch nicht etwas anderes geworden. Wir wollen nicht zurückschauen und haben doch auch nichts, worauf wir den vorausschauenden Blick richten könnten; deshalb versuchen wir die Zeit anzuhalten – aus Angst vor irgendeiner Entscheidung. Wir wollten uns bewahren, und so haben wir uns verloren. Wir wissen nicht mehr, wer wir sind.“

Cast

MIKI MANOJLOVIĆ   ………………Divko Buntić

MIRA FURLAN   …………………..Lucija

BORIS LER   …………………………………….Martin

 JELENA STUPLJANIN   ……………………………….. Azra

MILAN ŠTRLJIĆ   ………………………….Ivanda (Bürgermeister)

 MARIO KNEZOVIĆ   ……………………………………………………….. Pivac   (Martins Freund)

SVETISLAV GONCIĆ   …………………………………………………… Savo   (Stabshauptmann)

 ALMIR MEHIĆ ………………………………………………………………………..   Bili (Handlanger)

MIRZA TANOVIĆ   ………………………………………………………………   Antisa (Cafébesitzer)

MIRALEM ZUBĈEVIĆ …………………….Leon   (früherer Bürgermeister)

 

Crew  

REGIE ………………………   Danis Tanović

DREHBUCH ……………………   Danis Tanović, Ivica Đikić

basierend auf dem Roman CIRKUS   COLUMBIA von Ivica Đikić

KAMERA   ………………………………………………………………………..   Walther Vanden Ende

 PRODUKTIONSDESIGN ……………………………………   Dušan Milaveć, Sanda Popovać

SCHNITT…………………………………………………………………………………..   Petar Marković

TON……………………………………………………..   Dirk Bombey, Samir Foĉo, Martin Steyer

KOSTÜME   ………………………………………………………….. Jasna   Hadžiahmetović Bekrić

MASKE   ………………………………………………………………………………   Tina Šubić Dodoĉić PRODUKTION …………………………………………………………………………..   Ĉedomir Kolar

…………………………………………………………………………………………..   Amra Bakšić Ĉamo

……………………………………………………………………………………………………   Marc Bachet

………………………………………………………………………………………………   Mirsad Purivatra

KOPRODUKTION   ……………………………………………………………………………   Cat Villiers

………………………………………………………………………………………………..   Dunja Klemenc

…………………………………………………………………………..   Gerhard Meixner, Roman Paul

…………………………………………………………………………………………………   Marion Hänsel

……………………………………………………………………………………………   Miroslav Mogorovi

 

Technische Daten

2010 Bosnien-Herzegowina / Frankreich / England / Deutschland   / Slowenien / Belgien

113   Minuten / 35 mm / color / 1:2.35 / Dolby Digital

Original: Bosnisch mit engl. UT

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