Rückblick: DAM Architectural Book Award 2018


Die Frankfurter Buchmesse und das Deutsche Architekturmuseum (DAM) haben 2018 zum zehnten Mal den Internationalen DAM Architectural Book Award vergeben. Der angesehene Preis zeichnet die besten Architekturbücher eines Jahres aus. Dem gemeinsamen Aufruf sind 96 Architektur- und Kunstbuchverlage weltweit gefolgt. Eine Fachjury aus externen Experten sowie Vertretern des DAM hat sich am 04. Sept. 2018 getroffen und aus 238 Einsendungen nach Kriterien wie Gestaltung, inhaltliche Konzeption, Material- und Verarbeitungsqualität, Grad an Innovation und Aktualität die zehn besten Architekturbücher des Jahres ausgewählt.

Der externen Fachjury gehörten in diesem Jahr an: Bernd Kuchenbeiser (Gestalter), Vladka Kupska (Buchmesse Frankfurt), Dr. Annette Ludwig (Direktorin Gutenbergmuseum / Mainz), Martin Seelinger (Architekt, Schatzmeister der Gesellschaft der Freunde des DAMs), Jan Wenzel (Spector Books), Stefanie Zoche (Fotografin) Die internen Juroren waren: Andrea Jürges (Stellvertretende Direktorin DAM), Dr. Annette Becker (Kuratorin DAM), Oliver Elser (Kurator DAM), Christina Budde (Kuratorin Architekturvermittlung DAM). Das breite Spektrum der Themen und das hohe Niveau der Einsendungen hat die Jury vor eine große Herausforderung gestellt. Zum wiederholten Mal haben daher die Juroren entschieden, nicht nur zehn Preisträger zu bestimmen, sondern auch zehn weitere Einsendungen für die Shortlist des DAM Architectural Book Awards 2018 auszuwählen. Die Preisverleihung fand unter starker Anteilnahme am Abend des 12. Oktober 2018 in der DAM Bibliothek statt.

Preisträger DAM Architectural Book Award 2018

Raster Beton. Vom Leben in Großwohnsiedlungen zwischen Kunst und Platte. Leipzig-Grünau im internationalen Vergleich
M Books, Weimar, Herausgeber: Juliane Richter, Tanja Scheffler, Hannah Sieben
Autoren: Katharina Benjamin, David Crowley, Tom Erdmann, Simone Hain, Dieter Hassenpflug, Thomas Hoscislawski, Wolfgang Kil, Antje Kirsch, Gwenaëlle Le Goullon, Kaja Mielcarek, Sebastian Pfeiffer, Stefan Rettich, Juliane Richter, Tanja Scheffler, Steffen Schröter, Susann Schumann, Hannah Sieben, Daniel Theiler, Monika Waszek, Janine Woltmann, Gestaltung: Bureau Voss, Leipzig (David Voss, Jean-Marie Fahy), Fotografie: Harald Kirschner u.a., Kategorie: Urbane Studie / (Zeit-)Geschichte, 148 Seiten, ISBN: 978-3-944425-06-1

Jurybegründung:

„Jeder Platz braucht Zeit, um ein Ort zu werden“, steht einem Motto gleich am Beginn von „Raster Beton“. Man könnte diesen Satz variieren und sagen „Jeder Platz braucht ein Buch wie dieses, um ein Ort zu werden“. – Aber was bedeutet: „Ein Ort zu werden? – Diese Publikation führt es vor, indem sie Geschichte und Gegenwart, Platz und Welt, Plan und Alltag ineinander webt. Ein Glück, wenn man für ein solches Buch auf eine fotografische Langzeitbeobachtung wie die des Fotografen Harald Kirschner zurückgreifen kann. „Raster-Beton. Vom Leben in Großwohnsiedlungen zwischen Kunst und Platte. Leipzig-Grünau im internationalen Vergleich“, so der komplette Titel, erzählt vom Leben in Leipzigs größter Plattenbausiedlung. Den Herausgeberinnen Juliane Richter, Tanja Scheffler und Hannah Sieben ist es gelungen, einen singulären Ort zu zeigen, ihn lesbar zu machen für Bewohner und Ortsfremde, für Experten und für Menschen, die die Utopie, von der Egalität auch im 21. Jahrhundert nicht aus der Hand geben.

