UNHEIMLICH PERFEKTE FREUNDE Regie: Marcus H. Rosenmüller (BRD) Kinostart: ab 04. April 2019


Das ist schon ein besonderer Kinderfilm, denn er projiziert Dinge in die Wirklichkeit, die so nicht möglich sind, die aber äußerst hilfreich sein können bei der Frage, wie die Probleme zu lösen sind. Wo ein Wille ist, da ist auch eine Antwort hinter den Vorgängen, welche sich gerade an einer Grundschule abspielen. Wenn Eltern mitmachen und ihrem Verlangen nach höherer Bildung exzessiven Ausdruck geben, wie Tortenschlachten in der Aula, dann könnte mehr daraus werden. So gesehen trägt sich seltsames zu. Es geht um ein imaginäres Spiegelkabinett, eines der vielen Attraktionen des Jahrmarkts, der gerade in der Stadt Station macht. Da sitzt ein kauziger Mann mit einer sprechenden Puppe auf dem Arm hinter der Kasse, ein Rabe schreit Kikeriki und plötzlich fällt auch noch ein mysteriöser Zauberkasten vom Himmel. Von alledem bekommt Frido (Luis Vorbach) nichts mit. Denn der Zehnjährige, der sich gerade im Bad für die Schule fertig macht, hat heute eine Klassenarbeit in seinem „Lieblingsfach“ Deutsch. Seine Mama Gesa (Marie Leuenberger) spricht ihm Mut zu. Sie glaubt an Frido und weiß, dass er gut vorbereitet ist und viel gelernt hat. Schließlich geht es ja darum, irgendwann aufs Gymnasium zu gehen!

Filmposter

Wie immer ist Frido spät dran. Er will aber schleunigst in die Schule. Er schnappt sich sein Fahrrad mit selbstgebautem Anhänger und rast durch die Siedlung in Richtung der Schule. Dort kann Fridolin gerade noch seinen Klassenkameraden Emil (Jona Gaensslen) aus den Klauen seiner überfürsorglichen Mutter (Maja Beckmann) befreien, die ihren Sohn mit Dutzenden von Anweisungen bombardiert. Dafür zeigt sich Emil, der sich in der Schule wesentlich leichter tut als Frido, gleich bei der anschließenden Klassenarbeit erkenntlich. Nachdem er mit seinen Aufgaben durch ist, lässt er sich von der Lehrerin aus fadenscheinigen Gründen ein zweites Blatt geben und füllt dieses heimlich für seinen Kameraden aus.

Nach der letzten Stunde ist Fridos Schultag leider noch nicht zu Ende. Denn heute bittet die strenge Klassenlehrerin Frau Klawitter (Margarita Broich) zur Sprechstunde. Schließlich geht es um die wichtige Frage, welche Schule der Viertklässler im nächsten Jahr besuchen soll. Als auch endlich der etwas zerstreute Papa (Serkan Kaya) von Frido beim Termin erscheint, kann es losgehen. Im Gespräch erklärt Klawitter, dass sie den Jungen noch für viel zu verspielt hält und ihn nicht auf dem Gymnasium sieht. Stattdessen empfiehlt sie erstmal Ergotherapie.

Auf dem Nachhauseweg kommt es zwischen den seit kurzem getrennt lebenden Eltern zum Disput darüber, wie es mit ihrem Sohn weitergehen soll. Während Mama will, dass er aufs Gymnasium soll, hält es der Vater nicht für angebracht, Frido dafür dreimal die Woche zur Nachhilfe zu schicken. Als sich die Diskussion immer mehr zuspitzt, hat Frido mit einem Mal die Nase voll. Er nimmt Reißaus und läuft davon. Auf der Flucht vor seinen streitenden Eltern landet er direkt auf dem Jahrmarkt und findet sich in dem geheimnisvollen Spiegelkabinett wieder. Kurz darauf steht er vor dem mysteriösen Spiegelkasten, der vom Himmel fiel, und drückt aus Neugier auf einen verlockend roten Knopf. Da beginnt sein Spiegelbild plötzlich mit ihm zu sprechen und behauptet, es sei genau wie Frido, nur eben perfekt.

