DIE MUMIE Regie: Alex Kurtzman (USA) - Spieldauer: 111min. Kinostart: 8. Juni 2017


Schwerelose Stunts: Ohne Erdanziehung im Frachtflieger

Als Ahmanets Sarkophag aus dem Irak nach London geflogen wird, bricht ein Schwarm von Raben durch das Cockpitfenster – und das Flugzeug geht in einen steilen Sturzflug. Kurtzman und Cruise hatten Dominic Touhy, dem Chef der Spezialeffektabteilung, von Anfang an erklärt, dass so viele Stunts wie möglich ohne CGI auskommen sollten – und dieser schwerelose Stunt war keine Ausnahme. Für die entscheidende Flugzeugsabsturzszene wurden das Cockpit in einer Halle der Shepperton Studios nachgebaut und die Raben später in der Postproduktion digital eingefügt. Sobald es aber in den Frachtraum ging, waren alle Bewegungen des Flugzeugs während des Absturzes echt, wenn auch simuliert.

In der Halle S von Shepperton wurde ein riesiger, 20 Tonnen schwerer Flugzeugkörper gebaut und auf eine hydraulische Basis gesetzt. Diese Aufhängung, eine der komplexesten Konstruktionen des ganzen Films, konnte kontinuierlich rotieren, während sich die Schauspieler im Frachtraum befanden. Außerdem konnte das Flugzeug nach vorne und hinten um 15 Grad geneigt werden, um so den Start und den Beginn des Absturzes zu simulieren.

Originalschauplätze in England und Afrika

DIE MUMIE wurde in drei Ländern auf mehr als 300.000 Metern an Film gedreht. London wurde genaugenommen auf alten Friedhöfen und Grabkammern gebaut. Ich könnte mir keinen passenderen Drehort für diesen Film und seine Geschichte vorstellen.

In der U-Bahn-Station Charing Cross kletterten die Darsteller und das Team mehrere Etagen unter die Erde. Sie drehten außerdem in den Schächten des U-Bahnsystems und im Finanzdistrikt auf der Cornhill Road, wo Ahmanet den Sandsturm heraufbeschwört. Und die Central St. Martins Kunstschule wurde zu einem Leichenschauhaus umgebaut, in dem Nick sich nach dem Flugzeugabsturz erholt.

Das riesige Ausmaß dieser Produktion blieb dem Team nicht verborgen: „Es war faszinierend, sonntags im Finanzdistrikt zu drehen, wenn er mehr oder weniger menschenleer ist“, erinnert sich Daniel. „An einem Wochentag kommen 350.000 Leute dorthin zur Arbeit. Es ist außerdem der Ort, an dem die alte römische Kolonie Londinium stand. Unter unseren Füßen waren so viele tote Römer, Kreuzritter und viele andere, die um dieses Territorium gekämpft hatten. Im Film, werden sie für den letzten großen Kampf zum Leben erweckt.“

Einer der vielen Drehorte im Zentrum von London war der 1857 eröffnete Warrington Hotel Pub in Maida Vale, der umgebaut wurde, um einen Pub in Oxford darzustellen. In Wirklichkeit handelte es sich um ein ehemaliges Bordell.“

Drei Tage lang durfte die Produktion im Naturkundemuseum von London, dem NHM, drehen: außerhalb des Haupteingangs, in der Lobby, im Mineralienraum und in einem der Kellerräume, der echte, von Charles Darwin im 19ten Jahrhundert entdeckte Präparate enthielt, die er sogar selbst beschriftet hatte.

In Namibia stellten die Filmemacher einen Drohnenangriff auf ein irakisches Dort nach und filmten außerdem Rückblenden ins alte Ägypten und Nicks Visionen. Das Produktionsbüro und die britische Crew ließen sich in der wunderschönen Küstenstadt Swakopmund nieder.