Jan Wenzel

51N4E Skanderbeg Square, Tirana / Chapter 1
Ruby Press, Berlin, Herausgeber und Autoren: Freek Persyn, Charlotte Lao Schmidt, Galaad Van Daele, Gestaltung: Studio Otamendi, Fotografie: Filip Dujardin, Blerta Kambo, Kategorie: Urbane Studie, 96 Seiten, ISBN: 978-3-944074-21-4

Jurybegründung:

Chapter 1 ist der Auftakt einer Publikationsreihe, die Projekte des belgischen Architekturbüros 51N4E dokumentiert. Skanderbeg Platz, der Hauptplatz des albanischen Tirana, wurde von 51N4E zusammen mit dem albanischen Künstler Anri Sala, den belgischen environmental Designern Plant en Houtgoed und dem albanischen Projektbüro iRI neu aufgeplant. Das Buch präsentiert lebendig und klar das spannende Ergebnis. Aussagekräftige, atmosphärische Fotos zeigen, wie der Platz von der Öffentlichkeit angenommen wurde und wechseln sich mit zarten Planzeichnungen und Tabellen ab. Das Visuelle spielt die Hauptrolle und wird behutsam durch fokussierte Kurzbeschreibungen ergänzt. Chapter 1 bei Ruby Press vermittelt mit Leichtigkeit und vielseitigen Perspektivenwechseln das erfolgreiche, facettenreiche Projekt.

Vladka Kupska

Dom Hans van der Laan. A House for the Mind
Flemish Architecture Institute, Antwerpen, Herausgeber: Bart Tritsmans, Autorin: Caroline Voet, Gestaltung: Stien Stessens und Inge Ketelers, Fotografie: Ronald De Buck, Stien Stessens, Coen van der Heiden, Jeroen Verrecht, Caroline Voet, und Friederike von Rauch, Kategorie: Architekturtheorie/Baumonographie, 222 Seiten, ISBN: 978-94-92567-03-1

Jurybegründung:

Ein Buch, wie aus der Zeit gefallen. „A House for the Mind“ kommt ohne große gestalterische Gesten aus und macht in leiser, aber präziser Artikulation mit seinem Gegenstand vertraut – der Entwurfsphilosophie des Benediktinermönchs und Architekten Dom Hans van der Laan (1904-1991). Satzspiegel und Typografie folgen einer intuitiven Ordnung und überhaupt ist der Band, ein Ausstellungskatalog, von Zurückhaltung geprägt. Die Verarbeitung als Freirückenbroschur weiß ebenso zu gefallen wie die sensible Materialwahl, die das Buch bereits bei Berührung mit geschlossenen Augen preiswürdig erscheinen lässt. Ein Wechsel auf gestrichenes Papier für den atmosphärischen Fotoessay der Fotografin Friederike von Rauch gelingt buchbinderisch mühelos und bildet die räumlichen Qualitäten der Abtei Roosenberg in Waasmunster (Belgien) – ein Hauptwerk van der Laans – fast haptisch nachvollziehbar ab. Der Band enthält eine Einführung in van der Laans selbst entwickeltes Maßsystem und wird von einer Reihe von Briefen ergänzt, die, adressiert an die Ordensschwerstern des Klosters, den Entwurfs- und Bauprozess beleuchten. Einzig die Titeltypografie missfiel der Jury: Hier wurde die angenehme Proportionalität des Innenteils vermisst und die Verwendung zu vieler Schriftgrade kritisiert.

Bernd Kuchenbeiser

Franz Riepl baut auf dem Land. Eine Ästhetik des Selbstverständlichen
Birkhäuser Verlag, Basel, Herausgeber: Albert Kirchengast, Hans Kolb, Autoren: Florian Aicher, Albert Kirchengast, Hans Kolb, Künstlerische Gestaltung: Albert Kirchengast, Fotografie/Illustration: Alexander Krischner, Kategorie: Bildband/Dokumentation, 112 Seiten, ISBN: 978-3-0356-1564-7

Jurybegründung:

Unspektakulär, zurückhaltend, wertig – der in seiner Gestaltung, Ausstattung und Verarbeitung dem Inhalt so angemessene Band besticht durch zeitgemäße Solidität; Qualitäten, die der 1932 in Oberösterreich geborene Architekt Franz Riepl bauend und lehrend mannigfach unter Beweis gestellt hat. Von 1980-2000 als Professor am Institut für Landwirtschaftliches Bauwesen und ländliches Siedlungswesen der Technischen Universität Graz und seit 1967 im eigenen Münchner Büro mit einschlägigen Bauaufgaben befasst, entwickelte der Gastwirtssohn eine „Ästhetik des Selbstverständlichen“, die durch den undogmatischen Einsatz von „Primärmitteln“ nicht nur den Inhalt, sondern auch die klare, stimmige Buchgestaltung charakterisiert. Im Gespräch mit den Autoren unternimmt Riepl eine „Landpartie zu Wirtshäusern, einem Bauernhaus, einer Fleischerei und einer Kirche“, die durch zumeist farbige analoge (Architektur-)Fotografien auf das Schönste anschaulich gemacht wird. Das Format ist „maßstäblich“; der zwischen türkisfarbenen Buchdeckeln gut lesbare Text und die ganzseitigen Abbildungen sind sorgfältig auf fein differierenden Papiersorten gedruckt. Und so entspricht der Band „über das Mögliche, das sich faktisch bewährt hat“, auch im übertragenen Sinne der Riepl‘schen Definition des „Griffigen“ und seinem Diktum, dass „die Gestaltung für das Erreichen von Stimmungswerten entscheidend“ ist: „Das Griffige erzeugt beim Angreifen ein Wohlgefühl. Es ist nicht so präzise, dass es dir wehtut.“ Bau- und Buchkultur, die wohltuend selbstverständlich und nicht zuletzt auch durch den angemessenen Preis auch für eine breitere Leserschaft empfehlenswert ist.

Dr. Annette Ludwig

Konrad Wachsmann and the Grapevine Structure
Park Books, Zürich, Herausgeber: Marianne Burkhalter, Christian Sumi, Autoren: Andreas Burkhalter, Marianne Burkhalter, Fabio Gramazio, Matthias Kohler, Hannes Mayer, Marco Pogacnik, Christian Sumi, Gestaltung: Viola Zimmermann, Kategorie: Architektenmonografie /Dokumentation, 152 Seiten, ISBN: 978-3-03860-110-4

Jurybegründung:

Das großformatige Buch dokumentiert die jahrelange Forschung des Schweizer Architekten Christian Sumi über das Werk von Konrad Wachsmann (1901-1980). Mit detailreichen, teilweise erstmalsveröffentlichten Originalzeichnungen und Modellaufnahmen wird die Entwicklung der Grapevine Structure im Jahr 1953, die Wachsmann zusammen mit Studenten am damaligen Chicago Institute of Design entwickelte, erläutert. Der deutsch-amerikanische Architekt hatte sich während seines Lebens mit vielfältigen Aspekten der Vorfabrikation und Konstruktion von modularen Strukturen beschäftigt, die anhand seines Packaged House Systems, seinen Möbelsystemen und seinen Flugzeughangars im Buch dargestellt sind. Die Verbindung zu aktuellen Forschungen computer- und robotergestützter Fabrikationsprozesse an der ETH Zürich (Gramazio Kohler Research) wird über den von Wachsmann entwickelten Local Orientation Manipulator aufgezeigt, ebenso wie Analogien der Grapevine Structure zum Aufbau des menschlichen Gehirns aktueller neurowissenschaftlicher Forschungen. Das Buch wurde anlässlich der Konrad-Wachsmann-Ausstellung zur Architektur-Biennale 2018 in Venedig veröffentlicht. Es ist mit seinen zahlreichen Abbildungen und seinem durchdachten Konzept ein sehr illustratives Kompendium zu einem aktuellen Thema.

