PFERDE STEHLEN Ein Film von Hans Petter Moland (Norwegen) nach dem gleichnamigen Roman von Per Petterson


Kinostart 21. November: Drama mit melodramatischen Zügen, Trond sucht die Einsamkeit Norwegens, dafür zieht er in ein kleines Dorf im Wald. Erkennt in seinem Nachbarn einen alten Bekannten aus Jugendtagen. Plötzlich sind seine Erinnerungen an den Nachkriegssommer wieder ganz nah, als Trond 15 Jahre alt war und mit seinem Vater mehrere Wochen beim Holzfällen im Wald verbrachte. Ein Sommer, in dem er mit einem Freund Pferde stahl und sie wieder zurückbrachte. Was er in diesen Jahren entdeckte war seine Jugendliebe. Ein Sommer, in dem auch ein Kind starb, der Freund verschwand und Geheimnisse seines Vaters ans Licht kamen. Es war der Sommer, in dem er seinen Vater das letzte Mal sehen sollte.

„Erinnerungen, die das Bewusstsein fluten und den Schmerz bringen – doch als wie stark dieser empfunden wird, entscheidet man selbst.“

Das ist einer der Sätze in Per Pettersons Roman „Pferde stehlen“, der in 50 Sprachen millionenfach verkauft wurde. Es handelt sich um eines der erfolgreichsten norwegischen Bücher auf dem Gegenwartsmarkt. Der in den USA lebende norwegische Regisseur Hans Petter Moland hat es mit dem Schweden Stellan Skarsgård in der Rolle des alten Trond Sander, inmitten der atemberaubenden Gebirgs- und Flusslandschaft zwischen Norwegen und Schweden verfilmt. Ein Holzfällerfilm wie er im Buche steht, aber mit so viel Feingefühl erzählt wie nur möglich war. Eine Geschichte die dem Lauf der Hölzer durch die Wälder Norwegens folgt, hinab ins Tal am Fluss entlang von Norwegen bis nach Schweden. Eine unscheinbare Grenzregion zweier benachbarter Nationen, die doch so viel gemeinsam haben.

Filmposter

Bei seiner Weltpremiere im Wettbewerb der Berlinale 2019 wurde PFERDE STEHLEN mit dem Silbernen Bären für eine Herausragende Künstlerische Leistung (Kamera) ausgezeichnet. Bei den Amanda Awards auf dem Norwegischen Internationalen Filmfestival Haugesund erhielt der Film fünf Amandas: Bester Norwegischer Film, Beste Regie (Hans Petter Moland), Beste Kamera (Rasmus Videbæk), Beste Musik (Kaspar Kaae) und Bester Nebendarsteller (Bjørn Floberg).

Sicherlich ein lesenswerter Roman, der die norwegische Natur zur Grundlage hat und menschliche Beziehungsgeflechte fortschreibt. Frisch gefällte Baumstämme aus dem Wald werden bis zum nächsten fließenden Gewässer hinab ins Tal transportiert, um von dort aus in einem Rutsch nach Schweden gebracht zu werden. Das hätte ein Heimatfilm nicht besser darstellen können. Auch die akrobatischen Einsätze während sich Baumstämme im Wasser ineinander verhaken  und nur durch menschlichen Einsatz wieder befreit werden, sind atemberaubende szenische Mittel, die zum Einsatz gelangen. Was dagegen schwer fällt und diesen Spielfilm manchmal auch schon wieder zu nachdenklich werden lässt, sind lange Kameraeinstellungen mit Nahaufnahmen der Darsteller in der Art von “Stillstands”. Mir scheint, als seien das Kinderkrankheiten innerhalb der Szenografie, deren sich die filmkünstlerisch schaffenden Skandinavier längst entledigt hätten. Das Klischee vom bösen Deutschen, der in Nazikleidung die Harmonie stört und das friedfertig einfältige Holzfällerleben in den Wäldern Norwegens unterbricht, ist aufschlussreich für den Zuschauer und hat sicherlich seine Berechtigung, um in dieser Form gespielt zu werden. Dem Film verhilft die Szene mit den Nazis auf Motorrädern zu einem Spannungsschub. Dennoch frage ich mich, zu welchem Ergebnis eine weitere Adaption des gleichen Stoffes bei einer Neuverfilmung kommen würde? 

Die Vorführung in Originalsprache mit deutschen Untertiteln (OmU) war sehr eindrücklich, die Sprache klang sehr Schwedisch lastig, obwohl es sich um eine norwegische Produktion handelt. Wobei beide Sprachen ähnlich klingen, da viele Wörter und Ausdrücke gemeinsam sind.  Auch Hauptdarsteller Stellan Skarsgård ist gebürtiger Schwede. Insofern ist “Pferde stehlen” ein bilateraler Beitrag, der zum besseren Verständnis zwischen Nachbarn steht. 

Zur Filmwebsite: Pferde stehlen   Spieldauer: 122 Minuten    FSK: ab 12 Jahren   Verleih: weltkino   Originaltitel: Ut og stjæle hester Herstellungsland u. Produktionsjahr: Norwegen 2019   Genre: Drama  Sprachfassung: Deutsch od. OmU   Format: DCP / Blu-ray   Kinostart: 21. November 2019       

CAST

Stellan Skarsgård Trond Sander
Bjørn Floberg Lars Haug
Tobias Santelmann Tronds Vater
Jon Ranes Trond, 15 Jahre
Danica Curcic Jons Mutter
Pål Sverre Hagen Jons Vater

CREW

Regie Hans Petter Moland
Produktion Turid Øversveen, Håkon Øverås
Drehbuch Hans Petter Moland
Koproduzenten Marie Gade Dennesen, Lizette Jonjic, Peter Possne
Ausführende Produzenten Lene Korslund, Karin Julsrud, Axel Helgeland, Anders Kjærhauge, Håvard Gjerstad, Knut Ola Evensen
Kamera Rasmus Vidbæk

CREW Forts.

Schnitt Jens Christian Fodstad, Nicolaj Monberg
Regieassistenz Tom Beachman, Dominique Delany
Casting Celine Engebrigtsen
Produktionsleiter Vigdis Roset
Szenenbild Jørgen Stangebye Larsen
Musik Kaspar Kaae
Ton Gisle Tveito
Spezialeffekte Oleg Godickij, David Peter
Kostüme Anne Pedersen
Maske Dorte Pedersen, Egle Mikalauskaité-Griciené
Herstellungsleitung Tessa Eggesbø
Postproduktion Line Plougsbæk
Produktionsfirma 4 ½ Fiksjon AS
Koproduktion Helgeland Film, Zentropa, Zentropa Sweden, Nordisk Film, Film i Väst

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