Spezialeffekte

Neben all den computergenerierten Spezialeffekten, Kulissenvergrößerungen und Erweiterungen, wie dem Senkloch im Irak, gibt es noch einen weiteren Effekt, der zu den Favoriten des Teams gehört: die sich teilenden Pupillen. Nash erklärt: „Das ist eine Idee, auf die Alex gleich am Anfang kam und sie ist zu einem Markenzeichen geworden, das sich durch den ganzen Film zieht. Wenn Ahmanet auf die dunkle Seite übertritt, wird ihre Wiedergeburt dadurch gezeigt, dass sich ihre Pupillen teilen.“

Die Herausforderung von sich teilenden und vermehrenden Pupillen ging natürlich komplett auf Rechnung der Spezialeffektabteilung. Dies war kein einfacher Effekt, da die Augen – zusammen mit ihrem Reflexionsvermögen, Feuchtigkeit und weiterer subtiler Nuancen – immer lebendig aussehen müssen. Gleichermaßen musste der Blickwinkel beider Pupillen gleich bleiben, was das Team vor ein schwieriges kreatives Problem stellte.

Eine weitere kreative Aufgabe für die Spezialeffektfirma war die Szene, in der das Grabmal entdeckt wird. Als Nick und Vail sich in das Senkloch abseilen, kommen sie an vielen Höhlen vorbei, die zufällig freigelegt wurden, bevor sie Ahmanets Sarkophag finden. Nash und sein Team mussten diese verschiedenen Orte nahtlos miteinander verbinden, so dass man glauben kann, die Reise in die Unterwelt sei real – bis man dann schließlich den Sarkophag in einem riesigen See aus Quecksilber schwimmen sieht. Weiterhin wurde die Spezialeffektfirma Double Negative damit betreut, die Szenen in Namibia nach dem modernen Irak aussehen zu lassen und den Sandsturm zu kreieren, der London im dritten Akt des Films heimsucht.

Eine Prinzessin und ihre Armee der Untoten

Eric Nash und sein Team von der Spezialeffektfirma MPC in Toronto konnten sich über einen Mangel an Herausforderungen bei DIE MUMIE nicht beklagen. Nash wusste, dass die 5.000 Jahre alte Ahmanet einen originellen Look brauchte, der sich von anderen Monsterfilmen abhob, so dass sie sich als die erste weibliche Mumie in einer Hauptrolle von ihren Vorgängern abheben konnte. Auf Ansage von Regisseur Alex Kurtzman, war das wichtigste Ziel für ihn und sein Team, einen Film für das 21te Jahrhundert zu schaffen, der genauso Kultstatus erlangen sollte, wie die Monsterfilme der 30er Jahre.

Einige bewährte Filmtricks wie „skip framing“ (bei dem man jedes 24te Bild doppelt zeigt) oder die Schauspieler rückwärts laufen zu lassen, um dann auch den Film rückwärts zu projizieren, waren noch die einfachsten Übungen. Diese kinematischen Taschenspielertricks gab es seit Jahrzehnten und ging auf die Anfänge des Kinos zurück. Nash wusste, dass er weitaus komplexere Techniken anwenden musste, um dem Film gerecht zu werden. „Von Anfang an wollte Alex vor allem Realismus haben“, erzählt Nash. „Obwohl dies ein Mumienfilm ist, sollte er dennoch mit beiden Füßen in der Realität verankert sein.“

Die Spezialeffektabteilung schuf verschiedene Varianten von Ahmanet, die sich regeneriert, indem sie die Lebenskraft ihrer Opfer aufsaugt und langsam wieder eine menschliche Form annimmt. Sie startet als ein komplett digital erstelltes Wesen aus Haut, Knochen und Bandagen, als sie aus dem Sarkophag erlöst wird, entwickelt sich dann aber zu voller menschlicher Form, als ihre Emotionen überhandnehmen und sie wieder Muskeln aufbaut.