Martin Seelinger

The Noise Landscape. A Spatial Exploration of Airports and Cities
nai010 publishers, Rotterdam, Herausgeber: Marcel Witvoet, Autoren: Benedikt Boucsein, Kees Christiaanse, Eirini Kasioumi, Christian Salewski, Gestaltung: Studio Joost Grootens, Silke Koeck, Julie da Silva, Fotografie: Studio Joost Grootens, Kategorie: Urbane Studie / Landschaftsarchitektur, 319 Seiten, ISBN: 978-94-6208-355-4

Jurybegründung:

Autobahnzubringer, ein wenig suburbaner Brei hier, ein paar Reste dörflicher Gemeinschaften dort, durchsetzt mit Viehweiden, Brachen und gesichtslosen Gewerbegebieten – quer über den Globus sind die Umgebungen von Flughäfen merkwürdige Unorte, die sich allenthalben zu stetig wachsenden Lärmlandschaften verdichten.

Noise Landscape ist die erste wissenschaftliche Aufarbeitung dieses Phänomens und Ergebnis langjähriger Forschung an der ETH Zürich, dem Lehrstuhl von Kees Christiaanse. Anhand von acht Fallstudien im europäischen Vergleich– Amsterdam, Zürich, London Heathrow, Frankfurt, München, Madrid und Paris Charles de Gaulle und Orly – werden Erschließung, Organisation und technische Kreisläufe der Verkehrsdrehscheiben analysiert und ihr räumliches Potenzial erschlossen. Entgegen der landläufig negativen Konnotierung als unerträgliche Lärmquellen, zeigen die Herausgeber, dass es auch anders geht und intelligente Nutzungen Konflikte reduzieren.

Den Autoren und Gestaltern gelingt es, dieses ebenso wichtige wie leicht spröde Thema so aufzuarbeiten und darzustellen, dass Wissenschaftler wie Fachfremde gleichermaßen auf ihre Kosten kommen. Die Kapitel sind hervorragend organisiert und strukturiert, so dass die enorm große Fülle an Informationen und Zahlenwerk an keiner Stelle ermüdet. Die grafische Gestaltung des niederländischen Büros Jost Grootens ist kongenial, alle Pläne und Grafiken sind anschaulich, auf Anhieb verständlich und (dennoch) ästhetisch außerordentlich wirksam.

Christina Budde

The Potemkin Village
Kehrer Verlag, Heidelberg, Autoren: Judith M. Lehner, Linde B. Lehtinen, Walter Moser, Gestaltung: Manuel Radde, Fotografie: Gregor Sailer, Kategorie: Bildband / Sonderthema, 304 Seiten, ISBN: 978-3-86828-827-8

Jurybegründung:

Der Bildband zeigt unter dem Titel „The Potemkin Village“ Aufnahmen von sehr unterschiedlichen Orten: militärische Übungszentren in den USA und Europa, detailgetreue Repliken europäischer Städte in China, Fahrzeugtest-Städte in Schweden und auf Plakate gedruckte Scheinarchitekturen in Russland, die anlässlich des Besuchs von hochrangigen Politikern heruntergekommene Gebäude und ganze Straßenzüge verhüllen. Eine große Bandbreite an Themen, die der Photograph Gregor Sailer hier in einer Serie schlüssig gegenüberstellt: Alle diese Orte zeigen Nachbildungen, illusionistische Verhüllungen oder Kulissen von architektonischen Strukturen, meist menschenleer und voller absurder Details. Die Bilder sind mit großer Klarheit und Strenge aufgenommen und wirken durch eine Verstärkung der Braun- und Blautöne stilistisch einheitlich. Diesem Farbspektrum entspricht die Wahl des Papiers für die Textteile in Englisch und Deutsch, die auf braunem und blaugrauem, leicht strukturiertem Papier gedruckt sind. Die zurückhaltende, aber klare und stringente Grafik gibt den Fotoaufnahmen einen hervorragenden Rahmen, um sich entfalten zu können. Auch die Wahl der Typo, des Bilddruckpapiers und der Bindung sind überzeugend und runden den guten Gesamteindruck des Werks ab.

Stefanie Zoche

Simon Phipps Finding Brutalism. Eine fotografische Bestandsaufnahme britischer Nachkriegsarchitektur
Park Books, Zürich, Herausgeber: Hilar Stadler, Andreas Hertach, Autoren: Hilar Stadler, Andreas Hertach, Owen Hatherley, Catherine Ince, Kate Macintosh, Stephen Parnell, Gestaltung: Megi Zumstein, Claudio Barandun, Carla Crameri, Fotografie: Simon Phipps, Kategorie: Bildband, 259 Seiten, ISBN: 978-3-03860-064-0

Jurybegründung:
Das Phänomen Brutalismus polarisiert unvermindert. Auf der einen Seite die Befürworter und Bewunderer, die leidenschaftlich für die Erhaltung der Bauten eintreten, auf der anderen Seite die leidenschaftlichen Widersacher – und eine Einigung ist nicht in Sicht. So beurteilt das zumindest Catherine Ince in ihrem Essay zum Werk von Simon Phipps.

