„sehr wohl gefühlt“ INTERVIEW mit Anke Engelke HAPPY BURNOUT (2017)


Warum wollten Sie bei HAPPY BURNOUT mitspielen? Was gefiel Ihnen an dem Drehbuch? Was sprach Sie an Ihrer Figur an?

André hat mich wirklich ruckzuck angesteckt mit seiner Begeisterung für die Geschichte, für Alexandras Geheimnis und die verschiedenen Figuren. Und ich wollte, glaub ich, einfach wissen, wie sich das beim Spielen anfühlt, und was da passiert zwischen Wotans konfliktbeladener Figur Fussel und meiner verschlossenen Figur Alexandra: Wie entsteht da eine stille Verbindung?

Was macht die Geschichte besonders? Was macht sie zu einem zeitgemäßen Stoff?

Ach, ich weiß ja gar nicht, ob eine Geschichte zeitgemäß sein muss, um besonders zu sein. Menschen, die sich überfordert fühlen und daran zerbrechen, die gibt es ja nicht erst seit es den Begriff „Burnout“. Ich finde Geschichten immer besonders, wenn man Menschen dabei beobachten kann, wie sie sich verstellen oder etwas verbergen, und wenn das Miteinander Erkenntnisse zutage bringt, die nicht nur die Betroffenen überraschen, sondern auch uns Zuschauer.

Wie würden Sie die Alexandra beschreiben? Was ist sie für ein Typ?

Für mich war Alexandra vor allem immer rätselhaft, ein bisschen tragisch sogar: Wie kann sie von Patienten Offenheit erwarten oder sogar verlangen, wenn sie selber so mit ihrer Vergangenheit hadert? Aber so sind Menschen: Sie können anderen oft besser helfen als sich selbst. Alexandras Beruf, die Psychiatrie und die Psychoanalyse interessieren mich sehr, deshalb liegen bei mir sowieso Bücher zum Thema herum, aber hilfreich und spannend waren Gespräche, die ich mit Fachleuten führen konnte, z.B. mit einem Oberarzt einer psychiatrischen Klinik.

Und wie sehen Sie das Verhältnis von Alexandra zu Fussel?

Die beiden erkennen bald, dass sie sich ein bisschen spiegeln, dass es Gemeinsamkeiten in der Biografie gibt. Die Musik ist so eine Verbindung, und das Lebenskonzept Punk. Alexandra empfindet sowohl Bewunderung für Fussel, der sein Leben ja in Teilen lebt, wie er es will, – als auch Mitleid, da er mit seinen Utopien an Grenzen stößt.

HAPPY BURNOUT ist ein großer Ensemblestoff. Geht man als Schauspieler in diesem Fall anders an die Arbeit als sonst?

Das Spielen empfinde ich nicht als wirklich unterschiedlich, wenn man als Duettpartner oder als Ensemblemitglied agiert. Man achtet aufeinander. Das ist immer herrlich. 20

Wie haben Sie André Erkau als Regisseur erlebt? Wie war die Erfahrung?

Supertyp!

Sie kamen zu einer verschworenen Gemeinschaft dazu: André Erkau, Wotan Wilke Möhring, Drehbuchautor Gernot Gricksch und Produzent Michael Eckelt hatten zuvor bereits gemeinsam an Das Leben ist nichts für Feiglinge gearbeitet. Ist es ein Vorteil, zu einem eingespielten Team zu kommen? Oder fühlt man sich als Außenseiter, der sich erst einmal beweisen muss?

Habe ich mir keine Gedanken drüber gemacht, ich habe mich sehr wohl gefühlt. Das wäre aber auch ein trauriger Verein, wenn es um „verschworene Gemeinschaft“ und „Außenseiter“ ginge, oder? Puh, da wäre ich vermutlich sofort wieder nach Hause gefahren. Trotz der schlechten Bahnanbindung.

Das Schloss und sein Park sind eine außergewöhnliche Location. Beeinflusst ein Dreh on location die Arbeit als Schauspieler?

Die Location ist spitze, keine Frage, das sind Bonustage in unserem Beruf. Ich habe einige Male Pausen genutzt, um auf einer der Grünflächen kleine Schläfchen zu halten, herrlich. Eines der schönsten Frontfenster im ersten Stock verfügte über eine Art Sitzbank – das war „mein Büro“, mit meiner Thermo- Kaffeetasse, Tageszeitung und Stullen. Drehpausen und Warten waren selten so angenehm.

Worüber sollen die Kinogänger reden, wenn sie das Kino verlassen?

Soll jeder reden, worüber er mag, oder? Ob über Szenen im Film, den eigenen kleinen oder großen Kummer, oder über das Wetter – Hauptsache reden!

Meldung: Warner Bros. Pictures

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