Regisseurin Felicitas Darschin wurde 1982 in München geboren. Nach dem Abitur 2001 absolvierte sie ein Praktikum bei der Tele Norm Filmproduktion GmbH (Unterföhring) und dem Bayerischen Rundfunk, jobbte als Regieassistentin und sammelte erste Erfahrungen in der Produktion. 2002 gründete Darschin die Filmproduktionsfirma Individual Films GbR und begann danach ihr Studium an der Hochschule für Fernsehen und Film München. Mit dem Kurzfilm TEDDYTESTER schloss sie ihren Studiengang 2008 mit Diplom ab. Seitdem arbeitet sie als Regisseurin, Drehbuchautorin, Fotografin und Filmjournalistin und ist seit 2012 auch Dozentin an der HFF und der Medienakademie München. Ihr Debütfilm ZWERG NASE war 2008 der Eröffnungsfilm der Kinderfilmreihe beim Internationalen Filmfest München, gewann Publikumspreise beim Internationalen Fünf Seen Land Filmfest und beim Internationalen Filmfestival Almaty und erhielt eine Nominierung für den Kinder Medienpreis. 2014 gründete Darschin mit David Brenner und Clarens Grollmann die Siebensinne Film Produktion und erhielt ein VGF-Produzenten-Stipendium im Bayerischen Filmzentrum.
Interview
Wie kamen Sie zu diesem Projekt?
Felicitas Darschin: Das war tatsächlich eher Zufall. Ich hatte mich mit den Produzenten getroffen, um mich über ein anderes Projekt auszutauschen, dann kamen wir auf FRAU MUTTER TIER zu sprechen und haben beidseitig Feuer gefangen. Meine ergänzenden Ideen haben dann zu dem Auftrag geführt, den Film zu inszenieren. Ich fand es spannend, eine Geschichte über Mütter umzusetzen, gerade weil ich als Noch-Nicht-Mutter eher eine Außensicht auf das Thema habe.
Inszenieren Sie grundsätzlich lieber Dramen oder Komödien?
F.D.: Neben anderen Genres wie Thriller, Abenteuer oder Family Entertainment, tatsächlich am liebsten Komödien. Ich finde, Humor ist lebenswichtig und ein leichtes Augenzwinkern macht vieles so viel leichter und erträglicher. Eben auch den Alltag und seine kleinen Tücken. Außerdem finde ich persönlich, dass Kino den Zuschauer sowieso immer – bei jedem Genre – mit einem gewissen Hoffnungsschimmer wieder in die Welt entlassen sollte. Deswegen lasse ich die drei Frauen auch schon im ersten Bild „schweben“. Der Zuschauer soll ihnen wünschen, dass sie genau das im Laufe des Filmes schaffen. Sich loszulösen aus ihren Alltagskonflikten und einfach mal abzuheben.
Welchen Hintergrund haben die farblich „sortierten“ Zwischenbilder mit den springenden Frauen und den Buddelförmchen, bzw. wie kam es dazu?
F.D.: Ich bin ein großer Freund von Meta-Ebenen, die über den puren Realismus ein wenig hinausgehen. Zum Träumen anregen. Einen verspielten Blick hinter das Vordergründige werfen. Ich denke, dass wir uns in diesem Bereich in Deutschland manchmal etwas zu wenig trauen. Bei FRAU MUTTER TIER wollten wir narrativ dicht an den Frauenfiguren bleiben und dem Zuschauer dennoch kleine Atempausen gewähren, die indirekt auch etwas erzählen. Die hohe Dialogschlagzahl des Films durch gestaltete, humorvoll- hintersinnige Bilder hier und da zu unterbrechen, schafft für den Film einen ganz eigenen Rhythmus.
Was zeichnet Julia Jentsch als MARIE ganz besonders aus?
F.D.: Julia Jentsch zeichnet generell aus, dass sie einfach großartig ist. Ich muss sagen, mit ihr arbeiten zu dürfen, war eines der größten Geschenke für mich, das ich aus diesem Projekt mitnehmen kann. Julia ist eine sehr kluge und feinsinnige Kollegin, die auf höchstem professionellen Niveau wirklich alles aus einer Figur herausholt. Sie lotet feinste Nuancen eines Charakters aus und kann sie auch entsprechend transportieren. Gerade für Marie, die eher einen unterschwelligen, sehr subtilen Entwicklungsbogen in der Geschichte unseres Filmes hat, war das enorm wichtig.
Was zeichnet die anderen Darstellerinnen aus?
F.D.: Ich denke, wir haben mithilfe unserer Casterin Franziska Aigner ein sehr charismatisch-buntes Ensemble in FRAU MUTTER TIER geschaffen. Natürlich ganz besonders, aber nicht nur bei den Frauen. Das reicht von Alexandra Helmig, als eine der drei Hauptdarstellerinnen und Autorin des Drehbuchs, über die Newcomerin Kristin Suckow, die in meinen Augen mal sowas wie eine deutsche Hillary Swank werden könnte, bis hin zu den kantig-originellen Nebenfiguren, die mit Annette Frier, Katharina Marie Schubert, sowie Max von Thun ebenfalls sehr facettenreich besetzt sind.
Sie haben selbst keine Kinder. Welchen anderen Blickwinkel bei der Inszenierung bringt das mit sich?
F.D.: Richtig, ich habe noch keine Kinder. Bei den sehr intensiven Arbeitszeiten, die Dreharbeiten nun mal so mit sich bringen, kann man das sicher als Vorteil sehen. Davon mache ich meine private Lebensplanung allerdings nicht abhängig. Ich denke, da gibt es dann schon Lösungen und die Branche kämpft ja auch bereits um bessere Bedingungen für Eltern am Set, etwas, das sicher ein wichtiges Thema ist. Auf der anderen Seite konnte ich FRAU MUTTER TIER durch meine humorvolle, warmherzige Außensicht auf das Thema Eltern und Kinder einen zusätzlichen Blickwinkel geben. Ich habe den Mikrokosmos Spielplatz, Kita und Alltagskonflikterund um das Thema Muttersein sowie die Rollenverteilung in der Familie im Umbruch der Zeit, wie gesagt, als eine interessante Herausforderung empfunden.
Welches Erlebnis beim Dreh hat sich eingeprägt?
F.D.: Es passieren am Rande ja immer eine ganze Menge lustiger oder auch tragischer Sachen. Interessant fand ich tatsächlich die Schlafgewohnheiten eines unserer Spielkinder. Er konnte „im Off“ ganz herzallerliebst, geduldig und auch durchaus dazu bereit sein, sich von seinen Filmeltern bespielen zu lassen. Dummerweise kannten wir aber seine Mittagsschlafgewohnheiten vor der Drehplanung noch zu wenig und dann zeigte er sich, wenn die Kamera lief, auch ganz gerne mal von einer ganz anderen Seite … Eben wie im richtigen Leben. Aber auch diese Herausforderungen mit Kindern haben wir gut gemeistert. Die Erwachsenen standen manchmal nicht ganz so im Mittelpunkt wie sonst, auch das ist ja für jeden schlussendlich eine gute Übung.
Quelle: Alpenrepublik Filmverleih