Simon Phipps, Fotograf aus London und Architekten-Sohn, zeigt Bilder von 125 Bauten aus Großbritannien, die in den 1950er bis 1980er Jahren erbaut worden sind. Wohnungsbau, Schulen und Universitäten, Kirchen, Museen, Theater – bis hin zu ganzen Siedlungen – werden dort zusammengetragen. Das überaus Spannende an seinen Fotografien ist die Dokumentation eines Alterungsprozesses, das heißt, die Gebäude sind meist 40 Jahre alt. So dokumentieren seine Aufnahmen neben der Form das Material und die Oberfläche: Man sieht die Veränderungen, die eintreten, wenn der Beton eine lange Zeit der Witterung ausgesetzt ist.

Phipps führt den Betrachter durch eine Bauepoche, die durch ein ausgeprägtes Materialbewusstsein gekennzeichnet ist, und fordert ihn auf, diese Architektur noch einmal intensiv wahrzunehmen. Die kunstvolle Inszenierung von Licht und Schatten bringt die Qualitäten der Oberflächen und Formen eindrucksvoll zum Vorschein. Eine subtile Schwarz-Weiß-Ästhetik ist dabei nur konsequent. Dass die Seitenzahlen untereinander angeordnet sind und die Bildunterschriften gestürzt, sind dabei lässliche Details – in diesem beeindruckend atmosphärischen Bildband.

Dr. Annette Becker

Toward a Concrete Utopia. Architecture in Yugoslavia 1948-1980
The Museum of Modern Art – MoMA, New York, Herausgeber: Martino Stierli, Vladimir Kulić, Stephanie Emerson, Autoren: Tamara Bjažić Klarin, Vladimir Deskov, Andrew Herscher, Sanja Horvatinčić, Theodossis Issaias, Ana Ivanovska Deskova, Jovan Ivanovski, Jelica Jovanović, Anna Kats, Juliet Kinchin, Martina Malešić, Maroje Mrduljaš, Arber Sadiki, Luka Skansi, Łukasz Stanek, Matthew Worsnick, Mejrema Zatrić, Gestaltung: Bruno Margreth, Martina Brassel, Fotografie: Valentin Jeck (Photographic Portfolio), Kategorie: (Zeit-)Geschichte / Ausstellungskatalog, XXXVIII + 184 Seiten, ISBN: 978-1-63345-051-6

Jurybegründung:

Das Buch ist ein Ausstellungskatalog des MoMA. Das Team stammt zu großen Teilen aus der Schweiz: Kurator Martino Stierli, der Fotograf Valentin Jeck sowie die Gestalter Bruno Margreth und Martina Brassel. Die Ausstellung ist das Ergebnis einer intensiven Recherche durch unzählige Archive und Architekturbüros auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawiens. Ein notwendiges Großprojekt, mit dem der Fokus auf eine Architekturszene gerichtet wird, die zwischen den politischen Systemen, also zwischen Kapitalismus und angewandtem Sozialismus, eine hohe Vielfalt sehr individueller Positionen hervorgebracht hat.

Obwohl der Beton im Titel vorkommt und auf den ersten zwanzig Bildseiten im béton brut geschwelgt wird, ist der Katalog kein weiteres Brutalismus-Buch. Die Architektur Ex-Jugoslawiens war sehr viel breiter orientiert.

Die Jury würdigt die hohe buchgestalterische Kultur, die an keiner Stelle modisch ist. Seitenspiegel und Typografie sind so angelegt, dass das visuelle Material in den Vordergrund tritt. Dies spiegelt sich auch in der Ausstellungsgestaltung, in der die modernistische Tradition des MoMA wieder stark präsent ist.

