DAS LÖWENMÄDCHEN Drehbuch & Regie: Vibeke Idsøe (Norwegen) Kinostart: 14. September 2017


Einfühlsamer Film, der sich eines medizinischen Phänomens annimmt. Ein Kind ist von Kopf bis Fuß mit feinen blonden Härchen bedeckt. Was der Film spiegelt, sind soziale Umgangsformen, die sich in dem kleinen Ort in Norwegen abspielen. Es ist der Winter 1912 als dort ein Mädchen zur Welt kommt, dessen Haarwuchs den gesamten Körper überdeckt. Für die damalige Welt galt dies als kurioser Fall, der auf das Interesse von anerkannten Wissenschaftlern stößt. Die Mutter von Eva war bei der Geburt gestorben. Ihr Vater, der Stationsmeister Arctander, will zunächst nichts wissen von dem Kind, lehnt es ab und schubst es hin und her.

Dennoch wächst die kleine Eva im Haus des Stationsmeisters auf, abgeschottet und versteckt vor der Neugier der Außenwelt. So erschafft sie sich ihre eigene Welt und lernt das Haus kennen. Die Räumlichkeiten sind genauestens abgestimmt, wo welche Tabuzone nicht überschritten werden dürfen. Das gilt besonders wenn Gäste im Haus sind, dann darf Eva sich nicht blicken lassen und muss in den Verschlag hinter einer Holztür verschwinden. Doch das Mädchen wächst heran und wird größer, eines Tages findet sie den Mut, um der Enge ihres Heims zu entfliehen.  Eine interessante neue Welt erwartet sie, wobei mit dieser neu gefundenen Umwelt die menschlichen Kontakte im Vordergrund stehen. Das ist das Schöne an diesem Film, die Freude darüber mit anderen Personen in Kontakt zu treten, sprechen zu dürfen und sich auszutauschen trotz aller Widrigkeiten des Lebens. 

Die Welt der Erwachsenen ist hart und es gibt viel zu lernen für Eva, wie sie beispielsweise mit Männerbekanntschaften umgehen soll trotz ihrer Behaarung. Aufgrund ihres Gendefekts gerät sie dann zusehends immer stärker in eine Welt der Schausteller und des Varietés, wo sie als Attraktion entdeckt wird. Das geschieht immer vor dem Hintergrund Norwegens, seiner nordischen Klimas und seiner gesellschaftlichen Bedingungen, die immer etwas behutsamer sind im Vergleich zu diesem Milieu in anderen Ländern.  

Eine Filmrezension von Kulturexpress

Basierend auf dem gleichnamigen Erfolgsroman des norwegischen Autors Erik Fosnes Hansen erzählt DAS LÖWENMÄDCHEN aus dem außergewöhnliche Leben der Eva Arctander, die aufgrund eines Gen-Defekts am ganzen Körper behaart ist, was ihr das Aussehen einer jungen Löwin verleiht.

Der schwedische Schauspieler Rolf Lassgård spielt den wortkargen und in sich gekehrten Stationsmeister Gustav Arctander. Ken Duken spielt Andrej Bòr, den „Echsenmann“, der wie Eva ebenfalls an einem genetischen Defekt leidet. Durch ihn lernt Eva Johannes Joachim, gespielt von Burghart Klaußner kennen. Der extravagante Direktor tingelt mit einem „menschlichen Kuriositätenkabinett“ durch Europa und wird Evas Leben eine völlig neue Richtung geben. Nicht minder wichtig für Eva ist ihre Begegnung mit Mrs. Grjothornet, gespielt von der dänischen Schauspielerin Connie Nielsen einer Frau von Welt, die sich zwar selbst dem Diktat des Schönheitswahns unterwirft, aber Eva lehrt, dass Schönheit viele Facetten haben kann. Eva Arctander selbst wird dargestellt von Aurora Lindseth Løkka (als 7-Jährige), Mathilde Thomine Storm (als 14-Jährige) und Ida Ursin-Holm (als junge Frau).

Eine enorme Herausforderung bei den Dreharbeiten von DAS LÖWENMÄDCHEN stellte die Maske dar. Als SFX Make-up Artist konnte die Produktion Conor O’Sullivan (Last Samurai, The Hours, The Dark Knight, X-Men, The Counselor, Game of Thrones) engagieren, der in Hollywood als einer der besten seines Fachs gilt. Für die Kamera zeichnet Dan Laustsen (Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen, Der Pakt der Wölfe, Headhunter, Der eisige Tod), für das Kostüm Frauke Firl (Antichrist, Die abhandene Welt, 300 Worte Deutsch, Hannah Arendt, Paula) verantwortlich. Das Szenenbild stammt vom isländischen Production Designer Karl Júlíusson (Breaking the Waves, Dancer in the Dark, The Hurt Locker).

 

Produziert wurde DAS LÖWENMÄDCHEN von Gifted Films West GmbH (Reza Bahar) und Filmkameratene (John M. Jacobsen, Marcus Brodersen), in Co-Produktion mit MMC Movies Köln, The Post Republic, Nordisk und SK-Studios, gefördert von Film- und Medienstiftung NRW, FFA, Filmförderung Hamburg Schleswig- Holstein (FFHSH), DFFF, Eurimages, The Norwegian Film Institute Holstein (FFHSH), DFFF, Eurimages, The Norwegian Film Institute.

Die Produzenten wollten das Produktionsdesign so nah wie möglich an der Romanvorlage halten und vor allem dem historischen Bezug Raum geben. Obwohl die Geschichte fast ausschließlich in Norwegen spielt, fanden die Produzenten die notwendige Kulisse für die detailtreue Darstellung vorrangig in Deutschland. So wurden 45 der 50 Drehtage in deutschen Städten verbracht, unter anderem im Eisenbahn-Museum Bochum, im Studio in Köln und Umgebung, in Schleswig-Holstein für Außenaufnahmen des Kuraufenthaltes und des Krankenhauses in Kopenhagen. Unterstützung gab es unter anderem vom Zirkus Roncalli, der über eine der größten Sammlungen an historischen Zelten und Bauwagen verfügt. Doch nicht nur das Produktionsdesign stellte sich als große Herausforderung dar. Auch die Maske, die einen großen Teil des Produktionsbudgets (10 Millionen Euro) ausmachte, bedurfte eine lange Entwicklungszeit durch den unter anderem von den X-Men und Batman-Filmen bekannten Special Make-up Effects Artists Conor O‘Sullivan. Mit einem Team von 16 Spezialisten hat O‘Sullivan täglich die Echthaar-Prothesen am Set angefertigt, die jeweils nur einmal verwendet werden konnten. Das von O‘Sullivan speziell für DAS LÖWENMÄDCHEN aufwendig entwickelte Verfahren hat dafür gesorgt, dass die Darstellerinnen der Eva in ihren unterschiedlichen Altersstufen nie länger als zwei Stunden in der Maske verbringen mussten. Das Team von O‘Sullivan ist natürlich auch für die Masken von Ken Duken als Echsenmann und die der siamesischen Zwillinge verantwortlich.

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