Glücklicherweise hatte die Produktion mit Boutella eine Darstellerin in der Titelrolle, die extrem gelenkig war: „Es hilft, eine so flexible Schauspielerin wie Sofia zu haben“, sagt Nash. „Aufgrund ihres Backgrounds als Tänzerin, konnte sie Dinge tun, die viele andere nicht tun konnten. Sachen die überirdisch aussehen.“ Wenn wir Ahmanet in einem frühen Stadium ihrer Regeneration kennenlernen, zumindest was ihren individuellen Bewegungsumfang und ihren verkümmerten Körper angeht, ist sie weit von einer menschlichen Form entfernt und musste komplett digital erschaffen werden. Sie ist in diesem Stadium so schwächlich und verwest, dass das Produktionsteam filmisch nichts tun konnte, um sie vor der Kamera darzustellen.

Für diese frühen Stadien von Ahmanet ließen die Filmemacher entweder Boutella oder einen weiblichen Schlangenmenschen in einen Motion-Capture-Anzug steigen, um dann die ungewöhnlichen Bewegungen der Mumie bei ihren ersten Schritten im 21ten Jahrhundert einzufangen.

Zu dem Zeitpunkt, an dem Ahmanet ihre Regeneration vollendet hat, gibt es kaum noch Computereffekte. „Eine der größten Herausforderungen war, dass die entferntesten Stadien von Ahmanet so weit auseinanderliegen“, sagt Nash. „Wir mussten also eine logische Entwicklung zeigen, ohne zu große Sprünge zu machen, damit das Publikum die Mumie in jedem Stadium wiedererkennen kann. Unsere wichtigste Aufgabe – ein gefühlter Drahtseilakt – war es, die einzelnen Schritte zwischen den Stadien nicht so groß zu machen, dass man glaubte, etwas verpasst zu haben. Es musste nahtlos aussehen.“

Zusätzlich zu der Arbeit, die MPC von ihrem Hauptquartier in Vancouver leisteten, arbeitete noch die legendäre Spezialeffektfirma Industrial Light and Magic (ILM) an den frühen Stadien der Mumie. Der Mumienlook von Ahmanet ist eine kreative Kombination von Makeup, Kostümen, Prothesen und digitaler Augmentation. Jedes Entwicklungsstadium erforderte eine andere Art der Zusammenarbeit von den beteiligten Künstlern.

STAB

Regie ALEX KURTZMAN
Drehbuch DAVID KOEPP, CHRISTOPHER MCQUARRIE,
DYLAN KUSSMAN
Produktion ALEX KURTZMAN, CHRIS MORGAN, SEAN DANIEL, SARAH BRADSHAW
Ausführende Produktion JEB BRODY, ROBERTO ORCI
Kamera BEN SERESIN
Produktionsdesign DOMINIC WATKINS, JON HUTMAN
Schnitt PAUL HIRSCH, GINA HIRSCH, ANDREW MONDSHEIN
Kostüme PENNY ROSE
Musik BRIAN TYLER
Casting FRANCINE MAISLER

BESETZUNG

Rolle Schauspieler Synchronstimme
Nick Morton TOM CRUISE Patrick Winczewski
Jenny Halsey ANNABELLE WALLIS Maja Maneiro
Ahamanet SOFIA BOUTELLA Rubina Nath
Sergeant Vail JAKE JOHNSON Björn Schalla
Colonel Greenway COURTNEY B. VANCE Charles Rettinghaus
Malik MARWAN KENZARI Samir Fuchs
Dr. Henry Jekyll RUSSELL CROWE Martin Umbach

Deutsches Buch: Klaus Bickert
Dialogregie: Dietmar Wunder

TECHNISCHE DATEN

Hauptfilm: Freigegeben ab 12 Jahren, feiertagsfrei
Tonformat: Dolby 5.1, 7.1, Atmos, Auro
Bildformat: CS 3D & 2D, Imax 3D
Extras: D-Box
Sprachfassungen: GV/OV/OmU
Laufzeit: 110 Min, 33 Sek
Barrierefrei: Greta & Starks