Auf das einleitende Portfolio des Fotografen Valentin Jeck folgt ein Teil mit Essays in zweispaltigem Satz. Dann tritt der Text einen weiten Schritt zurück und das Buch öffnet sich zu großen Weißräumen auf gestrichenem Papier. Der einspaltige Satz und die strikte Trennung von Text- und Bildseiten lenken die Aufmerksamkeit auf die erstaunlichen Funde von Fotos und Zeichnungen. Zuerst geht es um übergreifende Fragen, wie den Wohnungsbau oder auch das Engagement blockfreier Architekten in Afrika. Den dritten Teil des Buchs bilden Einzeldarstellungen besonders charakteristischer Bauten. Immer wieder werden historische Ansichten und der heutige Zustand zusammengeführt. Damit ist das Buch auch ein Fest der Architekturfotografie, nicht allein durch die Bilder Valentin Jecks, sondern auch durch das langjährige Engagement des Wiener Fotografen Wolfgang Thaler.

Oliver Elser

Yamuna River Project. New Delhi Urban Ecology
Actar Publisher, UVA, Barcelona, Herausgeber: Joseph Brookover, Autoren: Iñaki Aldy, Pankaj Vir Gupta, Gestaltung: Ramon Prat, Marga Gibert, Kategorie: Urbane Studie, 361 Seiten, ISBN: 978-1945150-67-8

Jurybegründung:
Die Yamuna ist einer der heiligen Flüsse Indiens und zählt zu den wichtigsten Süßwasserressourcen des Landes. Sie entspringt im Yamunotri-Gletscher und fließt durch Indiens Hauptstadt Delhi. Der Umstand, dass Delhis Bevölkerungszahl, wie auch in anderen Megastädten weltweit, sehr schnell gewachsen ist und ein Ende dieser Entwicklung kaum abzusehen ist, bringt eine enorme Belastung der bestehenden Infrastruktur mit sich. Die Yamuna ist durch Abwässer und Abfälle stark verunreinigt. Außerdem werden die Überflutungsgebiete des Flusses für informelle Siedlungen genutzt. Der Wasserlauf des Najafgharh, des zweiten Flusses in Delhi, wird heutzutage eher als Entsorgungsmöglichkeit und Abwasserkanal genutzt und nicht mehr als wichtige Wasserressource betrachtet.

Dieses Kompendium ist das Ergebnis eines fünfjährigen interdisziplinären Forschungsprojekts der University of Virginia School of Architecture. Es beginnt mit der Besiedlungsgeschichte der Region Delhi und bietet in der Folge einen umfassenden und vertieften Einblick in die verschiedenen Funktionsebenen der Stadt, wobei der Blick immer auf eine Verbesserung der gegenwärtigen Umweltbedingungen gerichtet ist. Ziel des Forschungsprojekts – wie auch des Buches – ist die Darlegung von Konzepten für die Wiederbelebung dieser Wasserwege, um auf diese Weise auch Grünflächen und Erholungsgebiete für die 25 Millionen Einwohner Delhis zu schaffen.

Das Buch umfasst aufwendige Grafiken und anschauliches Kartenmaterial, um dem Leser die verschiedenen Aspekte zu verdeutlichen, darunter beispielsweise das Abflussmanagement bei Monsunregen, Wasseraufbereitungsanlagen, Entsorgungseinrichtungen für Abfälle etc. Das letzte Kapitel enthält Gestaltungskonzepte mit Ideen wie Delhis Entwicklung verbessert werden könnte. Im gesamten Buch finden sich großformatige Fotografien, die dem Leser die aktuelle Situation in Delhi vor Augen führen.

Dieses Buch ist einerseits sehr ortspezifisch und andererseits aufgrund der fundierten Analyse, der ausgezeichneten grafischen Darstellungen, Zeichnungen und Tabellen ein ausgesprochen nützlicher und gut lesbarer Leitfaden für die Bewältigung solcher Herausforderungen auch in anderen Megastädten.