Von diesem Erlebnis sichtlich geschockt, sucht Frido erst einmal das Weite. Als er später seinen Eltern davon erzählen will, glauben die ihm kein Wort. Der nächste Schultag endet für den Viertklässler in einem Desaster. Denn Frau Klawitter hat Emils Trick mit dem zweiten Blatt durchschaut. Die Quittung: eine glatte 6! Frido weiß, was das bedeutet: Noch mehr büffeln, noch mehr Nachhilfe. Emil will seinem Freund unbedingt aus der Patsche helfen, aber der hat eine bessere Idee…

Kurz darauf steht Frido erneut vor dem magischen Spiegelkasten. Er drückt einmal mehr den roten Knopf, sein Ebenbild erscheint und mit einem kräftigen Griff zieht er Frido 2 auch schon von der einen Seite des Spiegels auf die andere. Frido 1 ist begeistert, zumal sein perfektes Gegenüber gleich mal eine Kostprobe seines Könnens gibt und mit links ein paar Mathe-Aufgaben löst.

Der Effekt mit dem Double hat schon Qualitäten eines Terminators, indem sein Gegenüber aus dem Spiegel in die Wirklichkeit tritt, um sich in der Schule zu behaupten und durchzusetzen. So als wäre es sein eigener Astral-Körper, der hier zu ungeahnten Höchstleistungen animiert werden kann. Wie dieser die Schule aufmischt, um dort sein Unwesen zu treiben, ist schon genial erdacht. Das ist Kinoabenteuer pur für sieben bis dreizehnjährige. Aufgaben lösen, die durch sein reales Gegenüber normalerweise nicht gelöst wurden. Doch das zeigt auch, zu welchen enormen Leistungen Kinder in diesem Alter fähig sind. Dass sich die Ellenbogengesellschaft überall behaupten will zum Leidwesen der Schwächsten, das ist schade. Ein ähnlicher Film für die gleiche Altersgruppe, der parallel in die Kinos kommt, heißt “Alfons Zitterbacke” (2019) Regie: Mark Schlichter. Vorlage zum Film war eine DDR-Buchreihe. Auch hier werden Höchstleistungen bei den Kindern abgefordert. Auch hier ist das Ziel, über sich hinaus zu gehen. Mehr ein Jungen-film als dies für Mädchen geeignet wäre, obwohl heutzutage diese Unterscheidungen und Grenzziehungen auch nicht wahr sind und Mädchen wirken in den beiden Filmabenteuern natürlich ebenfalls mit.

Im dtv-Verlag ist ein gleichnamiges Kinderbuch “Unheimlich perfekte Freunde” erschienen. Simone Höft setzt seit vielen Jahren Sach- und Bildergeschichten für das Kinderfernsehen und andere TV-Formate um, verfasst Synchron- und Drehbücher und lebt in Köln. Nora Lämmermann arbeitet als freie Autorin und Dramaturgin in München und schrieb bisher vorwiegend Drehbücher zu Kinofilmen. “Unheimlich perfekte Freunde” ist das erste Kinderbuch, das die beiden zusammen geschrieben haben.

BESETZUNG

Frido … Luis Vorbach
Emil … Jona Gaensslen
Frau Klawitter … Margarita Broich
Gesa … Marie Leuenberger
Michael … Serkan Kaya
Dunja … Cleo Dietmayr
Sebi … Colin Badura
Juli… Sanna Morgenroth
Otto … Xari Wimbauer
Jaro … Pepe Trebs
Bocki … Justus Kaßmann
Emils Mutter … Maja Beckmann
Spiegelkabinettbesitzer …Butz Buse
Sebis Vater … Max von Thun
Direktor … Christian Schneller

STAB

Regie…Marcus H. Rosenmüller
Drehbuch… Simone Höfft, Nora Lämmermann
Produzenten… Benedikt Böllhoff, Max Frauenknecht
Koproduzenten… Al Munteanu, Lars Wiebe
Kamera… Stefan Biebl
Schnitt… Barbara Toennieshen
Szenenbild… Johannes Sternagel
Kostümbild… Walter Schwarzmeier
Maskenbild… Gloria Göschel, Christina Baier
Ton… Michael Vetter
Musik…Andrej Melitta, Ina Meredi Arakelian, Florian Paul

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