Andrea Jürges

Shortlist DAM Architectural Book Award 2018
Atlas of the Copenhagens
Ruby Press, Berlin, Herausgeber: Deane Simpson, Kathrin Gimmel, Anders Lonka, Marc Jay, Joost Grootens, Autoren: Deane Simpson, Birgit Stöber, Simon Guy, Tom Nielsen, Peter Hemmersam, Thomas Sick Nielsen, Joost Grootens, Gestaltung: SJG / Joost Grootens, Dimitri Jeannottat, Fotografie: Joost Grootens, Dimitri Jeannottat, Julie da Silva, Hanae Shimizu, Silke Koeck, Raphael Mathias, Carina Schwake, 480 Seiten, ISBN: 978-3-944074-24-5

Atlas zum Städtebau. Band 1 Plätze / Band 2 Straßen
Hirmer Verlag, München, Herausgeber: Markus Tubbesing, Vittorio Magnago Lampugnani, Harald Stühlinger, Autoren: Markus Tubbesing, Vittorio, Vittorio Magnago Lampugnani, Harald R. Stühlinger, Sarah Barth, Christopher Metz, Gestaltung: Wolfram Söll, designwerk, München, Fotografie: Maximilian Meisse, 330 Seiten (Band 1)/ 398 (Band 2), ISBN: 978-3-7774-2966-3

Bücher der Shortlist

Berlin 2013/1983
Arch+ Verlag, Aachen, Herausgeber: Anh-Linh Ngo, Autoren: Daniel Young, Christian Giroux, Sandra Bartoli, Kenneth Hayes, Anne Huffschmid, Elizabeth Felicella, Anh-Linh Ngo, Gestaltung: Studio Katja Gretzinger, Fotografie: Piotr Margiel, Hadas Tapouchi, Daniel Young, 1696 Seiten (davon 128 (Textband)), ISBN: 978-3-931435-42-4

Costa Smeralda
Park Books, Zürich, Herausgeber: Nele Dechmann, Autoren: Nele Dechmann, Marcel Meili, Vittorio Magnago Lampugnani, Gestaltung: Jonas Wandeler
312 Seiten, ISBN: 978-3-03860-100-5

Giedion and America. Repositioning the History of Modern Architecture
gta Verlag, ETH Zürich, Autor: Reto Geiser, Gestaltung: Büro 146 (Maike Hamacher, Valentin Hindermann, Madeleine Stahel, Christa Lanz), Sigfried Giedion, Herausgeberin: Stephanie Salomon, 464 Seiten, ISBN: 978-3-85676-377-0

Handbook of Tyranny
Lars Müller Publishers GmbH, Zürich, Herausgeber: Theo Deutinger, Autoren: Theo Deutinger, Brendan McGetrick, Gestaltung: Theo Deutinger in Kollaboration mit Integral Lars Müller, Esther Butterworth, Illustration: Theo Deutinger u.a., 161 Seiten: 161, ISBN: 978-3-03778-534-8

Mies van der Rohe. Barcelona 1929
Tenov Books, Barcelona, Herausgeber: Joana Teixidor, Llorenç Bonetm, Autoren: Remei Capdevila-Werning, Beatriz Colomina, Juan José Lahuerta, Laura Martínez de Guereñu, Dietrich Neumann, Fritz Neumeyer, Spyros Papapetros, Lutz Robbers, Carmen Rodríguez Pedret, Gestaltung: Joana Teixidor, Ana Luiza Braga, 248 Seiten, ISBN: 978-84-944234-2-0

Plaster Monuments. Architecture and the Power of Reproduction
Princeton University Press, Princeton, Autorin: Mari Lending, Gestaltung: Cormorant Garamond and Akkurat, Luke Bulman, 284 Seiten, ISBN: 978-0-691-17714-4

Space Packed. The Architecture of Alfred Neumann
Park Books, Zürich, Herausgeber: Rafi Segal, Bronwen Saunders
Autor: Rafi Segal, Gestaltung: Ben Fehrmann-Lee, 375 Seiten, ISBN: 978-3-03860-055-8

Utopia & Collapse. Rethinking Metsamor. The Armenian Atomic City
Park Books, Zürich, Herausgeber: Katharina Roters, Sarhat Petrosyan, Autoren: Jörg H. Gleiter, Ievgeniia Gubkina, Misak Khostikyan, Hamlet Melkumyan, Sarhat Petrosyan, Katharina Roters, Jószsef Szolnoki, Gestaltung: Timea Andorka, Martin Mikaelyan, Fotografie: Katharina Roters, 236 Seiten, ISBN: 978-3-03860-094-7

Foto (c) Kulturexpress, Meldung: DAM